4.03.2014

Asse II darf absaufen
Hendricks outet sich als Atom-Ministerin
in der Nachfolge von Franz Josef Strauß

Atom-Ministerin Barbara Hendricks - Collage: Samy
Wolfenbüttel (LiZ). Bei einer Visite des "Versuchs-Endlagers" Asse II erwies sich die als "Umweltministerin" deklarierte Barbara Hendricks ihrer AmtsvorgängerInnen würdig: Die seit Jahren versprochene Bergung des Atommülls aus dem vom Absaufen und Einsturz bedrohten ehemaligen Kali- und Salzbergwerk bei Wolfenbüttel könne "aus technischen Gründen" nicht vor 2033 beginnen.

In den Schächten in rund 500 bis 800 Meter Tiefe lagern rund 126.000 Fässer mit radioaktivem Müll, die sich wegen unsachgemäßem Abkippen und zutretender Feuchtigkeit mehr und mehr zersetzen. Im Jahr 2007 wurde öffentlich bekannt, daß bereits seit 1988 Wasser in die Stollen von Asse II eindringt. Der Zufluß hat sich auf insgesamt zwölfeinhalb Kubikmeter pro Tag ausgeweitete. Über Jahre hin war die Tatsache von Seiten des Betreibers geleugnet worden. Im Januar 2010 wurde nach jahrelanger Verzögerungstaktik offiziell verkündet, daß der Atommüll, der das Grundwasser gefährdet, geborgen werden solle (Siehe unseren Artikel v. 15.01.10). Doch seitdem wird das Spiel mit weiteren Verzögerungstricks fortgesetzt.

Offensichtlich ist, daß weder Parteien-Politik noch Verursacher des Atommülls - Strom-Konzerne und Bundeswehr - ernsthaft in Erwägung ziehen, die Bergung tatsächlich anzugehen. Schließlich geht es um mehrere Milliarden Euro an Kosten. Dabei stellt der unsachgemäß abgekippte Atommüll eine Gefahr für das Grundwasser dar und hinzu kommt, daß beim jetzigen Zustand durch die nach oben entweichende Abluft eine erhöhte Krebsrate in der Umgebung von Asse II zu verzeichnen ist (Siehe unseren Artikel v. 25.11.10).

Bei ihrer Ankunft bei der einst als "Versuchs-Endlager" gepriesenen Grube in der Nähe von Wolfenbüttel wurde Hendricks heute (Dienstag) von teils wütenden DemonstrantInnen empfangen. "Minister kommen, Minister gehen, die Asse haben sie alle gesehen," war auf einem Schild zu lesen. Viele hofften noch auf eine weitere Ankündigung, der Atommüll werde bald geborgen.

Doch Atom-Ministerin (Siehe unsere Artikel v. 16.05.12) Hendricks scheint weitere Vertröstungen nicht mehr für nötig zu erachten und erklärte, die versprochene Bergung werde "aus heutiger Sicht" nicht vor 2033 beginnen. Aus wissenschaftlicher Sicht muß daher damit gerechnet werden, daß bis 2033 von Asse II nur noch ein Krater übrig ist - so wie von den beiden benachbarten Schächte Asse I und Asse III. Auch von dem weniger als zehn Kilometer entfernten Salzbergwerk Hedwigsburg war nur ein wassergefüllter Krater übrig geblieben.

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Rückholung des Atommülls weiter verzögert
      BfS bereitet stattdessen Flutung vor (31.05.12)

      War Röttgen ein deutscher Umweltminister?
      Die Rolle politischer Illusionisten (16.05.12)

      Röttgen verplappert sich:
      Illegaler Bau im Gorlebener Salzstock (2.01.12)

      Bergung des Atom-Mülls aus Asse II
      weiter verzögert
      Bundes-"Umwelt"-Ministeriumn betreibt Obstruktion
      (8.12.11)

      Atommüll-Endlager in Deutschland?
      EU macht Druck (20.07.11)

      Stark erhöhte Radioaktivität
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (14.04.11)

      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Wasserzutritt verdoppelt (15.12.10)

      Erhöhte Krebs-Rate
      um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)

      In Asse II wird probegebohrt
      Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)

      Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
      Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Decke eingestürzt (9.10.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich
      (2.10.09)

      Verstärkter Laugeneinbruch
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)

      Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
      im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
      MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)

      Asse II: Strom-Konzerne drückten
      die Sicherheits-Standards (3.06.09)

      Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
      Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
      in den Inventar-Listen (7.05.09)

      Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
      (29.04.09)

      Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
      Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an
      (24.04.09)

      Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
      Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)

      Versuchslager Asse II
      Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)

      Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
      Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)

      Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
      Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)

      Asse II: Der Wechsel zum BfS ist nur Pop
      Rückholung des radioaktiven Mülls bislang nicht geplant
      (5.09.08)

      Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II
      nicht länger geleugnet
      Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar"
      Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08)

      Verdacht auf hochradioaktiven Müll
      im Versuchslager Asse II
      "Brennstäbe in Blechdosen" (29.07.08)

      Skandal-Grube Asse II
      Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)

      Drohende Umweltkatastrophe
      durch Atom-Lagerstätte Asse
      Gabriel räumt Gefahren ein (21.11.07)

      Endlager-Wahnsinn (28.02.01)

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Folge 12 der Info-Serie Atomenergie