Greenpeace blockiert Lagerhaus
Bütow (LiZ). Ab heute soll die umstrittene Gen-Kartoffel Amflora in Deutschland angebaut werden. Am Morgen haben deshalb 25 AktivistInnen von Greenpeace im mecklenburgischen Bütow das Lagerhaus eines Landwirts blockiert. Der Chemie-Konzern BASF, der die genmaipulierte Kartoffel entwickelte, hat hier 20 Hektar gepachtet. Auf dem Gelände des Kartoffelzüchters warten 360 Tonnen Amflora für den Anbau in der EU. Vorbereitet wird dort auch die Anpflanzung der Gen-Kartoffel in Mecklenburg-Vorpommern. Ein aktuelles juristisches Gutachten von Greenpeace belegt jedoch, daß Anbau und Verbreitung von Amflora gegen EU-Recht verstoßen.
Die Greenpeace-AktivistInnen appellieren zugleich an Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, sie solle dem Beispiel Österreichs folgen und Amflora verbieten. Doch Aigner ignoriert alle Argumente und hat bislang nicht reagiert. Diskussionen und Proteste häufen sich in der Region nahe der Autobahn Berlin-Rostock in den vergangenen Jahren wegen des Anbaus der genmanipulierten Kartoffel Amflora. KritikerInnen befürchten Gesundheitsrisiken, weil die Kartoffel auch Gene für Antibiotikaresistenzen enthält. Der Anbau bedeute einen Verstoß gegen die EU-Freisetzungsrichtlinie, sagte ein Sprecher von Greenpeace. Seit 2004 dürfen keine Gen-Pflanzen mit gesundheitsgefährdenden Antibiotika-Resistenzgenen in Umlauf gebracht werden. Auch die mangelhafte Prüfung von ökologischen Risiken widerspricht der Richtlinie. Dennoch hat die EU-Kommission Amflora Anfang März für den Anbau und die Verwertung sowie für die Tierfütterung und - bis zu einem Verschmutzungsgrad von 0,9 Prozent - für Lebensmittel zugelassen. Rund um Bütow war Amflora über Jahre hinweg angeblich zu "Testzwecken" angebaut worden. 2009 war es - begleitet von heftigen Protesten - der einzige Anbaustandort bundesweit.
Amflora produziert - anders als herkömmliche Kartoffeln - kein Stärke-Gemisch, sondern ausschließlich Stärke in Form von Amylopektin. Diese Substanz wird als Rohstoff für technische Produkte wie Kleister oder Papier benötigt. Mittlerweile konnten auf konventionelle Weise zwei neue Kartoffel-Sorten gezüchtete werden, die dieselben Anforderungen der Industrie erfüllen. Auch diese Kartoffel-Sorten enthalten ausschließlich die Stärke Amylopektin. Stärke verarbeitende Firmen haben bereits signalisiert, daß sie - nicht zuletzt wegen der Ablehnung durch die Kundschaft - kein Interesse an der genmanipulierten Kartoffel haben. Dennoch versucht BASF seine Gen-Kartoffel, für die der Konzern bereits 1997 die Zulassung beantragte, in den Markt zu drücken.
Laut einer Umfrage des Emnid-Instituts vom Januar 2010 lehnen 77 Prozent der Deutschen den Anbau von Amflora ab.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
EU-Zulassung für Gen-Kartoffel Amflora
Resistenz-Gen: nicht berücksichtigt
Alternativen aus konventioneller Züchtung:
nicht berücksichtigt
(2.03.10)
Konkurrenz für Gen-Kartoffel Amflora
aus konventioneller Züchtung (25.11.09)
Aigner genehmigt Anbau
von Gen-Kartoffel Amflora
Gefahren nicht zu leugnen (27.04.09)
Gen-Kartoffel Amflora darf verfüttert werden
Teilerfolg für BASF (19.02.08)
Bauern akzeptieren keine Gen-Kartoffel
"Gen-Walli" floppt (24.01.08)
Gen-Moratorium in Frankreich
Auch die EU bremst erstmals beim Gen-Mais (26.10.07)
Gen-Kartoffel Amflora
EU-Umweltministerkonferenz entscheidet nächste Woche
(20.06.07)
Gen-Kartoffel wird von EU-Bürokratie verharmlost
Kritik der Europäischen Arzneimittelagentur
beiseite gewischt (18.04.07)
Entscheidung über Gen-Kartoffel vertagt
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(24.02.07)
BASF will Gen-Kartoffel anbauen
Fällt nun das europäische Gen-Moratorium? (9.02.07)
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des Künast-Ministeriums (1.03.05)