15.04.2011

Gorlebener Salzstock vielfach angebohrt
Der Berg schlägt zurück

Ausgebauter Salzstock Gorleben Gorleben (LiZ). Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg wartet mit neuen Informationen auf. Der Kulturhistoriker Dr. Ulrich Reif fand heraus, daß fünf Bergbaugesellschaften zwischen 1907 und 1929 mindestens acht Tiefbohrungen direkt im Bereich des Salzstocks Gorleben-Rambow oder in dessen unmittelbarer Nachbarschaft niedergebracht hatten. Die KritikerInnen des atomaren Endlager-Projekts werten dies als weiteren Beweis, daß der Salzstock nicht für die Aufnahme hochradioaktiven Mülls geeinget ist.

Als eine der unbedingten Voraussetzungen für ein Atommüll-Endlager gilt seit den 1970er Jahren, daß eine unterirdische Lagerstätte "unverritzt" sein müsse. Dies bedeutet, daß keine unkontrollierbaren Nebenzugänge existieren dürfen, über die Radioaktivität in die Bioshäre gelangen kann. Die neuen Untersuchungsergebnisse beweisen jedoch, daß der Salzstock Gorleben nicht "unverritzt" ist.

Bislang wiesen die KritikerInnen des atomaren Endlager-Projekts Gorleben darauf hin, daß der Salzstock direkten Kontakt zum Grundwasser hat, daß es Gaseinschlüsse gibt und daß sich in unmittelbarer Nähe des Salzstocks Erdgasfelder befinden. "Nun wird auch das Top-Kriterium für die Auswahl Gorlebens als Endlagerstandort, die angebliche Unverritztheit, erschüttert," komentiert Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI Umweltschutz Lüchow Dannenberg den Fund in alten Archiven.

Der Kulturhistoriker Dr. Ulrich Reif stieß bei seinen Recherchen zum "Kalifieber" zu Beginn des letzten Jahrhunderts darauf, daß nicht weniger als fünf Bergbaugesellschaften zwischen 1907 und 1929 "mindestens acht Tiefbohrungen auf Kali beziehungsweise Erdöl direkt im Bereich der Salzstruktur Gorleben-Rambow oder in deren unmittelbarer Nachbarschaft" niedergebracht hatten. Teufen von 481, 840 und 1035 Metern wurden erreicht. Dabei wurden Bohrlöcher nicht ordnungsgemäß verfüllt. Reiff fand zum Teil chaotische Zustände vor: So blieb etwa wegen Insolvenzen das Bohrgestänge in den Bohrlöchern. Schon damals, so schließt Reiff aus den historischen Protokollen aus dem Jahr 1907, warnten Revierbeamte und Bergamt vor der "großen Gefahr durch eindringendes Wasser". Daß auch in den 1960er Jahren Tiefbohrungen in den Salzstock Gorleben bei der Suche nach großen Trinkwasservorräten vorgenommen wurden, hatte der Hydrogeologe Prof. Dr. Dieter Ortlam bereits im Juli 2009 bestätigt.

Mit Blick auf neue Hiobsbotschaften aus dem maroden Atommülllager Asse II bei Wolfenbüttel, in dem die Radioaktivität vor einer Einlagerungskammer stark gestiegen ist, warnt BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: "Der Berg schlägt zurück". Bisher wurden die sich aufdrängenden Parallelen zwischen der Asse II, das als Pilotprojekt zu Gorleben dienen sollte, und dem Salzstock im Wendland von offizieller Seite vom Tisch gewischt. "Nachrichten aus der Asse II nehmen wir auf wie Nachrichten der fernen Zukunft Gorlebens. Immerhin hat die Physikalisch-Technische Bundesanstalt nach Auswertung von Tiefbohrungen im Raum Gorleben eingeräumt, daß nach rund 700 bis 1.100 Jahren kontaminiertes Wasser austreten könnte. Das gilt es zu verhindern."

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Stark erhöhte Radioaktivität
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      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Wasserzutritt verdoppelt (15.12.10)

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      gegen Wiederwahl Annette Schavans in Parteivorstand
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      zur Rückholbarkeit des radioaktiven Mülls
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      Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich
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      Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
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      in den Inventar-Listen (7.05.09)

      Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
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      (24.04.09)

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      Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)

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      Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar"
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      Der deutsche "Atom-Ausstieg"
      Folge 2 der Info-Serie Atomenergie

      Die Subventionierung der Atomenergie
      Folge 3 der Info-Serie Atomenergie

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Folge 12 der Info-Serie Atomenergie