2.05.2010

Chile: Kohlekraftwerks-Projekte
bedrohen Humboldt-Pinguin

Humboldt-Pinguin Santiago de Chile (LiZ). Drei Kohlekraftwerke sind an der für die marine Flora und Fauna besonders wichtigen Küste der nordchilenischen Region Coquimbo geplant. Dort leben noch rund 12.000 Exemplare der vom Aussterben bedrohten Humboldt- Pinguine. Der Strom der Kohlekraftwerke soll dazu dienen, Kupferminen in den Anden zu betreiben. Nicht nur für die Pinguine wäre das Projekt katastrophal, auch die Bevölkerung sieht ihre Lebensgrundlagen bedroht. Die lokale Bürgerbewegung MODEMA leistet seit Jahren dagegen erfolgreich Widerstand, doch der neue chilenische Präsident Sebastián Piñera will das Projekt vorantreiben.

Humboldt-Pinguine jagen Fische überwiegend im Flachwasser und nisten in unterirdischen Bauten, Höhlen oder Spalten an der Küste. Das Kohlekraftwerks-Projekt hätte drastische Folgen für das Ökosystem. Auch die lokale Bevölkerung ist stark betroffen. Verschiedene unabhängige Gutachten bestätigen die Befürchtungen der Einwohner, die sich in der Bürgerbewegung MODEMA (Movimiente Defenso Media Ambiente) organisiert haben.

Bei den geplanten Kohlekraftwerken soll lediglich veraltete Technik und keineswegs Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt werden. Statt einem Wirkungsgrad von 80 bis 90 Prozent, kann so nur rund 30 Prozent erzielt werden. Die Stromerzeugung durch Kohle ist auf diese Art extrem klimaschädlich. Für die Kühlung der Kraftwerke soll Meerwasser verwendet werden, das in der Folge aufgeheizt wird. Das bedroht nicht nur die Meeresfauna- und Flora, sondern auch die lokale Fischerei und den Tourismus. Zudem ist der Bau von zwei Häfen geplant, wo die aus Autralien importierte Kohle umgeschlagen werden soll.

Aufgrund der Proteste wurde eines der Kraftwerksprojekte bereits 2008 zurückgezogen. Für die beiden anderen läuft derzeit die Umweltverträglichkeitsprüfung. Zwar hat das zuständige Marine-Ministerium die für die Meerwasserkühlung notwendige Konzession verweigert und sich auch gegen den geplanten Bau eines Hafens ausgesprochen. Damit schienen bislang die Signale auf Stop gestellt. Doch der neu gewählte chilenische Präsident Sebastián Piñera gilt als sehr industriefreundlich. Für das geplante 540 Megawatt-Kraftwerk des belgisch-französischen Konsortiums Suez Energy steht ein Entscheid der Behörden kurz bevor. MODEMA ruft deshalb zusammen mit den deutschen Partnern vom Verein Sphenisco zum Schutz des Humboldt-Pinguins zu einer internationalen Protestaktion auf.

Weitere Infos:
www.sphenisco.org

 

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