7.07.2014

Löcher im AKW Leibstadt
Feuerlöscher falsch montiert

AKW Leibstadt - Foto: Adriana Ascoli
Aarau (LiZ). Im Schweizer AKW Leibstadt befinden sich Löcher im Stahlmantel des Containments. Diese wurden offenbar bereits vor geraumer Zeit beim Anbringen von Feuerlöschern gebohrt. Der angeblich hohe Sicherheitsstandard im AKW ist offenkundig ebenso löchrig.

Erst am 18. Juli sollen die Löcher, die den mehrere Zentimeter dicken Stahlmantel des Containments vollständig durchdringen, "repariert" werden. Das 'Eidgenössische Nuklear-"Sicher­heits"-Inspektorat (EN"S"I) erachtet es nicht für nötig, das AKW vom Netz zu nehmen - angeblich sei man aber mit dem Betreiber-Konzern (verbal) "hart ins Gericht" gegangen.

Karin Giacomuzzi, Sprecherin des AKW Leibstadt, erklärte, bei einem Kontrollgang sei festgestellt worden, daß die "seinerzeit" in die Containment-Wand gebohrten Löcher "unsachgemäß" seien. Wann die Löcher gebohrt wurden, scheint das Personal im AKW Leibstadt noch nicht herausgefunden zu haben. Verlautbart wurde in aller Gemütlichkeit, die Löcher würden Mitte Juli "gestopft". Eine Meldung an die Atom-Aufsicht ENSI sei bereits am 24. Juni erfolgt.

Die Löcher im Containment stünden in keinem Zusammenhang mit der Schnellabschaltung vom Samstag, 5. Juli, teilte die Leitung des AKW Leibstadt heute (7.07.14) außerdem mit. Selbst das ENSI, das in der Vergangenheit jeden Konflikt mit den Betreiber-Konzernen der fünf Schweizer Atom-Reaktoren vermied, erklärte, die Löcher wiesen auf ein "bedeutendes Defizit im organisatorischen Bereich hin".

Florian Kasser von Greenpeace Schweiz sagte: "Daß Mitarbeiter unentdeckt Löcher in eine der wichtigsten Sicher­heitseinrichtungen des Atomkraftwerks Leibstadt bohren konnten, ist absolut haarsträubend. Eine derartige Beschädigung des Sicherheitsbehälters muß sofort zu einer Abschaltung des Atomkraftwerks führen." Es sei unverständlich, daß das ENSI einen Weiterbetrieb des AKW über mehrere Wochen zulasse. Diese Einschätzung ist auch ganz unabhängig von der Vermutung, daß wegen des beim Normalbetrieb aufrechterhaltenen Unterdrucks im Containment bislang nicht mehr Radioaktivität in die Umgebung abgegeben wurde als üblich.

Von deutscher Seite äußerte sich Landrat Tilman Bollacher, er sei bisher immer davon ausgegangen, daß "der Sicherheitsstandard im Kernkraftwerk Leibstadt hoch" sei. In einem Schreiben an das ENSI forderte Bollacher, die Aufsichtsbehörde solle das "Menschenmögliche" dazu beitragen, daß die "Sicherheitskultur weiter verbessert" werde - bei einem Weiterbetrieb des AKW nicht weit von der Mündung der Aare in den Rhein.

 

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