Pandemie-Minister Jens Spahn
Am 5. Februar und nochmals am 10. Februar - als schon längst abzuschätzen war, was auf das deutsche Gesundheitssystem zukommt - hatte der Geschäftsführer eines Unternehmens, das Hygienebekleidung, Mundschutz und Atemschutzmasken für Krankenhäuser und ÄrztInnen produziert, das Gesundheitsministerium unter Jens Spahn darauf hingewiesen, daß es in Kürze zu bedenklichen Engpässen bei der Versorgung mit Schutzmasken für Krankenhäuser kommen werde. Wichtig sei jetzt, die Vorräte der Krankenhäuser, Rettungsdienste und alle anderen davon betroffenen Dienste an solchen Produkten zu prüfen und möglichst Ware bei den entsprechenden Herstellern zu reservieren. Denn Ende Januar war es wegen der Ausbreitung der Corona-Pandemie in China weltweit zu einer Flut von Bestellungen Hygienebekleidung, Mundschutz und Atemschutzmasken gekommen. Innerhalb von Tagen wurde die Produktionsmenge ganzer Monate versendet - und zwar von Produzenten im gesamten Europa.
Jens Spahn hat offenbar wochenlang gepennt.
Mittlerweile mangelt es in Arztpraxen, Krankenhäusern und Altenheimen an Mundschutz und allen dringend nötigen Material für die Arbeit. Walter Plassmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung, schlug am gestrigen Dienstag Alarm: "Wir versuchen seit Wochen verzweifelt, irgendwo auf der Welt Schutzausrüstung zu kaufen, das ist fast nicht möglich." (Zitat: Ärztenachrichtendienst) Berlin habe vor vier Wochen versprochen zu helfen. Ergebnis: Null. "Da ist nichts gekommen. Nicht eine einzige Maske haben wir gekriegt," so Plassmann.
Statt in einer Notsituation den nötigen Nachschub für das deutsche Gesundheitssystem zu organisieren, gab das Gesundheitsministerium den Warnhinweis von Anfang Februar bürokratisch korrekt ans Beschaffungsamt der Bundeswehr weiter. Dieses ist bekannt für notorisches Versagen und für extreme Trägheit. Bis überall die obligatorischen Stempel aufgedrückt waren, strichen Wochen ins Land. Zu guter Letzt war auch noch die Generalzolldirektion in die Affaire verstrickt. Sie soll laut Spahn-Ministerium für die "Prüfung und Seriosität des Auftragnehmers" verantwortlich gewesen sein.
Wer auch immer dieser "Auftragnehmer" war - offensichtlich sollte der Deal vergangene Woche über Afrika abgewickelt werden. Und so verschwanden laut den jetzt vorliegenden Informationen sechs Millionen Schutzmasken auf einem Flughafen in Kenia... Eigentlich hätten die Schutzmasken bereits am vergangenen Freitag in Deutschland eintreffen sollen.