"Stuttgart verscherzt es sich - Zug um Zug"
Stuttgart (LiZ). AktivistInnen der Umweltschutz-Organisation 'Robin Wood' kletterten heute in der Schalterhalle des Stuttgarter Hauptbahnhofs auf ein Gerüst und präsentierten ein Banner mit der Aufschrift "Stuttgart verscherzt es sich - Zug um Zug." Die Aufschrift spielt auf das Logo "Das neue Herz Europas" des Projekts "Stuttgart 21" an. 'Robin Wood' protestiert mit dieser Aktion gegen die geplante Umwandlung des bisherigen Kopfbahnhofs in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof und die damit verbundene Neuordnung des gesamten Bahnknotenpunkts Stuttgart. Heute wurde das Projekt offiziell gestartet, obwohl bislang weder die Finanzierung in der Größenordnung von mindestens 7 Milliarden Euro, zu denen noch bis zu 8 Milliarden Euro an Folgekosten hinzukommen, gesichert ist, noch die Umweltfolgen auch nur annähernd geklärt sind.
'Robin Wood' fordert von der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg, das Projekt mit sofortiger Wirkung zu stoppen. "Der heutige symbolische Baubeginn des Prestige-Projekts ist für uns der Startschuß für eine neue Phase des Widerstands gegen Stuttgart 21", sagt Benjamin Maier von 'Robin Wood'. "Der Mega-Bahnhof ist noch lange nicht gebaut. Die Baumaßnahmen, die zunächst stattfinden werden, sind größtenteils reversibel." 'Robin Wood' erinnert daran, daß auch andere gigantomanische Projekte wie der Transrapid durch den entscheidenden Widerstand der Bevölkerung gekippt werden konnten.
Eine große Mehrheit der BürgerInnen lehnt das Projekt "Stuttgart 21" ab. Über 67.000 StuttgarterInnen hatten 2007 einen Bürgerentscheid zu "Stuttgart 21" gefordert - dieser wurde jedoch durch juristische Tricks verhindert.
Die GegnerInnen von "Stuttgart 21" haben bereits 2007 ein Gegenkonzept vorgelegt, mit dem die Anbindung an den Europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehr und Verbesserungen im Regionalverkehr besser realisiert werden könnten. Bei "Stuttgart 21" handelt es sich ersichtlich um ein reines Prestige-Projekt, das sich immer mehr als Milliarden-Grab erweist und für die Fahrgäste der Bahn keine nennenswerten Verbesserungen bietet. Laut 'Robin Wood' könnten stattdessen mit den veranschlagten Milliarden die Modernisierung des bestehenden Kopfbahnhofs und der Ausbau eines gut getakteten Nah-, Regional- und Fernverkehrs realisiert werden. Vordringlich sei es, die Bahn als klimafreundliche Alternative zu Auto und Flugzeug attraktiver zu gestalten.
'Robin Wood' sorgt sich auch um die Luftqualität in der Stadt. Stuttgart liegt in einem Talkessel. Das Bahnprojekt "Stuttgart 21" umfaßt jedoch auch die Bebauung freier Flächen entlang des Schienenwegs nach Bad Cannstatt. Dies ist laut 'Robin Wood' die einzige Luft-Schneise, die für das Stadtklima sehr wichtig sei. Werde sie zugebaut, heize sich die Innenstadt im Sommer noch mehr auf. Der Schloßgarten ist unbestritten die grüne Lunge der Stadt. Er liegt an einem Ort mit einer der EU-weit höchsten Feinstaub-Belastungen. Trotzdem sollen für den Mega-Bahnhof mehr als 250 alte Bäume gefällt werden. Diese teils über 200 Jahre alten Bäume sind ökologisch wertvoll und können nicht ohne weiteres ersetzt werden. Was vom Park übrig bleibt, ist aufgrund von Grundwasserabsenkungen für den Tunnelbau vom Austrocknen bedroht. Die Bäume verbessern das Stadtklima und sind laut 'Robin Wood' unverzichtbar für ein lebenswertes Stuttgart.
"Gemeinsam können wir dieses Wahnsinns-Projekt auch jetzt noch stoppen", erklärte heute Miriam Schaumann von 'Robin Wood'.
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