Aigner veröffentlicht "Waldzustandsbericht 2009"
Berlin (LiZ). Die von Bundesagrar- ministerin Ilse Aigner heute, Freitag, mit dem "Waldzustandsbericht 2009" vorgelegten Zahlen liegen innerhalb der statistischen Schwankungsbreite und geben keinen Anlaß zu Hoffnung. Die den deutschen Wäldern durch massive Schadstoffeinträge vor allem aus der industriellen Landwirtschaft, aber auch kaum vermindert aus den Auspuffrohren und Schornsteinen von Autos, LkWs, Kraftwerken und Hausheizungen zugefügte Immunschwäche, Wald-AIDS, ist weiter virulent. Und nach wie vor weigert sich die deutsche Regierung Maßnahmen zur Rettung zu ergreifen.
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Nach wie vor sind rund zwei Drittel der Bäume in Deutschlands Wäldern krank. Dieser Zustand kann seit Jahren nur dadurch in der Schwebe gehalten werden, daß kranke Bäume schnellstmöglich gefällt werden und zugleich nachgepflanzt wird. Als Indikatoren für den Zustand der Wälder gilt der Zustand der Eichen und Buchen. Die Zahlen bei der Eiche deuten eine Besserung an: Als gesund wurden bei der Bestandsaufnahme im Jahr 2009 23 Prozent der Eichen gewertet, während dieser Anteil 2008 bei 16 Prozent veranschlagt wurde. 48 Prozent (2008: 52) der Eichen weisen schwere und 28 Prozent (2008: 32) mittlere Schädigungen auf.
Das Krankheitsbild bei den Buchen zeigt dagegen eine deutliche Verschlechterung: Nur noch 16 Prozent der Buchen können als gesund qualifiziert werden. Im Jahr 2008 waren dies noch 23 Prozent. Der Anteil der Buchen mit mittleren Schädigungen sank zwar von 46 auf 34 Prozent, dafür stieg jedoch der Anteil schweren Schädigungen von 30 auf 50 Prozent. Mit besonderer Sorge betrachten ForstwissenschaftlerInnen die im vergangenen Jahrzehnt gehäuft auftretenden "Mastjahre" der Buche. In einer Art "letztem Aufbäumen" produzieren die Buchen eine extreme Masse an Bucheckern, um das Überleben der Art langfristig zu sichern. Die Substanz, die für die Produktion der Frucht aufgebracht wird, fehlt den Buchen dann allerdings für die Ausbildung der Blätter. Die Überlebenschance der so geschwächten Bäume sinkt dadurch dramatisch.
Nach wie vor wird von offizieller Seite die schädigende Wirkung von Emissionen aus der industriellen Landwirtschaft nahezu ausnahmslos totgeschwiegen. Lediglich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wies heute in einer Stellungnahme darauf hin, daß in Zukunft "keine falschen Rücksichten auf die Autobranche oder die Agrarindustrie" genommen werden dürften. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger beklagte einmal mehr, daß der Waldschadensbericht als "Fortschreibung einer Krankenakte" anzusehen sei, die "jährlich besorgniserregende Diagnosen liefert, aber keine geeignete Therapie empfiehlt". Nach der öffentlichen Vorlage des Waldschadensberichts verschwinde dieser regelmäßig in der Schublade und bislang seien keine Konsequenzen gezogen worden.
Die massive Subventionierung der agroindustrielle Landwirtschaft - insbesondere der Massentierhaltung - wird unbeirrt fortgesetzt. Ammoniak-Emissionen und die Überdüngung der Felder mit Gülle sind die Folge. Durch Wind und Regen wird der Chemikalien-Cocktail aus den landwirtschaftlichen Betrieben, aus Kraftwerken, Straßenverkehr und Hausheizungen in die Wälder verfrachtet. Das Wurzelgeflecht der Bäume und die dort lebenden Mikroorganismen, die für das Überleben der Bäume unabdingbar sind, werden mehr und mehr geschädigt. Von dieser Anklage ausgenommen kann lediglich die Ökolandwirtschaft werden, die feste Bestandsobergrenzen pro Fläche einhält.
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