17.11.2013

FBI behauptet: Pentagon, IT-Abwehr
und Atom-Ministerium gehackt

Pentagon hacked - Grafik: Samy
Washington (LiZ). Laut einem Bericht der US-amerikanischen Bundes­polizei FBI konnten Hacker anscheinend monatelang unbemerkt auf geheime Daten des Kriegs-Ministeriums, der IT-Abwehr und des sowohl für Atomkraftwerke als auch Atomwaffen zuständigen "Energie"-Ministeriums zugreifen.

Besonders peinlich für die US-Geheimdienste dürfte die Enthüllung des FBI sein, wonach die Hacker geheime Daten kopierten und weitere Hintertürchen ("Back Doors") Dank der in Computern der US-Regierung verwendeten Programme des US-Konzerns Adobe öffneten. Diese seien dann für weitere Besuche genutzt worden. Aus dem FBI-Bericht geht hervor, daß diese ungebetenen Besuche teils mehrer Monate lang unbemerkt geblieben waren.

Wie das FBI zu den Erkenntnissen gelangte, wird nicht aufgedeckt. In dem FBI-Bericht heißt es, der Hack der Regierungs-IT habe sich von Dezember 2012 bis Oktober 2013 hingezogen. Dabei seien von außen Programme in die gekaperten Regierungs-Computer eingeschleust worden, die einen jederzeitigen Zugriff ermöglichten. Unter anderem sollen von Servern des Atom-Ministeriums persönliche Daten - darunter Bankverbindungen - von mindestens 104.000 Angestellten und freien MitarbeiterInnen und deren Familienangehörigen kopiert worden sein. Bei letzterem könnte es sich allerdings auch um üble Nachrede vonseiten des FBI handeln.

In Nerds-Kreisen kursiert derzeit die Vermutung, bei der FBI-Mitteilung handele es sich um eine Falschmeldung, um so die Überwachungs-Programme der US-Geheimdienste zu recht­fertigen. Zwei Indizien sprechen jedoch dafür, daß die FBI-Aussagen zumindest im großen Ganzen glaubwürdig sind. Erstens steht die US-Bundespolizei in einer gewissen Konkurrenz zu den Geheimdiensten und diese selbst hätten die für sie peinlichen Umstände vermutlich kaum veröffentlicht. Zweitens kommt hinzu, daß ein mächtiger US-Konzern wie Adobe bei einer erfundenen Geschichte nicht in schlechtes Licht worden wäre. Daß der Hacker-Angriff nach Angaben des FBI mit Hilfe von Hintertürchen in Adobe-Programmen (siehe hierzu unseren Artikel v. 4.10.13) ausgeführt werden konnten, hat weltweit schallendes Gelächter ausgelöst.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

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      als George W. Bush (8.11.13)

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      Wußte er weniger als Merkel? (1.11.13)

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      mitlesen kann (30.10.13)

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      US-Botschafter "einbestellt" (21.10.13)

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      Adobe gehackt
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      Bluff mit eGesundheitskarte
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      und unterstützte NSA
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      spitzelt noch extremer als NSA (17.06.13)

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