31.07.2015

Schmiergeld-Skandal um AKW Angra
1,2 Millionen Euro für Chef von Eletronuclear

AKW Angra, Brasilien - Foto: Sturm, Creative-Commons-Lizenz 'Namensnennung 3.0 nicht portiert'
Brasilia (LiZ). Das seit Jahrzehnten dahin dümpelnde Projekt eines dritten Reaktors am Standort des brasilianischen AKW Angra wird von einem Schmiergeld-Skandal erschüttert. Othon Luiz Pinheiro da Silva, Chef des staatseigenen Konzerns Eletronuclear, wurde am Dienstag festgenommen.

Pinheiro da Silva wird der Annahme von umgerechnet 1,2 Millionen Euro (4,5 Millionen Reais) Schmiergeld angeklagt. Für das Geld soll er Baufirmen bei der Auftrags-Vergabe bevorzugt haben. Laut Ermittlungen der brasilianischen Bundespolizei handelt es sich um Vorgänge in den Jahren 2009 bis 2014. Nach Insider-Informationen hat die Korruption um das AKW Angra allerdings längst zweistellige Millionen-Summen erreicht.

Für das AKW-Projekt Angra III hatte schon die "rot-grüne" Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder und Atom-Minister Jürgen Trittin vor mehr als zehn Jahren Hermes-Bürgschaften in Aussicht gestellt (Siehe unsere Artikel v. 27.07.2003 und v. 15.06.2004). In Bau ist Angra III bereits seit 1984. Nach einem Bau-Stop im Jahr 1986 wurde 2007 unter dem pseudo-sozialistischen Präsidenten Lula da Silva (2003 - 2011) der Weiterbau an Angra III beschlossen und die Arbeiten wurden 2010 wieder aufgenommen. Noch bis Sommer vergangenen Jahres war von einer Fertigstellung bis 2018 die Rede. Seit September 2014 wird offiziell als Fertigstellungs-Termin 2019 angegeben.

Schon seit 1975 gab es - vor allem im Interesse des damals in der Atom-Technologie engagierten Konzerns Siemens - ein deutsch-brasilianisches Abkommen, das für den Bau der ersten beiden Atom-Reaktoren des AKW Angra rund 190 Kilometer südwestlich von Rio de Janeiro entscheidend war.

2013 kam der französische Nuklear-Konzern Areva ins Spiel, nachdem sich Siemens aus dem Atom-Geschäft zurückgezogen hatte. Areva schloß mit Eletronuclear einen Vertrag über 1,25 Milliarden Euro für die Umrüstung von Angra III auf eine moderne elektronische Steuerung. Wenig Interesse haben die durchweg korrupten brasilianischen Regierungen gleich welcher Couleur in den vergangenen Jahrzehnten an der Entwicklung der erneuerbaren Energien gezeigt. Ein riesiges Potential liegt damit brach. Statt dessen wurden umweltschädliche Mega-Wasserkraft-Projekte im sensiblen Amazonas-Gebiet rücksichtslos gegen die lokale Bevölkerung vorangetrieben. Das Land könnte in wenigen Jahren auf eine dezentrale Versorgung aus Kleinwasserkraftwerken, Photovoltaik, Windkraft und Biomasse umgestellt werden.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Warnung vor AKW Angra
      Der Wahnsinn der Hermes-Bürgschaften (4.03.12)

      Blackout in Brasilien
      "Das sicherste Stromnetz der Welt"
      und die Atombombe (11.11.09)

      "Panne" in brasilianischem AKW
      6 MitarbeiterInnen verstrahlt (27.05.09)

      Regenwaldvernichtung durch europäische Nachfrage angeheizt
      Brasilianische Umweltministerin Marina Silva tritt zurück (15.05.08)

      EURATOM,
      Milliarden-Subventionen und die Bombe (22.04.09)

      Brasiliens Präsident Lula auf dem Atom-Trip
      Ein weiterer Irrer giert nach der A-Bombe (11.07.07)

      Brasiliens Wiedereinstieg in die Atomenergie
      Pläne für drei Atomkraftwerke (26.06.07)

      Brasilien: Atomkraft ohne Rücksicht (28.01.07)

      Hermes-Bürgschaften für AKWs in China
      Siemens und "Rot-Grün" Hand in Hand (7.12.04)

      Klage gegen "Rot-Grün" wegen Hermes-Bürgschaften
      (15.06.04)

      EURATOM-Täuschung
      und weitere Atom-Subventionierung (27.07.03)