Nebraska schafft "Todesstrafe" ab
Parlament überstimmt Gouverneur
Lincoln (LiZ). In den USA ist ein kleiner Schritt in Richtung Zivilisation zu verzeichnen: Mit Nebraska schafft der neunzehnte von fünfzig Bundesstaaten die sogenannte Todesstrafe ab. Mit äußerst knapper Mehrheit setzte sich das Parlament gegen ein Veto von Gouverneur Pete Ricketts durch.
Mit 30 zu 19 Stimmen sprachen sich die Abgeordneten Nebraskas für die Abschaffung des staatlich sanktionierten Mordens aus. Nur eine weitere Gegenstimme hätte genügt, um das Vorhaben scheitern zu lassen. Mit seinem Veto hatte Gouverneur Pete Ricketts, Mitglied der "republikanischen" Partei und nach eigener Aussage Christ, die Abschaffung verhindern wollen. Daher war eine zweite Abstimmung des Parlaments erforderlich.
Die "Todesstrafe" wird nun durch lebenslange Haft ersetzt. Die Abschaffung gilt auch rückwirkend. Derzeit sitzen zehn Männer in Nebraska im Todestrakt, deren Leben daher endgültig gerettet ist. Selbst bei einem erneuten zivilisatorischen Rückfall, wie er in den USA bereits einmal stattfand, können sie nicht erneut "zum Tode verurteilt" werden. Allerdings wurde in Nebraska das staatlich sanktionierte Morden schon 1997 ausgesetzt.
Nach Angaben des unabhängigen Death Penalty Information Center ist die "Todesstrafe" in 31 Bundesstaaten der USA sowie nach Bundesrecht zulässig. Einige der Staaten haben geplante Ermordungen aber ausgesetzt oder zumindest seit fünf Jahren das Leben Verurteilter geschont. Grauenhafte Szenen bei mißglückten "Hinrichtungen" in den vergangenen Jahren, der Widerstand in europäischen Staaten beim Export von Giftstoffen für Hinrichtungen in den USA und der Skandal um wissenschaftlich völlig wertlose Haar-Tests, die im Gerichtssaal für die Entscheidung über Leben oder Tod ausschlaggebend sein konnten, haben in den USA die Diskussion neu entfacht (Siehe unseren Artikel v. 20.04.15).
Dennoch befürwortet nach Umfragen derzeit immer noch mit 56 Prozent der US-AmerikanerInnen die "Todesstrafe". Im vergangenen Jahr wurden rund 80 Prozent der in den USA von staatlich bezahlten Mördern per "Todesstrafe" Getöteten in den drei Bundesstaaten Texas, Missouri und Florida "liquidiert". Vor über 30 Jahren waren die USA zivilisierter als heute: 1966 sprach sich nur 42 Prozent der Bevölkerung für die "Todesstrafe" aus. Am 29. Juni 1972 erklärte der Oberste Gerichtshof vierzig "Todesstrafen"-Gesetze für nichtig und setzte die "Todesstrafe" landesweit aus. Doch bereits 1976 wurde sie unter US-Präsident Gerald Ford wieder eingeführt. Der als liberal gehandelte US-Präsident James ("Jimmy") Carter, der 1976 gewählt wurde, beließ es dabei. Die legalisierten Morde per "Hinrichtung" wurden ab 1977 fortgesetzt.
Anmerkungen
Siehe auch unseren Artikel:
"Todesstrafen" aufgrund falscher Haar-Tests
FBI räumt Untauglichkeit ein (20.04.15)
"Todesstrafe" 2013 en vogue
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