8.06.2015

Menschenkette im lothringischen Bure
Protest gegen Atommüll-Endlager-Projekt

Menschenkette in Bure - Foto: Christo Miche
Nancy (LiZ). Mit einer Menschenkette protestierten rund 2000 Menschen gegen das französische Endlager-Projekt. Im kleinen lothringischen Bure soll der radioaktive Müll aus den 19 Atomkraftwerken 500 Meter tief vergraben werden. Mit der Aktion konnte die französische Anti-Atom-Bewegung in Zusammenarbeit mit lokalen Bürgerinitiativen die öffentliche Aufmerksamkeit auf die in Frankreich wenig reflektierte und weltweit ungelöste Endlager-Problematik lenken.

Neben TeilnehmerInnen aus vielen französischen Landesteilen (Alsace, Montpellier, Angers), kamen BelgierInnen, LuxemburgerInnen und Deutsche zu der Menschenkette nach Bure und auch ein Pulk aus Traktoren bezeugte die Unterstützung durch LandwirtInnen Lothringens. Aus mehreren Richtungen waren in einem Sternmarsch Menschen zum umzäunten Gelände des "Endlager-Projekt" gekommen, wo sie sich - stellenweise in zwei bis drei Reihen - zur Menschenkette formierten.

Menschenkette in Bure - Foto: Christo Miche
Auf Schildern und Transparenten stand "Kein Atomklo Bure" oder "Stoppt die Nuklear-Industrie!" Corinne Francois von der Organisation 'Bure Stop" wertete die Menschenkette, die erstmals Menschen in dieser Zahl in die abgelegene Gegend im Nord-Osten Frankreichs mobilisiert hatte, als großen Erfolg. "Dieses Projekt birgt noch eine ganze Reihe von ungelösten Problemen. Grünes Licht wäre absurd und gefährlich", warnte sie.

Obwohl von Seiten der Anti-Atom-Initiativen ausdrücklich um parteipolitische Zurückhaltung gebeten worden war, drängte sich Denis Baupin, EELV-Politiker und Abgeordneter der Nationalversammlung, als "Stargast" vor TV-Kameras und Mikrophonen in den Vordergrund. Zusammen mit den EELV-PolitikerInnen Julien Vicq und Marianne Isler an seiner Seite versuchte Baupin vergessen zu machen, daß seine pseudo-grüne Partei-Genossin Dominique Voynet als "Umwelt"-Ministerin das Dekret zur Genehmigung des Projekts in Bure unterzeichnet hatte.

Die französische Anti-Atom-Bewegung hatte Klage gegen das "Endlager-Projekt" Bure eingereicht. Nachdem diese Ende März abgewiesen wurde, hat sie Berufung eingelegt. Hauptargument gegen die ANDRA, die französische Behörde für den Atommüll, ist eine falsche Deklaration der Dicke der Opalinuston-Schicht - diese ist nach Untersuchungen unabhängiger WissenschaftlerInnen deutlich weniger stark als die offiziell angegeben 130 Meter. Neben dieser "Lüge" der ANDRA weist der lokale Widerstand auf falsche Angaben über Grundwasser-Ströme und Thermalwasser-Vorkommen hin.

Seit 1994 verfolgt die französische Regierung den Plan, in dem kleinen lothringischen Ort Bure ein Endlager für den hochradioaktiven Müll der französischen Atomkraftwerke auszuweisen. Bislang wurden in das "Endlager-Projekt" mehr als 1,5 Milliarden Euro gesteckt. Offiziell waren die knapp 500 Meter unter der Erdoberfläche gegrabenen Gänge unterhalb des lothringischen Bure bis zum Jahr 2012 als Versuchslabor deklariert - ein Labor, in dem angeblich untersucht werden sollte, ob die Lagerung von Atommüll in Opalinuston möglich ist. Eine Entscheidung für Bure als "Endlager-Standort" sei damit nicht getroffen, hieß es immer. Alternative Standorte wurden aber nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Für 2017 ist der offizielle Baubeginn vorgesehen. Ab 2025 soll das "Endlager" einen ersten Probebetrieb aufnehmen.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

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      Atommüll-Desaster
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      Deutschland sitzt auf einer Zeitbombe (19.11.14)

      Zahl der beschädigten Atommüll-Fässer
      steigt sprunghaft (18.11.14)

      Protest-Aktion gegen Uran-Transporte
      durch Hamburger Hafen (10.11.14)

      Einsprüche gegen niederländisches Atommüll-Lager
      noch bis 5. November möglich (1.11.14)

      Kein Feigenblatt für Atommüll-Endlager-Kommission
      Verbände lehnen Anhörung ab (29.10.14)

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      ... 38, 55, 102 (10.10.14)

      "Zwischenlager" Brunsbüttel
      Nach 38 jetzt 55 rostige Atommüll-Fässer (25.09.14)

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      10, 18, 28, 38 - und wie geht's weiter? (12.09.14)

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      Schlag gegen die Anti-AKW-Bewegung (19.05.14)

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      Salz als "Endlager"-Medium ungeeignet (25.04.14)

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      Ursachen, Betroffene, Folgen... (30.03.14)

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      Ziel bleibt Gorleben (14.06.13)

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      Greenpeace: Gorleben als Endlager
      genügt nicht einmal behördlichen Sicherheitsstandards
      (26.09.12)

      Im Salz unter Gorleben
      wird illegal weitergebaut (20.08.12)

      BI Lüchow Dannenberg warnt
      vor neuem Endlagersuchgesetz (29.07.12)

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      Gorleben: Atomarer Irrweg wird fortgesetzt
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      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Rückholung des Atommülls weiter verzögert
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      Die Rolle politischer Illusionisten (16.05.12)

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      Endlagersuche in der Schweiz
      20 "Standortareale" - ein Ziel: Benken (19.01.12)

      Röttgen verplappert sich:
      Illegaler Bau im Gorlebener Salzstock (2.01.12)

      Geologe warnt
      vor geplantem "Endlager" Gorleben (13.12.11)

      Bergung des Atom-Mülls aus Asse II
      weiter verzögert
      Bundes-"Umwelt"-Ministeriumn betreibt Obstruktion
      (8.12.11)

      Strahlen-Skandal Gorleben
      Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages
      widerspricht Landesregierung (20.11.11)

      Genehmigung für CASTOR-Transport
      trotz Strahlen-Skandal (31.10.11)

      Strahlen-Skandal in Gorleben
      Grenzwert am Zaun bereits seit 2003 überschritten
      (30.09.11)

      Radioaktiver Müll in Gorleben
      hohe Strahlenbelastung am Zaun (25.08.11)

      Atommüll-Endlager in Deutschland?
      EU macht Druck (20.07.11)

      Atommüll-Endlager in der Schweiz?
      Unmögliches soll realistisch erscheinen (12.07.11)

      13. CASTOR nach Gorleben
      angekündigt (3.06.11)

      Gorlebener Salzstock vielfach angebohrt
      Der Berg schlägt zurück (15.04.11)

      Stark erhöhte Radioaktivität
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (14.04.11)

      Drei Monate Denkpause
      auch für Gorleben? (30.03.11)

      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Wasserzutritt verdoppelt (15.12.10)

      Erhöhte Krebs-Rate
      um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)

      Parteitag der Pseudo-Grünen
      Gorleben als Verhandlungsmasse (21.11.10)

      Neue wissenschaftliche Studie:
      AKW und tote weibliche Embryos (19.11.10)

      Akten über Explosion im Jahr 1969
      Erdgas unter Gorleben (13.09.10)

      Weiterer Erfolg des Gorleben-Widerstands:
      Verwaltungsgericht Lüneburg stoppt Datensammlung
      (4.09.10)

      CASTOR-GegnerInnen siegen
      vor Bundesverfassungsgericht (26.08.10)

      Der Endlager-Schwindel
      Greenpeace veröffentlicht Akten zu Gorleben (13.04.10)

      In Asse II wird probegebohrt
      Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)

      Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
      Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)

      Endlager-Standort Gorleben
      Bei der Auswahl spielte Geologie kaum eine Rolle (10.01.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Decke eingestürzt (9.10.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich (2.10.09)

      Verstärkter Laugeneinbruch
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)

      Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
      im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
      MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)

      Desinformation in der 'Badischen Zeitung'
      Die Schweizer Endlager-Suche (18.06.09)

      Asse II: Strom-Konzerne drückten
      die Sicherheits-Standards (3.06.09)

      Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
      Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
      in den Inventar-Listen (7.05.09)

      Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
      (29.04.09)

      Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
      Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an
      (24.04.09)

      Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
      Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)

      Versuchslager Asse II
      Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)

      Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
      Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)

      Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
      Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)

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      Atom-Endlager in Benken (20.09.08)

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      Rückholung des radioaktiven Mülls bislang nicht geplant
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      Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II
      nicht länger geleugnet
      Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar"
      Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08)

      Verdacht auf hochradioaktiven Müll im Versuchslager Asse II
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      Skandal-Grube Asse II
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      Endlager-Pläne in Ton zerbröseln
      Konsequenzen für Benken (Schweiz) und Bure (Frankreich)
      (4.01.08)

      Drohende Umweltkatastrophe durch Atom-Lagerstätte Asse
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      Uran aus der Atombomben-Mine Shinkolobwe (7.11.07)

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      ZDF: 3 Tote bei Atom-Unfällen (12.06.07)

      Die US-"Endlager"-Pläne und die Schoschonen (10.09.03)

      Endlager-Wahnsinn (28.02.01)

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Info-Serie Atomenergie - Folge 12