18.02.2014

Snowden-Fundus:
NSA bespitzelt Wikileaks
Julian Assange auf Todesliste

Big Brother observing wikileaks - Grafik: Samy
London (LiZ). Neue Enthüllungen aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden belegen, daß der US-amerikanische Geheimdienst NSA in Kooperation mit dem britischen Geheimdienst GCHQ die Internet-Seite Wikileaks und deren BesucherInnen bespitzelt. Wikileaks wurde bereits kurz nach der Gründung im Jahr 2008 als "Feind" und "ernsthafte Bedrohung" eingestuft.

Offenbar sieht der Geheimdienst NSA auch die Interessen der großen Unterhaltungs-Konzerne mit denen der USA als identisch an, denn zugleich wurden die BesucherInnen der Filesharing-Seite 'Pirate Bay' bespitzelt. Und offenbar wurden auch Überlegungen angestellt, IT-Angriffe gegen 'Pirate Bay' auszuführen. Zusammen mit der Überwachung der BesucherInnen von Wikileaks und der Bespitzelung einer US-amerikanischen Anwaltspraxis (Siehe unseren Artikel v. 16.02.14) beweist dies, daß auf die Aussage von US-Präsident Barack Obama, die NSA habe keine US-StaatsbürgerInnen überwacht, kein Verlaß ist.

Die Bürgerrechts-Organisation Wikileaks wurde demnach zu einem "feindlichen Akteur" erklärt, um auf diese Weise verfassungsrechtliche Hürden zu überwinden. Die NSA, der britische GCHQ und andere verbündete Geheimdienste belauschen in großem Umfang die internationale Kommunikation, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Internet-Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Diese sich erst jetzt in ihrem gesamten Umfang abzeichnenden totalitären Überwachungs-Aktivitäten bestätigen die Notwendigkeit und Legitimität von Organisationen wie Wikileaks und von Whistleblowern wie Edward Snowden.

Das jetzt veröffentlichte Dokument aus dem Snowden-Fundus zeigt, daß der GCHQ ein "targeted website monitoring" gegen Wikileaks durchführte. In dem Dokument werden die Datensätze von hunderten von BesucherInnen der Internet-Seite www.wikileaks.org aufgeführt, worunter sich aus US-StaatsbürgerInnen befinden. Das GCHQ rühmt sich der Fähigkeit, die IP-Adressen von BesucherInnen in Echtzeit zu speichern. Ebenso gespeichert würden die Suchbegriffe, über welche die BesucherInnen per Suchmaschine auf Wikileaks gelangten.

Die NSA hat es demnach auch auf das gesamte "menschliche Netzwerk" rund um Wikileaks-Gründer Julian Assange abgesehen. In Betracht kommt alle Personen, die für Wikileaks gespendet, ehrenamtlich gearbeitet oder sich auch nur in Chat-Räumen oder auf web sites positiv über Wikileaks geäußert haben. Und erst recht dürften damit JournalistInnen, die über Wikileaks berichteten, auf den geheimdienstlichen "schwarzen Listen" erfaßt worden sein.

Bestätigt wird nunmehr erneut, daß das Leben von Wikileaks-Gründer Julian Assange tatsächlich bedroht und auch er zur "Menschenjagd" freigegeben ist. In einer "manhunt timeline" werden Maßnahmen aufgelistet. So dürfen demnach "mutmaßliche TerroristInnen, DrogenschmugglerInnen, palästinensische AnführerInnen und andere verfolgt, gefangen oder getötet" werden. Auf dieser Liste befindet sich seit August 2010 auch der Name Julian Assange.

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Snowden-Fundus:
      NSA bespitzelte US-Anwaltskanzlei (16.02.14)

      CCC erstattet Anzeige gegen Bundesregierung
      wegen NSA-Schnüffelei (3.02.14)

      Trojaner in japanischem AKW
      Schneller Brüter Monju befallen (17.01.14)

      Yahoo! Malware hilft NutzerInnen auszuspähen
      ...und alles gratis! (5.01.14)

      Geheim-Akte aus Snowden-Fundus:
      Wie NSA Trojaner in Computer einschleust (30.12.13)

      Geheim-Akte aus Snowden-Fundus:
      Daten-Kabel zwischen Europa und Asien angezapft
      (29.12.13)

      CCC-Kongress in Hamburg
      Kampf gegen Geheimdienste (28.12.13)

      NSA ortet täglich den Standort
      von fünf Milliarden Mobiltelefonen (5.12.13)

      Zwei Millionen Paßwörter kopiert
      Facebook, Google & Co betroffen (5.12.13)

      Vodafone unsicher
      Hacker veröffentlichen 70.000 SMS (1.12.13)

      FBI behauptet: Pentagon, IT-Abwehr
      und Atom-Ministerium gehackt (17.11.13)

      NSA-Bespitzelung: Obama noch unbeliebter
      als George W. Bush (8.11.13)

      Obama ahnungslos?
      Wußte er weniger als Merkel? (1.11.13)

      Wie die NSA eMails bei Gmail und Co.
      mitlesen kann (30.10.13)

      "Stop watching us"
      Demo in Washington für Freiheit statt Angst (26.10.13)

      Virus ab Werk
      Smartphones mit Windows-Wurm (24.10.13)

      Französische Regierung von NSA bespitzelt
      US-Botschafter "einbestellt" (21.10.13)

      Erneut Panikmache
      Bluff zur Einführung der eGesundheitskarte (18.10.13)

      Internet-Schnüffelei
      BND zapft deutsche Provider an (7.10.13)

      Adobe gehackt
      Zugriff auf Quellcodes von ColdFusion und Acrobat (4.10.13)

      Bluff mit eGesundheitskarte
      Druck auf Unwillige scheinbar erhöht (2.10.13)

      Internet-Schnüffelei
      GCHQ bespitzelt ganz Europa (28.08.13)

      Witz der Woche
      "Gilt auf deutschem Boden deutsches Recht?" (21.08.13)

      Größter Daten-Skandal der Nachkriegszeit
      Millionen PatientInnen und ÄrztInnen ausgespäht (18.08.13)

      Washington Post deckt auf:
      NSA hat doch US-Recht gebrochen (16.08.13)

      Snowden beibt vorerst in Rußland
      "Keine Auslieferung an USA" (1.08.13)

      "Stop watching us"
      Bundesweit Demos gegen Geheimdienst-Schnüffelei
      (27.07.13)

      Big Brother hört mit
      Hintertür per SIM-Karte (21.07.13)

      Microsoft half offenbar bei Schnüffelei
      und unterstützte NSA
      beim Umgehen von Verschlüsselungen (12.07.13)

      Snowden entwischt
      Whistleblower flieht nach Ecuador (23.06.13)

      Snowden: Britischer Geheimdienst GCHQ
      spitzelt noch extremer als NSA (17.06.13)

      Prism ist nichts Neues
      Whistleblower macht latenten Skandal publik (7.06.13)

      Big Brother wächst
      Bundesrat macht Weg frei für Überwachungs-Staat (3.05.13)

      "Anti-Terror-Datei"
      Urteil der Bundesverfassungsgerichts
      ebnet Weg zu neuer Gestapo (25.04.13)

      Big Brother liest mit
      Allein im Jahr 2011: 2,9 Millionen eMails und SMS (5.04.13)

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      (3.02.11)

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      (2.03.10)

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      Die Manipulierbarkeit von elektronischen Speichersystemen,
      'Wikipedia' und Internet-Umfragen (3.03.2009)

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