30.09.2013

IKEA in Konkurrenz zu Strom-Konzernen
Solar-Anlagen aus dem Möbelhaus

IKEA steigt in Solar-Markt ein
London (LiZ). Die Möbelhauskette IKEA will in Großbritannien groß in den Verkauf von Solar-Anlage einsteigen. Damit gräbt IKEA den großen Strom-Konzernen wie EdF, RWE und E.on das Wasser ab. In Großbritannien steht die Entscheidung an, ob Strom aus Atomkraftwerken staatlich subventioniert wird. Denn nur dann lohnt es sich, neue Atom-Reaktoren zu bauen.

Die schwedische Möbelhauskette IKEA will in Großbritannien künftig neben Möbeln für Haus und Garten auch Solar-Anlage verkaufen. Damit sollen diese für die breite Masse erschwinglich und leichter zugänglich werden. In den kommenden zehn Monaten führt IKEA nach eigenen Angaben dieses Angebot in 17 ihrer Möbelhäuser in Großbritannien ein. Ob dieses Anbebot auch auf Deutschland ausgeweitet wird, stehe noch nicht fest, erklärte ein IKEA-Sprecher: "Wir werden den Erfolg in Großbritannien beobachten, bevor wir Entscheidungen für andere Märkte treffen."

In Zusammenarbeit mit dem chinesischen Produzenten Hanergy bietet IKEA auch Beratung, Installation und Wartung an. 5700 Pfund - umgerechnet 6822 Euro soll eine 3,36-Kilowatt-Photovoltaik-Anlage für ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostet. Nach Angaben von IKEA können die britischen KundInnen damit jährlich rund 700 Pfund beim Strom sparen.

In Deutschland ist bereits jedEr sechzigste BundesbürgerIn in die Energie-Erzeugung eingestiegen. Die insgesamt über 1.300.000 Windkraft-, Solar, Wasserkraft- und Biogas-Anlagen werden zu über 50 Prozent von Privatleuten kontrolliert - ein weiterer großer Teil von Kommunen, Finanzinvestoren und kleineren Firmen. RWE, E.on, Vattenfall und EnBW haben sich dem Trend jahrzehntelang entgegengestemmt und kommen daher bis heute nur auf einen Anteil von weniger als fünf Prozent.

Nicht nur mehr Privatleute, auch Industrie und Gewerbe versuchen, sich verstärkt von der zentralen Strom-Versorgung unabhängig zu machen und Keller, Werksgelände und Firmendach für die Strom-Erzeugung zu nutzen. Zehn Prozent der mittelständischen Firmen sind hier bereits eingestiegen. Laut IHK-Befragungen ist bei weiteren 21 Prozent die Selbstversorgung geplant oder eine Anlage bereits in Bau.

Nachdem die erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr die Marke von 25 Prozent an der Strom-Erzeugung überschritten, fürchten die "Großen Vier", die Strom-Konzerne RWE, E.on, Vattenfall und EnBW, die als Oligopol nach wie vor den Anstieg der Strompreise in Deutschland nach eigenem Gutdünken bestimmen, um ihre Geschäftsgrundlage. Strom aus Windkraft-Anlagen, aber auch aus Solar-, Wasserkraft- und Biogas-Anlagen wird immer preiswerter und schmälert die Profite der Kohlekraftwerks- und AKW-Betreiber. Der Aktienkurs von RWE ist seit 2008 um über 70 Prozent gesunken, bei E.on waren es in diesen fünf Jahren sogar fast 75 Prozent.

Laut einer Studie der Schweizer Großbank UBS wird sich der Bau privater Solaranlagen in Deutschland schon bald sogar ganz ohne Fördermittel rentieren. Die UBS prognostiziert, daß in der Folge die Stromverkäufe von RWE, E.on, Vattenfall und EnBW bis 2020 um weitere 20 Prozent einbrechen - und ihre Gewinne aus dem Stromgeschäft um 50 Prozent absacken.

In Tschechien fordert der Energie-Konzern und AKW-Betreiber CEZ einen vom Staat garantierten Abnahmepreis für Strom - und droht damit, andernfalls vom geplanten Bau zweier neuer Reaktoren am AKW Temelin Abstand zu nehmen. Bei einem Preis von im Schnitt 40 Euro für die Megawattstunde Strom rentiere sich der AKW-Ausbau nicht, jammerte CEZ-Manager Pavel Cyrani. Der staatlich garantierte Abnahmepreis müsse mindestens 70 Euro pro Megawattstunde betragen - vergleichbar der bisherigen Förderung der erneuerbarer Energien in Tschechien. Und einen Stop der Erneuerbare-Energien-Förderung konnte die Atom-Lobby in Tschechien bereits durchsetzen (siehe unseren Artikel v. 15.09.13).

In Großbritannien scheiterten die Pläne von RWE und E.on, neue Atomkraftwerke zu bauen im März 2012. Das Projekt hatte ein Finanzvolumen von rund 18 Milliarden Euro. Schon damals lamentierte RWE-Chef Peter Terium: "Bei einem Strompreis von 60 Euro je Megawattstunde können Sie kein Kernkraftwerk bauen. Der müßte jenseits der 100 Euro sein." (siehe unseren Artikel v. 29.03.12) Der französische Strom-Konzern EdF, der sich seitdem darum bemüht, den Auftrag in Großbritannien zu ergattern, feilscht seitdem mit der britischen Regierung um eine garantierte Subventionierung des AKW-Stroms - bislang vergeblich.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

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