1.10.2016

5000 bei Anti-AKW-Demo in Flamanville
gegen EPR und für sofortigen Atom-Ausstieg

Demo am AKW Flamanville, 1.10.2016 - Foto: Emmanuel Brossier - Creative-Commons-Lizenz Nicht-Kommerziell 3.0
Le Havre (LiZ). Über 5000 DemonstrantInnen haben heute am Standort des AKW Flamanville am Ärmelkanal gegen den Weiterbau des EPR-Atom-Reaktors protestiert. Nach derzeitigem Stand wird das Projekt sicher nicht vor 2019 fertiggestellt werden. Eine der Forderungen lautete, die Regierung solle die weiteren für das EPR-Projekt Flamanville vorgesehenen mindestens drei Milliarden Euro lieber in den Ausbau der erneuerbaren Energien stecken.

Tausende Anti-AKW-DemonstrantInnen verließen den Strand von Siouville-Hague am Ärmelkanal gegen 14 Uhr und erreichten das Gelände des AKW Flamanville gegen 17 Uhr. Über zwei Jahre lang hatte das Bündnis der Anti-AKW-Gruppen Ostfrankreichs die Kundgebung für die beiden Tage 1. und 2. Oktober vorbereitet. Vor zehn Jahren, am 15. April 2006, hatten über 30.000 Menschen in Cherbourg gegen das EPR-Projekt demonstrierten.

Die beiden Prestige-Projekte, mit denen die EdF und Areva der Welt beweisen wollten, daß die neue Atom-Reaktor-Linie vom Typ EPR "schlüsselfertig" zum Festpreis von 3,2 Milliarden Euro pro Reaktor angeboten werden könne, haben sich mittlerweile als Flop herausgestellt. Das EPR-Projekt im finnischen Olkiluoto wurde 2005 begonnen und sollte bis 2011 fertiggestellt sein. Bei dem in Flamanville 2006 begonnenen EPR-Projekt war anfangs die Rede von einer Fertigstellung bis 2012. Mittlerweile ist zumindest sicher, daß der EPR-Atom-Reaktor Flamanville nicht vor 2019 ans Netz gehen wird. Beide EPR-Projekte haben nach offiziellen Angaben längst mehr als dreimal so viel Geld verschlungen wie ursprünglich veranschlagt und die 10-Milliarden-Euro-Marke wurde im Falle des Projekts Olkiluoto 2014 und im Falle des Projekts Flamanville 2015 überschritten (Siehe unseren Artikel v. 3.09.15).

So hatten sich die OrganisatorInnen der heutigen Demo die Ziele gesetzt, zum einen gegen den Weiterbau am EPR-Projekt zu protestieren und zum anderen die vielfältigen, sich von Jahr zu Jahr häufenden und nicht zu leugnenden Mißstände, Pannen und Fehlkonstruktionen auf der EPR-Baustelle zu kritisieren. Vor einem Jahr hatte sich herausgestellt, daß der Stahl des bereits eingebauten Reaktordruckbehälters nicht den behördlichen Vorgaben entspricht (Siehe unseren Artikel v. 8.04.15).

"Flamanville ist das Mahnmal des Zusammenbruchs der französischen Atomenergie-Systems. 32 der 58 französischen Atom-Reaktoren für die Stromproduktion weisen heute Anomalien auf. Dies stellt die behauptete Sicherheit in Frage. Wir sind hier, um vom Staat zu fordern, daß er seine Verantwortung übernimmt und die Atom-Reaktoren abschaltet, um die Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Wir sind heute jedoch noch weit davon entfernt, daß die im Erneuerbare-Energien-Gesetz formulierten Ziele erreicht werden können," sagte Florence de Bonnafos von Greenpeace Frankreich in ihrer Rede auf der heutigen Demo.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

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