5.06.2011

Merkel seit mindestens 32 Jahren
lernresistent

Merkel hetzt Deutschland zum Turbo-Ausstieg Frankfurt a.M. (LiZ). Eine Leserin wies uns darauf hin, daß wir bei unserer Berichterstattung zu dem von Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündeten "Atom-Ausstieg" bislang einen Aspekt übersehen haben: Die Unterscheidung zwischen alten und "neueren" Reaktoren bezüglich des Restrisikos ist seit 32 Jahren belanglos.

Eine Grundlage der von Bundeskanzlerin Angela Merkel in den vergangenen Tagen getroffenen Unterscheidung zwischen "Altmeilern" und "neueren Kernkraftwerken" bei dem angekündigten "Atom-Ausstieg" besteht in der Annahme, daß das Restrisiko bei letzteren tolerierbar sei. Diese Annahme ist jedoch spätestens seit 1979 hinfällig.

Der Super-GAU im US-amerikanischen AKW Harrisburg am 28. März 1979 fand in Reaktor 2 des offiziell als "Three Mile Island" bezeichneten Atomkraftwerks statt. Dieser Reaktor war erst im Jahr zuvor in Betrieb genommen worden.

Die "neueren" Reaktoren, die laut dem unverbindlichen Versprechen von "Schwarz-Gelb" in den Jahren zwischen 2015 und 2022 stillgelegt werden sollen, stammen samt und sonders aus den Jahren 1981 und 1989. Es entbehrt daher nicht einer gewissen Komik, wenn die Reaktoren Grafenrheinfeld (Betriebsbeginn: Dezember 1981), Gundremmingen B (Betriebsbeginn: März 1984), Grohnde (Betriebsbeginn: September 1984), Gundremmingen C (Betriebsbeginn: November 1984), Philippsburg II (Betriebsbeginn: Dezember 1984), Brokdorf (Betriebsbeginn: Oktober 1986), Isar II (Betriebsbeginn: Januar 1988) und Neckarwestheim II (Betriebsbeginn: Januar 1989) als "neuere" bezeichnet werden.

Der Super-GAU im AKW Fukushima Daiichi, dessen sechs Reaktorblöcke in den Jahren 1970 bis 1979 in Betrieb gingen, hat nun angeblich gezeigt, daß das Restrisiko bei Atomkraftwerken dieses Alters nicht toleriert werden kann. Doch dann hat bereits der Super-GAU im AKW Harrisburg gezeigt, daß das Restrisiko selbst bei neuen Atomkraftwerken nicht tolerierbar ist. Menschliche Fehler können niemals ausgeschlossen werden. Atomenergie jedoch toleriert keine Fehler.

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Merkels "Atom-Ausstieg"
      optisch aufgehübscht (3.06.11)

      Merkels "Atom-Ausstieg"
      Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren
      Wie Kretschmann 2002 einen
      "politischen Selbstmord" überlebte (30.05.11)

      160.000 DemonstrantInnen in 21 Städten
      für Atom-Ausstieg auf der Straße (28.05.11)

      20.000 beim AKW Beznau
      Größte Schweizer Anti-AKW-Demo seit 25 Jahren
      (22.05.11)

      Anti-AKW-Referendum in Sardinien
      97,64 Prozent gegen Wiedereinführung (17.05.11)

      Atom-Ausstieg teuer?
      Im Gegenteil: Ersparnis von jährlich
      mehr als 8 Milliarden Euro (10.05.11)