New York (LiZ). Auch zehn Jahre nach dem Anschlag auf die Zwillingstürme des World Trade Center und das Pentagon ist die Darstellung der US-Regierung über die Urheberschaft nicht sonderlich glaubwürdig. Bis auf den heutigen Tag gibt es weder hieb- und stichfeste Beweise für die Version der US-amerikanischen Regierung, daß 19 Terroristen, von denen einige in den USA Flugstunden genommen hätten, vier Passagierflugzeuge entführten, während zufällig der Luftraum über New York wegen einer Übung ungesichert war, noch für andere, generell als "Verschwörungstheorien" verunglimpfte Versionen.
Die Situation ist nicht sonderlich befriedigend, konstatieren zu müssen, daß die Wahrheit - vorläufig - nicht herauszufinden ist. Dies wird möglicherweise auch in den kommenden vierzig Jahren so bleiben, denn US-Präsident George W. Bush hatte per Präsidialanordnung die Geheimhaltung aller 9/11-Akten von 25 auf 50 Jahre verlängert. Und das Beispiel Barack Obama, der als Friedensnobelpreisträger weiter Krieg führt und den US-Militäretat trotz gigantischer US-Schulden Jahr für Jahr weiter erhöht, zeigt, daß auch ein als "Hoffnungsträger" medial angekündigter US-Präsident vom "militärisch-industriellen Komplex" (US-Präsident Dwight D. Eisenhower, 17. Januar 1961) im Verlauf seiner vorpräsidentiellen Karriere auf "Herz und Nieren" geprüft wird.
So muß der in Deutschland bekannteste Autor und Rechercheur zu 9/11, Mathias Bröckers, eingestehen, daß er nur Indizien, aber keine Beweise anzubieten hat, - Indizien, die bei einem Gerichtsverfahren allenfalls zur Wiederaufnahme des Verfahrens reichen würden. Zudem kann sich Bröckers bis heute weder für die Klasse der Mihop-Theorien (Make it happen on purpose) noch für die der Lihop-Theorien (Let it happen on purpose) oder gar eine der vielen Sub-Varianten entscheiden.
In den vergangenen zehn Jahren hat das - von den Mainstream-Medien mit einer näckischen Ignoranzhaltung und dem unterschiedslos verteilten Verdikt "Verschwörungstheorie" genährte - Interesse an alternativen Theorien nicht nachgelassen. Zugleich lenkt die gerade im Internet überbordende Beschäftigung mit solchen Theorien von der zentralen Frage im Zusammenhang mit 9/11 ab: Was ist der wahre Grund für den Krieg in Afghanistan (seit 2001) und im Irak (seit 2003)? Ist es Rache für 9/11 oder ist es das Öl?
Dies ist für uns Grund genug, hier einen bereits im Jahr 2008 veröffentlichten Text erneut vorzulegen.
In den USA scheint es zu einer Art Volkssport geworden zu sein, sich mit den seltsamsten unbewiesenen Thesen zu beschäftigen. Zum einen resultiert dies sicherlich aus einer unbewußten Abwehrreaktion heraus, sich der politischen Folgen von 9/11 bewußt zu werden. Zum anderen ist es selbstverständlich im Interesse der US-amerikanischen Wirtschaft - und daher Aufgabe der US-Regierung -, das Trauma der vermutlich perfidesten Terror-Attacke der Weltgeschichte virulent zu halten. Es ist deshalb anzunehmen, daß von Seiten der US-Geheimdienste immer neue falsche Spuren gelegt werden. Auch dies - vorausgesetzt, es könnte bewiesen werden - , heißt noch keineswegs, daß die US-Regierung oder ein staatlicher Geheimdienst Urheber der Terror-Attacke war. Solche bewußt gelegten falschen Spuren heißen im Geheimdienst-Jargon roter Hering.
Aller Wirbel um immer wieder neue "Beweise" zu 9/11, die immer weiter sich verästelnde Diskussion über "Verschwörungstheorien", lenkt nur von der zentralen Fragestellung ab. Immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird bei all der ausufernden Spekulation um 9/11, daß die offizielle Begründung für den Krieg in Afghanistan und im Irak sich als Lüge erwiesen hat. Dennoch wird nach wie vor fälschlich ein legitimatorischer Zusammenhang zwischen dem Terror-Anschlag vom 11. September 2001 und dem Beginn des Afghanistan-Krieges hergestellt. Obwohl laut Meinungsumfragen in den USA im Jahr 2008 nur noch 16 Prozent der Befragten der Ansicht waren, daß die Regierung Bush die volle Wahrheit im Hinblick auf 9/11 verbreitet hat, während 53 Prozent meinten, sie verberge etwas und immerhin 28 Prozent davon überzeugt waren, sie lüge, sahen nach wie vor über 50 Prozent die Urheber für den Terror-Akt in Afghanistan.
Ebenso wenig wie es bisher gelang, Beweise für eine Verwicklung der US-Regierung in 9/11 beizubringen, gelang es dieser, Beweise für eine Urheberschaft Osama bin Ladens, die Existenz einer Terror- Organisation "Al Qaida" oder auch nur für die Anwesenheit bin Ladens in Afghanistan im September 2001 vorzulegen.
Dabei sollte zudem niemals vergessen werden: Krieg kann nicht als Rache-Aktion ("Krieg gegen den Terror") legitimiert werden. Krieg ist in keinem Fall legitim. Selbst aus einer konventionellen Sichtweise, die Krieg als Mittel der Politik ("ultima ratio") zu legitimieren versucht, können diese beiden Kriege nicht gerechtfertigt werden.
Die offensichtlichen Lügen, die zur Legitimation der beiden Kriege dienten, werden nicht annähernd so intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert wie die Frage der Urheberschaft von 9/11. Dabei haben sich die angeblichen Beweise, die der damalige US-amerikanische Außenminister Colin Powell am 5. Februar 2003 bei einem Power-Point-Vortrag der UN-Vollversammlung vorführte, samt und sonders in Luft aufgelöst.
Der heute als stellvertretender Chef-Redakteur der 'Badischen Zeitung' geführte Journalist Thomas Fricker erklärte es beispielsweise am 6. Februar 2003 auf der Titelseite dieses Blattes für absurd, das von Powell dargebotene Material anzuzweifeln. SkeptikerInnen wurden von ihm pauschal in die Ecke der "Verschwörungstheoretiker" gestellt. Seitdem hat es in den deutschen Mainstream-Medien keine ehrliche Aufarbeitung dieser journalistischen Fehltritte gegeben. In den USA reichte es immerhin bei einigen großen Blättern zu einer kritischen Selbstreflektion über die eigene Rolle im Vorfeld des Irak-Krieges. Die 'Washington Post' hat sich sogar explizit bei ihrer Leseschaft dafür entschuldigt, daß sie sich für die US-amerikanischen Propaganda zur Kriegsvorbereitung hatte mißbrauchen lassen.
Fast völlig vergessen ist inzwischen, daß gerade die US-amerikanische offizielle Untersuchungskommission zu den Anschlägen vom 11. Sptember 2001 in ihrem im Juni 2004 vorgelegten Bericht unter anderem zum Ergebnis kam, daß die - von US-amerikanische Außenminister Colin Powell vorgetragenen - Kriegsgründe nicht haltbar seien.
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Es wurden keine Massenvernichtungswaffen gefunden.
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"Wir haben keine glaubwürdigen Hinweise darauf, daß al-Qaida und der Irak bei Anschlägen auf die USA kooperiert haben," ist im Bericht der US-Kommission von 2004 zu lesen.
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Die Iraker würden den Krieg begrüßen und die USA als Befreier feiern, hatte die US-Regierung vor dem 20. März 2003 getönt. Nach repräsentativen Umfragen im Irak, die auch in den US-Medien veröffentlicht wurden, sahen Mitte 2004 lediglich zwei Prozent der Iraker die USA als Befreier.
Merkwürdig an den Diskussionen über 9/11 ist zudem, daß zwei wichtige Indizien, die für eine Urheberschaft der US-Regierung oder zumindest eines US-Geheimdienstes sprechen, auffällig selten behandelt werden. Zum einen diente 9/11 dazu, einen zuvor in den USA unvorstellbaren Ausbau der Geheimdienste, eine gigantische Ausweitung der Überwachung der Bevölkerung und einen Abbau der Bürgerrechte durchzusetzen. Zum anderen wird selten thematisiert, daß es in der Geschichte der USA bereits Fälle gab, in denen ein Anschlag inszeniert wurde, um einen unpopulären Kriegsbeginn zu legitimieren.
Die 'Maine'
1898 diente die Zerstörung des (unwichtigen und veralteten) US-amerikanischen Schlachtschiffs 'Maine' in der Bucht
von Havanna als Vorwand für die Kriegserklärung an Spanien. 260 amerikanische Seeleute kamen ums Leben und die
darauf folgende Pressekampagne - die US-amerikanische Öffentlichkeit war keineswegs sofort kriegsbegeistert - war
damals tatsächlich beispiellos. Erst dreizehn Jahre später kam eine Untersuchungskommission zum Ergebnis, daß
zumindest die Spanier eindeutig nichts mit der Explosion im Schiff zu tun haben konnten.
Pearl Harbor
1940 wurde Franklin Delano Roosevelt, der als "Friedens"-Kandidat im Wahlkampf aufgetreten war, US-Präsident. Die USA war durch
lange Jahre der Wirtschaftskrise gegangen und das Interesse der US-amerikanischen Bevölkerung und das der
führenden Unternehmen an einer Beteiligung am Zweiten Weltkrieg standen sich diametral entgegen. 1941 wurde
der veraltete Teil der US-amerikanischen Marine im pazifischen Pearl Harbor zusammengezogen und in Reichweite
der japanischen Luftwaffe geradezu als idealer Köder ausgelegt, während Japan zugleich durch ein Ölembargo schwer
getroffen und provoziert wurde. Heute ist zumindest nachgewiesen, daß der britische Premier Churchill vom
Geheimdienst über den bevorstehenden japanischen Angriff auf Pearl Harbor informiert war. Ungeklärt ist allerdings
immer noch, ob er dieses Wissen an Roosevelt weitergab. Über 2000 US-amerikanische Soldaten wurden beim für sie
völlig überraschenden Angriff abgemetzelt. Der "Überfall auf Pearl Harbor" diente als willkommener Anlaß für den
Kriegseintritt der USA und die "konjunkturelle" Erholung der US-amerikanischen Wirtschaft.
Tonking
1964 meldeten zwei US-Zerstörer, sie seien im Golf von Tonking von nordvietnamesischen Torpedobooten angegriffen
worden. Presse und TV rückten den Vorfall mit Schlagworten wie "Demütigung" und "Vergeltung" in den Mittelpunkt
des US-amerikanischen Interesses. US-Präsident Johnson nutzte die Gelegenheit zum Beginn des Vietnamkrieges,
der bis 1975 dauerte. (Allerdings hatte bereits Kennedy mit der Stationierung von US-Militär in Südvietnam begonnen.)
Später wurde durch Aussagen von US-amerikanischen Besatzungmitgliedern des angeblich angegriffenen Zerstörers
bekannt, daß der "Überfall von Tonking" reine Erfindung gewesen war.
Brutkästen-Babys in der Frauenklinik in Kuweit
1990, vor Beginn des zweiten Golfkriegs (als erster Golfkrieg wird der Krieg zwischen Irak und Iran bezeichnet) wurden
gleich eine ganze Reihen von Lügen verbreitet. Die wohl historisch dreisteste Inszenierung dürfte sicherlich die
Geschichte vom Mord an den Brutkasten-Babys in der Frauenklinik in Kuweit darstellen. Nachdem Saddam Hussein
zunächst von Seiten der US-Regierung signalisiert worden war, daß sie eine Annexion Kuweits dulden würde, ließ
sie am 10. Oktober 1990 eine Frau und einen Mann anonym vor dem Menschenrechtsausschuß des US-Kongresses
mit der Behauptung auftreten, sie seien Augenzeugen gewesen als irakische Truppen in Kuweit 312 Säuglinge aus den
Brutkästen gerissen und grausam getötet hätten. Am 27. Oktober 1990 wurde die gleiche Show noch einmal vor dem
UN-Sicherheitsrat gegeben.
Diese Inszenierung, die mit Hilfe der Medien zentral dazu benutzt wurde, Saddam Hussein der Weltöffentlichkeit als
"Hitler von heute" zu präsentieren, war von der Public Relation Agency Hill & Knowlton fabriziert worden, nachdem
diese ermittelt hatte, daß die US-AmerikanerInnen Babymord als das bei weitem schlimmste Verbrechen ansehen.
Deshalb erfand Hill & Knowlton - im Auftrage der US-Regierung - die Lüge vom Babymord in Kuweit und schreckte
nicht einmal davor zurück, die angeblichen AugenzeugInnen für diesen Babymord vor dem USA-Kongreß und dem
UN-Sicherheitsrat auftreten zu lassen. Später stellte sich heraus, daß die Rolle der Krankenschwester von der
Tochter des kuweitischen Botschafters in der USA und in der Rolle eines Chirurgen von einem New Yorker Zahnarzt
gespielt worden waren.
Zwei Tage nach der Inszenierung beschloß der UN-Sicherheitsrat seine als Kriegsmandat interpretierbare
Resolution 678. Als der Schwindel aufgedeckt wurde, war der zweite Golfkrieg längst im Gange.
Diese Beispiele sind lediglich Indizien, sie haben keinen Beweiswert für 9/11.
Deshalb bleibt es dabei: Die exzessive Beschäftigung mit der "Aufklärung" von 9/11 hat hauptsächlich eine Ablenkungsfunktion. Immer wieder muß deshalb ins Zentrum der öffentlichen Diskussion gerückt werden: Die Kriege in Afghanistan und im Irak haben keinerlei Legitimation. Sie dienen ausschließlich der Versorgung der US-Wirtschaft mit Öl, und Gas und der geostrategischen Absicherung dieser für den Fortbestand des Kapitalismus entscheidenden Energiequellen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
9/11, die Wahrheit
und der rote Hering (11.09.08)
Drei Kriegsgründe - drei Lügen
US-Kommissionsbericht bestätigt indirekt einen Kriegsgrund
(18.06.04)
Skeptiker oder Verschwörungstheoretiker? (6.02.03)
Krieg ist Frieden (28.11.01)