27.07.2010

Die Ostsee stirbt

Mord per Ackerbau und Viehzucht

Ostsee Lübeck (LiZ). In der Ostsee haben sich Blaualgen auf einer Fläche von 377.000 Quadratkilometer ausge- dehnt. Das Algenwachstum ist ein Indikator für die akute Vergiftung der Ostsee mit den Ausschwemmungen in Folge der industriellen Landwirtschaft der Ostsee-Anrainerstaaten - ins- besondere Deutschlands. Wegen der Überfrachtung der Böden mit chemischen Düngemitteln gelangen jährlich rund eine Million Tonnen Stickstoff und 35.000 Tonnen Phosphor in die Ostsee. Der Sauerstoffgehalt sinkt und riesige Todeszonen breiten sich immer mehr aus. Zugleich wird die Ostsee weiterhin skrupellos überfischt.

Die aktuelle Ausbreitung des Algenteppichs ist die größte, die seit 2005 in der Ostsee beobachtet wurde. Die Schicht aus Blaualgen zieht sich derzeit von Finnland bis in die Pommersche Bucht und nordwestlich von Rügen hin. In den deutschen Küstengewässern sind besonders das Achterwasser/Oderhaff und der Strelasund betroffen.

Das Algenwachstum, das durch die Überdüngung mit Stickstoff- und phosphathaltigen Chemikalien, die zu allem Übel auch Uran enthalten, verursacht wird, ist derzeit durch die hohen Temperaturen begünstigt. Der Algenteppich schadet dem Ökosystem der Ostsee und läßt sowohl Wasserpflanzen als auch Fische sterben. Die Todeszonen ohne Sauerstoff breiten sich vor allem am Meeresgrund weiter aus. Beim Absterben der Algen wird besonders viel Sauerstoff verbraucht und es entsteht zudem giftiger Schwefelwasserstoff. Der Stoff, der auch als Wasserstoffsulfid bezeichnet wird, ist Vielen noch aus dem Chemieunterricht in lebhafter Erinnerung wegen seines typischen Geruchs nach faulen Eiern.

In den vergangenen Jahren wurden von Ostsee-Anrainerstaaten zwar "ambitionierte" Ziele für eine Reduzierung der Düngemittel-Einträge in die Ostsee formuliert - doch de facto heizten dieselben Staaten die Überdüngung weiter an. In Mecklenburg-Vorpommern wurde das Landeswassergesetz so geändert, daß statt wie bisher bis auf sieben Meter jetzt bis auf einen Meter an Gräben und Bäche heran gedüngt und gespritzt werden darf. Zudem werden immer größere Schweinemastbetriebe genehmigt. In Schweden wurde kürzlich die Düngemittelsteuer abgeschafft.

Nur eine baldige Agrarwende mit dem massiven Ausbau der Bio-Landwirtschaft kann die Ostsee noch retten.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unseren Artikel:

      Erfolg der Bio-Landwirtschaft
      mit Artenvielfalt statt Pestiziden
      US-Studie erklärt Erfolg der Bio-Landwirtschaft (5.07.10)

      Ostsee-Pipeline gefährdet Ökosystem
      WWF fordert Kompensationen (21.12.09)

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      Nothafen Darßer Ort wird ausgebaggert (6.11.09)

      Am Fehmarnbelt droht ein Milliardengrab
      Gefahr für Zugvögel und Schweinswale (5.05.09)

      Die Ostsee stirbt
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