Berlin (LiZ). Nach Dioxin-Funden in Bio-Eiern und Futtermitteln für Hühner sind zahlreiche Höfe vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gesperrt worden. Dioxin-belasteter Bio-Mais aus der Ukraine wurde an Legehennenfarmen in mindestens neun Bundesländer geliefert, bestätigte eine Sprecherin des Bundesministeriums für Verbraucherschutz am heutigen Samstag. Produkte mit dem Bioland-Siegel sind nicht betroffen. "Mais aus der Ukraine haben wir nicht als Futterkomponente zugelassen", erklärte Bioland-Verbands-Chef Thomas Dosch.
In mehreren Hühnerfarmen hatten die Behörden Bio-Eier gefunden, bei denen die Grenzwerte für den Krebs erregenden Stoff um ein Drittel überschritten waren. Dennoch sagte die Sprecherin des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, es bestehe "keine akute Gesundheitsgefahr" für VerbraucherInnen. Der Verkauf betroffener Eier und Jungtiere wurde aber bis auf weiteres untersagt. Und viele LebensmitteleinzelhändlerInnen wie etwa die Lebensmittel-Kette Rewe folgen dem Beispiel des Discounters Lidl, der Bio-Eier kurzfristig aus dem Sortiment nahm. Höchstwahrscheinlich sind aber bereits belastete Eier über den Handel zu den VerbraucherInnen gelangt. Der Skandal zeigt, daß die zunehmende Zentralisierung und Kommerzialisierung des Marktes für Bio-Nahrungsmittel nicht ohne Risiken bleibt und sich so der Qualitäts-Abstand zwischen konventionellen Lebensmitteln und Bio-Lebensmitteln mehr und mehr verkleinert.
Der als biologisch angebaut deklarierte Futter-Mais aus der Ukraine war nach Behördenangaben im Winter von einem niederländischen Unternehmen ForFarmers von Nordrhein-Westfalen aus in mehrere Bundesländer verkauft worden. Insgesamt muß es sich um eine Partie von 2.500 Tonnen Futter-Mais gehandelt haben. Offenbar sind neben Höfen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen auch einzelne Höfe in Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig- Holstein und Baden-Württemberg betroffen. In Mecklenburg-Vorpommern jedoch, aus dem jedes dritte deutsche Bio-Ei stammt, ist nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums keine Legehennenfarm betroffen.
Auch in Baden-Württemberg können mehrere Höfe betroffen sein. Es sei nicht auszuschließen, daß weitere Höfe den dioxin-belasteten Mais verfüttert haben, sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in Stuttgart. Bereits am Freitag hatten LebensmittelkontrolleurInnen damit begonnen, einen Bio-Hühnerhof im Regierungsbezirk Stuttgart zu überprüfen, der den dioxin-belasteten Mais verfüttert hatte.
Nach den bisherigen Erkenntnissen entstand die Verschmutzung mit Dioxin bei der Trocknung des Bio-Mais in der Ukraine. Offenbar wurde dabei Abluft benutzt, die beim Erhitzen mit dem Feuer in Berührung kam und das bei der Verbrennung entstandene Dioxin auf den Mais übertrug. In der Regel wird daher bei der Getreidetrockung Luft eingesetzt, die mit Hilfe eines Wärmetauschers erhitzt wird.
Der Lebensmittel-Skandal hat auch eine humoreske Note. Ausgerechnet die "Gelben", die sich besonders exponiert für die Verbreitung von Gen-Food stark machen, versuchen sich nun als Schutz-Instanz der VerbraucherInnen zu positionieren: Die "gelbe" Bundestagsabgeordnete Christel Happach-Kasan forderte eine lückenlose Aufklärung der Dioxinfunde in Bio-Eiern.
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