13.01.2012

Stimmungsmache gegen Erneuerbare
im Dienste der "Großen Vier"

Die Großen Vier Berlin (LiZ). Von deutschen Mainstream-Medien wurde verbreitet, Anfang Dezember habe es einen Notfall bei der Stromversorgung Süddeutschlands gegeben. Strom aus Österreich habe importiert werden müssen. Mit diesem angeblichen Notfall wurde Stimmungs- mache im Dienste der "Großen Vier" betrieben. Denn ein Atom-Ausstieg und der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien bedroht die marktbeherr- schende Stellung von E.on, RWE, Vattenfall und EnBW.

Am 8. und 9. Dezember wurde Strom aus österreichischen Reservekraftwerken nach Süddeutschland geleitet. "Österreich rettet deutsche Stromversorgung“ titelte die 'Welt', "Deutschland muss österreichische Kraftwerke anzapfen“ skandalisierte 'spiegel-online'. Es sollte der Eindruck entstehen, der angebliche Atom-Ausstieg Deutschlands (siehe unseren Artikel vom 30.05.11) mit der Stilllegung von 8 von insgesamt 17 Atom-Reaktoren habe zu Strom-Engpässen und einer mangelnden Versorgungs- sicherheit geführt. Auch wurde erneut die Legende bemüht, auf die erneuerbaren Energien, die seit 2011 über 20 Prozent des deutschen Stromverbrauchs decken, sei kein Verlaß.

Tatsache ist jedoch, daß die Stromübertragen am 8. und 9. Dezember langfristig vertraglich vereinbart waren. Und daß bestehende Leistungsreserven auf deutscher Seite nicht genutzt wurden, hatte ausschließlich betriebswirtschaftliche Gründe. So hätte beispielsweise auf das Kraftwerk Irsching im bayerischen Vohburg, das Kraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg bei Frankfurt a.M. und das Kraftwerk Franken in Nürnberg - allesamt E.on-Kraftwerke - zurückgegriffen werden können. Daß überhaupt ein Rückgriff auf Reserve-Kraftwerke nötig war, lag zudem an der nach wie vor für die Grundlast eingesetzten Atomenergie: Überraschend war Reaktor C des AKW Gundremmingen ausgefallen.

Übrigens ist es wenig bekannt, daß Reaktor A dieses bayerischen Atomkraftwerks nach einem Totalschaden am 13. Januar 1977 stillgelegt werden mußte. Nach einer wegen versagender Stromleitungen eingeleiteten Schnellabschaltung floß Wasser ins Reaktorgebäude, das innerhalb von zehn Minuten auf über 3 Meter Höhe stieg, wobei die Temperatur rund 80 Grad Celsius erreichte.

Anfang Dezember 2011 sorgte das Sturmtief Ekkehard in Norddeutschland für ausgesprochen viel Windstrom. Doch die schwach ausgebauten Nord-Süd-Leitungen waren zu überlastet, um den Strom-Überschuß nach Süddeutschland zu transportieren. Insgesamt ist die Ausrichtung des deutschen Stromnetzes problematisch. Viel Geld wurde von den "Großen Vier" nach 1990 in West-Ost-Trassen in Erwartung eines Bau-Boom an Atomkraftwerken in den Staaten des ehemaligen Ostblocks - beispielsweise das AKW-Projekt Cernavoda in Rumänien - investiert. Zugleich wurden dringende Investitionen in Netz-Verbindungen nach Frankreich und in die innerdeutschen Süd-Nord-Stromtrassen vernachlässigt.

Bereits im September war ein Versuch gescheitert, die Energie-Wende hin zu den erneuerbaren Energien durch eine Medien-Kampagne zu diffamieren. Etliche der Mainstream-Medien hatten die Falschmeldung verbreitet, "nach AKW-Abschaltung" habe Deutschland mehr Strom importieren müssen als im selben Zeitraum exportiert wurde. Doch ebenso wie in den Jahren zuvor war de facto unterm Strich ein deutlicher Export-Überschuß an Strom von Deutschland ins benachbarte Ausland zu verzeichnen (Siehe unseren Artikel vom 12.09.11).

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Solon insolvent
      Rückschlag für erneuerbare Energien (15.12.11)

      David gegen Goliath
      8KU in Konkurrenz zu den "Großen Vier" (17.10.11)

      Energiewende - Neue Speichermethode
      für Wasserstoff entdeckt (26.09.11)

      Neuartiges Energie-Projekt
      Kombination von Wind- und Wasserkraft (18.09.11)

      Strom-Importe wegen Merkels "Atom-Ausstieg"?
      Lügen! Lügen! Lügen! (12.09.11)

      Erneuerbare bei über 20 Prozent
      Energiewende dennoch gebremst (29.08.11)

      David gegen Goliath
      Neckargemünd kann Stromnetz kaufen (20.08.11)

      Steuergelder für CO2-Schleudern
      Kohlekraftwerke weiterhin subventioniert (14.07.11)

      Atom-Ausstieg?
      Lügenpack! (1.07.11)

      Merkels "Atom-Ausstieg"
      Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren
      Wie Kretschmann 2002 einen
      "politischen Selbstmord" überlebte (30.05.11)

      Atom-Ausstieg teuer?
      Im Gegenteil: Ersparnis von jährlich
      mehr als 8 Milliarden Euro (10.05.11)

      David gegen Goliath
      Titisee-Neustadt übernimmt Stromnetz (6.04.11)

      Erneuerbare Energien
      Auszeichnung für Planegg (27.01.11)

      Erfolgsmeldung: RWE steigt
      steigt aus AKW-Projekt Cernavoda aus (21.01.11)

      Madagaskar
      Solarenergie für die Rettung der Wälder (18.01.11)

      Vattenfall
      Ein Fall von Greenwashing (6.01.11)

      Bürger-Energie Alpirsbach
      mit zweiter Photovoltaik-Anlage (19.12.10)

      86 Prozent der Deutschen:
      Erneuerbare Energien sind wichtig
      Wieviel kostet Öko-Strom wirklich? (16.10.10)

      Photovoltaik statt Atomenergie
      Zwentendorf wird Forschungszentrum (11.10.10)

      Verbände fordern Energieeffizienz
      und zukunftsweisendes Energiekonzept (24.08.10)

      Greenpeace deckt auf: Deutsche Kohle-Subvention
      mit jährlich 13 Milliarden Euro (4.06.10)

      Umweltverbände warnen vor Hype um Elektro-Auto:
      "Potemkinsches Dorf der Elektromobilität" (29.04.10)

      Konkurrenz für die Großen Vier
      Kommunen drängen auf den Strom-Markt (14.04.10)

      Energie-Kommune Wildpoldsried im Allgäu
      Dreimal soviel Ökostrom wie Eigenverbrauch (8.04.10)