19.01.2013

Demo in Berlin für Agrar-Wende
25.000 erklären: "Wir haben es satt"

Demo für Agrar-Wende in Berlin, 19.01.2013
Berlin (LiZ). 25.000 Menschen demonstrierten am heutigen Samstag in Berlin für eine Agrar-Wende. Seltsamer Weise richte­ten sich einige der RednerInnen mit ihren Forderungen an Bundeskanzlerin Angela Merkel, als ob nicht bekannt sei, daß "Schwarz-Rot-Gelb-Grün" in Berlin für die gnadenlose Interessenvertretung der Agro-Industrie, der Gentech- und Chemie-Konzerne steht.

Die deutsche Bundesregierung subventioniert seit vielen Jahren unverändert - ob "Rot-Grün" (1998 bis 2005), "Schwarz-Rot" (2005 bis 2009) oder "Schwarz-Gelb" (seit 2009) - die Agro-Industrie und insbesondere Groß-Agrarier wie etwa Südzucker. Die Biolandwirtschaft erhält im Vergleich hierzu Brosamen und verzeichnet in den meisten europäischen Ländern höhere Zuwächse als in Deutschland. Hierzulande muß ein immer größerer Teil der Bio-Lebensmittel importiert werden. Zugleich weiten sich in der Ostsee seit Jahren die Todeszonen infolge der Nitrat- und Phosphat-Einträge aus der industriellen Landwirtschaft aus.

Unter dem Motto "Wir haben es satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Jetzt!“ zogen bereits im dritten Jahr in Folge DemonstrantInnen mit Transparenten und in teils phantasievollen Kostümen durch Berlin. 70 Traktoren und Imkerfahrzeuge aus dem ganzen Bundesgebiet begleiteten den Protest. LandwirtInnen, VerbraucherInnen und ImkerInnen protestierten gemeinsam dagegen, daß die Interessen der Agro-Industrie im Zentrum der Berliner Parteien-Politik stehen. Sie forderten stattdessen Vorrang für die Interessen von VerbraucherInnen und LandwirtInnen, dem Schutz der Tiere, der Natur und der Umwelt. Mit Sprechchören wie "Wer Bauern, Tiere, Bienen quält, der wird nicht gewählt!“ bekundeten manche ihre Ablehnung der gegenwärtigen Tendenz zu einer immer stärkeren Industrialisierung der Landwirtschaft. Ob dies als Aufruf zum Wahlboykott zu verstehen war, oder doch eher ein der weit verbreiteten kurzen Halbwertszeit politischen Gedächtnisses geschuldeter Aufruf zur Wahl von "Rot-Grün", blieb dabei offen.

Auf vielen Transparenten kritisierten die DemonstrantInnen unter anderem Tierfabriken, Umweltschäden durch den Einsatz chemischer Düngemittel und Pestizide, zunehmenden Preisdruck auf die LandwirtInnen und die negativen Auswirkungen auf die kleinbäuerlichen Strukturen in afrikanischen und südamerikanischen Staaten. "Trotz bisher durchgeführter Milchstreiks, dem Bäuerinnen-Camp vorm Kanzleramt und mehrerer Demonstrationen in Brüssel hat sich an der Situation der Milchbauern nichts verbessert," sagte Johanna Böse-Hartje vom Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter.

"Die Politik geht den Weg der Liberalisierung, den Weg der Vernichtung bäuerlicher Betriebe weltweit. Das breite Bündnis mit dem wir hier heute stehen, ist der Beweis, daß unsere Forderungen nach Marktregeln und einer Umgestaltung der Agrarpolitik in der Gesellschaft angekommen sind. Nur wenn Bauern und Bürger zusammen für eine Reform der Agrarpolitik stehen, können wir unsere Bauernhöfe erhalten und erreichen, daß wir endlich unter fairen Bedingungen gesunde Lebensmittel erzeugen können," so Johanna Böse-Hartje. Ob dies aber ohne eine Abkehr vom Kapitalismus zu realisieren ist, blieb hier offen. Auch etliche weitere RednerInnen blieben eine Antwort auf diese zentrale Frage und eine Analyse der langjährigen Erfolglosigkeit schuldig. Manche der RednerInnen deuteten hingegen an, es sei erfolgversprechend, bei der nächsten Wahl ein Kreuzchen an anderer Stelle zu machen.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Bio-Lebensmittel
      nur ein Mythos? (4.09.12)

      Bio-Landwirtschaft
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      Wald-AIDS greift um sich
      Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.02.12)

      Merkel degradiert Wald zum Rohstofflieferanten
      Wald-AIDS in den Medien nahezu vergessen (21.09.11)

      Giftige Grünalgen an der bretonischen Küste
      Sarkozy: "Industrielle Landwirtschaft unschuldig"
      (29.07.11)

      Appell gegen Massentierhaltung
      Für eine Agrar-Wende (23.11.10)

      Die Ostsee stirbt
      Mord per Ackerbau und Viehzucht (27.07.10)

      Erfolg der Bio-Landwirtschaft
      mit Artenvielfalt statt Pestiziden (5.07.10)

      Bio-Landwirtschaft
      Option für Klimaschutz
      und Sicherung der Welternährung (26.01.10)

      Bundesregierung unterliegt:
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      Die Ostsee stirbt
      Immer weniger Schweinswale (28.01.09)

      Wald-AIDS auch in den USA
      Sterberate in 20 Jahren verdoppelt (24.01.09)

      Umweltverbrechen Mais-Anbau
      Nitrat und Pestizide verseuchen das Grundwasser
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      Bayer-Chemikalie Clothianidin gestoppt
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      Bayer-Chemikalie Clothianidin in toten Bienen
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      Bienensterben wegen Bayer-Chemikalie Clothianidin?
      Kam das Gift aus Obstplantagen oder von Maisäckern?
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      Bienensterben in Baden
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      Gabriel desinteressiert (15.11.07)

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      (8.03.07)

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      80 Prozent vom Aussterben bedroht (13.04.05)

      Eisbär leidet unter Pestiziden (13.09.04)

      Apollofalter
      the scream of the butterfly (19.05.03)