27.12.2013

Dinosaurier des Jahres 2013
für die Einweg-Lobby

Dinosaurier des Jahres 2013
Berlin (LiZ). Mineralwasser, Säfte, Limos - immer mehr Getränke werden in Dosen und Einwegflaschen angeboten. Die Mehrweg-Quote sinkt ins Bodenlose. Nun hat die Einweg-Lobby im Herbst einen neuen Verband gegründet: den 'Bund Getränkeverpackungen der Zukunft' (BGVZ). Die Umweltschutz-Organisation NABU reagierte darauf mit der Vergabe ihres diesjährigen Negativ-Preises "Dinosaurier des Jahres 2013".

Fast nicht zu glauben ist, daß in Deutschland immer noch die Verpackungs-Verordnung aus dem Jahr 1991 gilt, in der eine Mehrweg-Quote von 72 Prozent vorgeschrieben wurde. Doch schon in der Regierungszeit von "Schwarz-Gelb" kümmerte es keinen der Bundes-"Umwelt"-MinisterInnen, weder Klaus Töpfer noch Angela Merkel, daß die Mehrweg-Quote deutlich unter die vorgeschriebene Grenze sank. Den pseudo-grünen Bundes-"Umwelt"-Minister Jürgen Trittin kümmerte es noch weniger. Während die Mehrweg-Quote immer schneller absackte, veranstaltete er ein lautstarkes Spektakel um das "Dosenpfand", das aber - wie vorherzusehen war - keine positive Wirkung auf die Quote hatte.

Mehrweg-Quote 1990 - 2008

In vier Jahren "Rot-Grün" - also bis 2002 - war die Mehrweg-Quote beschleunigt bis auf 56 Prozent abgesackt. Seit 2006 werden in Deutschland sogar weniger Getränke in Mehrwegflaschen als in Plastikflaschen und Dosen verkauft. Nur beim Bier ist das Verhältnis noch nicht ganz so trist. Doch besonders die geringen Preise für Mineralwasser in Einwegflaschen - meist PET-Kunststoff-Flaschen, die vor Jahren noch als wiederbefüllbar gepriesen worden waren - beschleunigen die umweltzerstörerische Entwicklung. Nicht selten liegt der Preis für eine 1,5-Liter Flasche unter 20 Cent. Regionale Abfüller von Mineralwasser, die dieses in der Regel in Mehrweg-Flaschen abfüllen, geraten wirtschaftlich immer stärker unter Druck.

Die Hersteller der Einweg-Verpackungen und der Einzelhandel - vorneweg die großen Discounter-Ketten wie Aldi und Lidl - freut diese Entwicklung. Das Lobby-Bündnis aus den Konzernen Aldi, Lidl und Lekkerland, aus den Getränke-Produzenten MEG, PepsiCo und Red Bull sowie den Dosenproduzenten Ball und Rexam gründete im Oktober dieses Jahres den 'Bund Getränkeverpackungen der Zukunft' (BGVZ). Das Ziel ist nach eigener Aussage, der "Diskriminierung" der Einwegbehälter entgegenzuwirken.

Die Plastik- und Blech-Lobby behauptet frech, ihre Verpackungen seien hygienischer, leichter und ressourcenschonender als Mehrweg-Systeme. "Einweg­flaschen und Dosen verschwenden Rohstoffe und heizen das Klima an," erklärt dagegen NABU-Präsident Olaf Tschimpke. "Schon der Name ist dreist: Hier geht es nicht um Getränkeverpackungen der Zukunft, sondern um knallharte wirtschaftliche Interessen auf Kosten der Umwelt," so Tschimpke.

Es sei Heuchelei, wenn Einweg-Verpackungen als aktiver Beitrag zum Klima- und Umweltschutz dargestellt werden. "Ich habe kein Problem mit Wettbewerb, sondern damit, daß hier versucht wird, mit Hilfe falscher Umweltargumente Gewinne zu machen. Die Abfüller verdienen sich eine goldene Nase an nicht zurückgegebenen Pfandflaschen und die Einzelhändler am Verkauf des gesammelten Kunststoffs," so Tschimpke. Gepreßte Einweg-Pfandflaschen bringen den Einzelhandels-Unternehmen pro Tonne 250 bis 400 Euro. Das sind allein 100 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Hinzu kommt, daß jede Einweg-Pfandflasche, die nicht zurückgegeben wird, dem am Pfandsystem teilnehmenden Hersteller als Gewinn verbleibt.

Billige Plastikflaschen und Dosen sind auch keineswegs gesundheitlich unbedenklich. Das österreichische Umweltbundesamt veröffentlichte 2012 eine Analyse, bei der die hormonwirksame Substanz Bisphenol A in vielen Getränken aus Aluminium-Dosen gefunden wurde. Bei der Produktion des Kunststoffes PET wird das möglicherweise krebserzeugende Schwermetall Antimon verwendet. Es findet sich in geringsten Mengen auch in den Getränken wie das Schweizer Bundesamt für Gesundheit und die Universität Heidelberg nachwiesen haben.

Die verheerende Umwelt-Wirkung der Einweg-Verpackungen wird in der Öffentlichkeit viel zu wenig zur Kenntnis genommen. Einwegflaschen und Dosen verschwenden Rohstoffe und heizen das Klima an, zeigt der NABU auf. Demnach können mehr als 400.000 Tonnen Plastikmüll und 1,5 Millionen Tonnen CO in Deutschland jährlich vermieden werden, wenn zu mindestens 80 Prozent der Getränke in Mehrweg-Verpackungen verkauft würden.

Und auch die Aluminium-Industrie setzt auf Wachstum im Verpackungssektor. Zynischer Weise ist ausgerechnet die Aluminium-Industrie von der Beteiligung an der EEG-Umlage weitgehend ausgenommen und wird so von der Parteien-Politik subventioniert. Herausragend ist die Aluminium-Industrie bei der Zerstörung ganzer Lebensräume und verantwortlich für großflächige Giftfreisetzungen. So wird Aluminium im Bauxit-Tagebau gewonnen und läßt ganze Landschaften zur Einöde werden. Bei der Verarbeitung des Erzes bleibt der die Böden belastende Rotschlamm übrig.

Der "Dinosaurier des Jahres" wird vom NABU jährlich seit 1993 verliehen. Die Umweltschutz-Organisation will damit auf skandalträchtige Vorgänge hinweisen, die ansonsten von den Mainstream-Medien ausgeblendet werden.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Trittins Erbe:
      Mehrweg weitgehend zerstört (5.11.12)

      Hormone aus der Dose
      Bisphenol A in Bier und Softdrinks (24.02.10)

      Mehrweg stirbt
      Nabu präsentiert Vorschlag zu Einweg-Steuer (1.11.09)

      Letzte Rettung für Mehrweg-System?
      Neue Abgabe auf Einweg-Flaschen gefordert (16.04.09)

      Hormone im Mineralwasser
      Plastikflaschen nach wissenschaftlicher Studie in der Kritik
      (12.03.09)

      Mehrweg-Quote bei Getränkeflaschen sinkt weiter
      "Umwelt"-Minister Gabriel als ökologischer Todesengel
      (11.01.09)

      Mehrweg bald am Ende
      Neue Zahlen beweisen Desaster (18.08.08)

      Mehrweg-Branche bricht zusammen
      Trittin hinterläßt Umwelt-Desaster (3.03.08)

      Trittin wirkt nach
      Mehrweg bald am Ende (21.08.07)

      Mehrweg-Quote auf Höllenfahrt
      Trittins Verpackungsverordnung
      bestätigt sich als Lachnummer (24.01.07)

      Mehrweg-Quote sackt ab
      Minister Gabriel setzt Trittins Anti-Mehrweg-Politik fort
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      Trittins Traumfänger
      - Auch vom Dosenpfand bleibt nichts als heiße Luft
      (23.09.05)

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      Dosen-Drama - 712. Akt
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      - ein weiterer Akt der endlosen Schmierenkomödie
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