13.11.2011

Neonazi-Terroristen
Pässe vom Geheimdienst?

Pässe für Neonazi-Terroristen Zwickau (LiZ). Nachdem sich die mutmaßliche Komplizin der beiden Neonazi-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos gestellt hatte, wurde heute ein weiterer mutmaßlicher Komplize festgenommen, der offenbar ein Mitarbeiter des "Verfasungs- schutzes" ist. Die Ermittler haben Pässe von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sichergestellt, die dem Vernehmen nach im Auftrag eines Geheimdienstes gefälscht worden waren.

Wie bereits gestern bekannt wurde, hatte die Kasseler Polizei im Jahr 2006 im Zuge der Ermittlungen um die "Döner-Morde" einen Verdächtigen festgenommen, der sich als Mitarbeiter des "Hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz" herausstellte. Offenbar war er zum Zeitpunkt der Erschießung des Internetcafébetreibers Halit Y. am Tatort. Als einziger der Anwesenden hatte er sich nicht für eine Zeugenaussage gemeldet. Nach Aussagen eines Zeugen steht dieser V-Mann im Verdacht, Patronenhülsen am Tatort in eine Tüte eingesammelt zu haben, was darauf hindeutet, daß die Herkunft der Tatwaffen verschleiert werden sollte. Nach diesem Mord im Jahr 2006 endete die Mordserie, die Täter aber konnten angeblich nicht ermittelt werden.

Laut Hans-Peter Uhl, innenpolitischem Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, sollen die sichergestellten Pässe von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt von einer Qualität sein, die im Regelfall nur verdeckten Ermittlern zur Verfügung gestellt werden, die im Auftrag eines Geheimdienstes tätig sind.

Angeblich wußte das "Landesamt für Verfassungsschutz" in Thüringen nichts vom Aufenthaltsort der beiden Neonazi-Terroristen und ihrer mutmaßlichen Komplizin Beate Z.. Doch jetzt sickerte durch, daß Beate Z. nach 1998 mehrmals Kontakt zu V-Leuten des "Verfassungsschutzes" hatte. Dennoch konnte sie sich nach Zwickau absetzen und dort unbehelligt unter falschem Namen leben. Der "Verfassungsschutz" hatte Beate Z. zu jener Zeit unter Observation, da sie als Mitglied des neonazistischen "Thüringer Heimatschutzes" galt. An der Spitze dieser Organisation stand damals Tino B., ein V-Mann des "Verfassungsschutzes" (Deckname "Otto"). Bis zu seiner Enttarnung im Jahr 2001 soll er rund 200.000 Mark für seine Spitzeldienste vom Geheimdienst erhalten haben. Von Tino B. erfuhr der "Verfassungsschutz" in jener Zeit, wie die Neo-Nazis des "Thüringer Heimatschutzes" Beate Z. bei der Flucht halfen. Noch sechs Monate nach ihrem Untertauchen gab es rege Kontakte zu ihr.

Heute wurde nun laut Bundesanwaltschaft in der Nähe von Hannover ein mutmaßlicher Komplize der beiden Neonazi-Terroristen festgenommen. Er sei dringend verdächtig, sich als Mitglied an der terroristischen Vereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)" beteiligt zu haben. Außerdem soll er den beiden seinen Führerschein und seinen Ausweis überlassen haben. Auf seinen Namen wurde das Wohnmobil angemietet, in dem sich die beiden nach dem Bankraub am 4. November erschossen.

Daß die beiden Neonazi-Terroristen dreizehn Jahre lang unentdeckt bleiben konnten, ist ohne den Mosaikstein der vom "Verfassungsschutz" gefälschten Pässe kaum erklärbar. Der Fall der beiden Bankräuber Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos nimmt Dimensionen an, die den Amoklauf des Norwegers Anders Breivik in den Schatten stellen.

 

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