28.02.2010

Was ist eigentlich aus Mülheim
als RWE-Vorzeigestadt geworden?

Müllheim als PR-Gag von RWE, 2008 Mülheim (LiZ). Noch im Juli 2008 warb RWE, Europas größter Klimakiller, mit dem hier abgebildeten PR-Gag im 'spiegel' für den "smart meter". Vor genau zwei Jahren rief RWE-Chef Jürgen Großmann Mülheim an der Ruhr zur "Modellstadt für moderne Messtechnik" aus (siehe auch die Dokumentation zweier Artikel). Im September 2008 sollte Mülheim neben Berlin auch noch Modellstadt für den RWE-Elektro- Städte-Smart werden.

Von dem großspurig angekündigten "voRWEg gehen" ist nicht viel übriggeblieben. Das Elektro-Smart-Programm wurde ganz eingestampft. Offenbar war denn doch zu peinlich, daß die verheerende CO2-Bilanz mit Braunkohle-Strom publik zu werden drohte. Nun hat der RWE-Konzern noch ganze sechs Ladestationen auf Mülheimer Stadtgebiet angemietet, aber dies auch nur im Rahmen des NRW-Programms "E-Mobility" der Landesregierung. In Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel und mit großem Medienrummel war das Projekt vor zwei Jahren angekündigt worden.

Und von den 110.000 "intelligenten" Stromzählern des "Prof. Dr. Mülheim" sind auch nach zwei Jahren erst rund 15.000 auf Mülheimer Stadtgebiet montiert. Sie werden allerdings nicht als solche benutzt - es gibt wohl massive technische Probleme und auch der Datenschutz ist nicht ganz geklärt. Der die dortige Zeitungslandschaft beherrschende WAZ-Konzern scheint die großspurigen Ankündigungen vergessen zu haben. Offenbar ist das Thema für RWE zu blamabel.

Dokumentation

6.9.08
WAZ, Wirtschaftsteil
Daimler und RWE starten Städte-Smarts - Nach Berlin wollen die Konzerne in Mülheim Ladestationen und eine kleine E-Smart-Flotte für Privat- und Geschäftskunden anbieten.
Berlin/Mülheim. Der RWE-Konzern und die Daimler AG werden wie in Berlin auch in Mülheim an der Ruhr ein Pilotprojekt für klimafreundliche Elektroautos starten. Gestern stellten die Vorstandschefs der Unternehmen ihr Berliner Vorhaben in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor. (...)

28.2.08
WAZ Mülheim
RWE installiert 100 000 "intelligente Zähler"
Ortsunübliche Werbung gab es gestern mittag auf dem Rathausmarkt: Während Händler ihre Hänger vom Platz ziehen, fährt RWE-Chef Jürgen Großmann im offenen Elektro-Smart vor, die Oberbürgermeisterin auf dem Beifahrsitz.
Der Energiemanager hält eine blaue Box in die Kameras: den "intelligenten Stromzähler" (smart meter), der Mülheim zur "Modellstadt für moderne Messtechnik" machen soll. Was das Kästchen, dessen Software noch entwickelt wird, spätestens 2009 können soll, wird im Sitzungssaal per Laptop erläutert: über das Internet anzeigen, welche Elektrogeräte im Haus gerade eingeschaltet sind, wie viel Strom sie verbrauchen - "letztendlich eine Verhaltensänderung bewirken", sagt Dr. Arndt Neuhaus, Vorstandsmitglied von RWE Rhein-Ruhr. Der Energiekonzern muss etwas tun: Allein im letzten Jahr gingen 250 000 Stromkunden verloren. RWE setzt auf neue Produkte, und so sagt auch Großmann, die schlauen Zähler seien nur ein erster Schritt. Als nächstes kämen "innovative Tarifmodelle", Strompreise abhängig von Tageszeiten, vielleicht Flatrates. Mülheim sei für den zwei- bis dreijährigen Versuch ausgewählt worden, weil es "die richtige Größe" habe und zentral im Netzgebiet liege. Dagmar Mühlenfeld äußert sich "begeistert" und hofft auf "Wissenszuwachs", besonders in Schulen, die mit als erste "smart meter" bekommen. In rund 100 öffentlichen Gebäuden werden sie ab sofort installiert, bis zum Jahresende folgen 10 000 Stromzähler in Privathaushalten. Man will nach Stadtteilen, Straßenzügen vorgehen. Mit schließlich 100 000 "intelligenten" Geräten sollen die Mülheimer genauer als alle anderen ihren Stromverbrauch messen können. Was es spart, muss man sehen.

 

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