Paris (LiZ). In der Nacht vom Samstag auf Sonntag ist das Dach einer Halle des AKW Flamanville unter der Schneelast eingestürzt. Am AKW-Standort Flamanville am Ärmelkanal wird seit August 2006 an einem neuen Atomkraftwerk vom Typ EPR gebaut, wobei des öfteren Pfusch am Bau bekannt wurde. Der Schutt des Daches begrub nach offiziellen Angaben 12 Kunststoff-Fässer mit schwach-radioaktivem Müll unter sich. Offenbar war die Statik des Dachs nur für eine Schneelast unterhalb eines "Jahrhundert-Ereignisses" ausgelegt.
Laut dem französischen Atromstrom-Konzern EdF ist infolge des Unfalls keine Radioaktivität ausgetreten und es besteht keine Gefahr für Mensch und Umwelt. Die französische Atomaufsicht ASN stufte die "Panne" immerhin auf Stufe 1 der internationalen INES-Skala (International Nuclear Event Scale), die von Null bis 7 recht, ein.
Die ASN gab in einer Stellungnahme bekannt, die EdF habe gemeldet, daß kein Atommüll-Behälter beschädigt sei und Radioaktivitäts-Messungen in der Umgebung des Gebäudes "keine abnorme Entwicklung" gezeigt hätten. Des weiteren hieß es von seiten der ASN, sie habe am selben Tag zwei Inspekteure nach Flamanville entsandt, um die Folgen der "Panne" zu bewerten und die Bergungsarbeiten zu beaufsichtigen. Rund 20 Quadratmeter Dachfläche eines Nebengebäudes zur Konditionierung von schwach-radioaktiven Abfällen seien auf die dort stehenden Kunststoff-Fässer herabgestürzt. Bei den Kunststoff-Fässern, die unter Schutt und Schnee begraben wurden, handelt es sich nach offizielle Auskunft um Fässer aus stabilem Kunststoff mit einem Volumen von jeweils 200 Liter. Laut einem Mitarbeiter des AKW enthielten sie Abfälle wie Handschuhe oder Lumpen.
Offenbar ist jedoch die Auskunft, die Fässer seien nicht beschädigt, voreilig: Laut ASN seien MitarbeiterInnen des AKW noch damit beschäftigt die Unfallstelle zu sichern, "um anschließend die Fässer bergen zu können." Mittlerweile wurde bekannt, daß im Jahr 1986 bei der Berechnung der Statik für die Halle lediglich eine Schneelast berücksichtigt wurde, die unterhalb eines "Jahrhundert-Ereignisses" bewertete wird. Dies beleuchtet die reale Bedeutung des Begriffs "Restrisiko": In ihm sind die Risiken aller Ereignisse zusammengefaßt, die für die Auslegung eines AKW nicht berücksichtigt werden - seien sie als zu unwahrscheinlich eingeschätzt oder schlicht mangels Phantasie nicht vorhergesehen.
Anmerkungen
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