10.10.2014

"Zwischenlager" Brunsbüttel
... 38, 55, 102

Planet Endlager
Kiel (LiZ). Die Zahl der stark beschädigten Atommüll-Fässer, die im stillgelegten Atomkraftwerk Brunsbüttel gefunden wurden, stieg innerhalb von vierzehn Tagen von 55 auf 102. Damit hat rund ein Drittel der bislang untersuchten Fässer dem Atommüll nicht standgehalten.

Von 335 Atommüll-Fässern in vier der unterirdischen Kavernen des stillgelegten AKW Brunsbüttel, die zum "Zwischenlager" deklariert worden waren, gelten 102 offiziell als "stark beschädigt". Angeblich lagern unter dem Meiler insgesamt 631 Atommüll-Fässer. Irgendwann muß der Atommüll in neue Fässer umgefüllt werden. Doch wo er "am Ende" untergebracht werden soll, ist bis heute ungeklärt - weltweit existiert bis heute kein "Endlager".

Wanddurchdringende Korrosion, der Austritt vom - teils flüssigem - Atommüll - oder lose Deckel gelten als starke Schäden. Am heutigen Freitag werde eine weitere der insgesamt sechs Kavernen zur Inspektion geöffnet, teilte das "Energie"-Ministerium des pseudo-grünen Robert Habeck der staunenden Öffentlichkeit mit. Noch vor vier Jahren wurden VertreterInnen der Anti-Atom-Bewegung, die von "Atom-Mafia" sprachen, wegen dieses aus den 1970er-Jahren stammenden Sprachgebrauchs mitleidig belächelt. 25 Jahre "nach Tschernobyl" hatte selbst eine Mehrheit unter den Atomkraft-GegnerInnen der Gegenseite keine verbrecherischen Absichten mehr zutrauen mögen.

Teilweise liegen die Atommüll-Fässer bereits über 30 Jahre unkontrolliert im "Zwischenlager" Brunsbüttel. In Kaverne III, die als nächstes mit einer Spezialkamera inspiziert werden soll, lagern nach offiziellen Angaben insgesamt 75 Fässer. Diese seien "weit überwiegend" mit Verdampfer-Konzentrat aus dem Reaktorbetrieb befüllt. Da die ersten Einlagerungen in dieser Kaverne im Jahre 1979 erfolgten, sei auch hier "mit erheblichen Schäden" zu rechnen.

Laut Habeck soll die Inspektion der Kavernen bis Ende 2014 abgeschlossen sein, so daß dann mit der Bergung begonnen werden könne. Weiterhin heißt es offiziell: "Die Kavernen sind sicher. Weder für das Personal noch für die Bevölkerung besteht Gefahr." Angeblich sollen die dicken Betonwände der Kavernen des AKW Brunsbüttel die Umgebung von der Strahlung abschirmen. Über gasförmigen Atommüll, der nun nicht mehr zurückgehalten werden kann, gibt Habeck keine Auskunft.

Die seit März 2012 scheibchenweise Offenbarung über den Zustand der Kavernen unter dem AKW Brunsbüttel gibt einen Vorgeschmack auf die Zukunft der 16 "Zwischenlager" in Deutschland, von denen allein 12 als Resultat des "Atom-Ausstiegs" in der Ära von "Rot-Grün" zwischen 1998 und 2005 errichtet wurden. Der Bau dieser "Zwischenlager" garantierte den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke. Mittlerweile lagern bundesweit nach einer Statistik der Universität Hannover mindestens 20.000 Atommüll-Fässer in deutschen Atomkraftwerken.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      "Zwischenlager" Brunsbüttel
      Nach 38 jetzt 55 rostige Atommüll-Fässer (25.09.14)

      Verrostete Atommüll-Fässer im AKW Brunsbüttel
      10, 18, 28, 38 - und wie geht's weiter? (12.09.14)

      AKW Brunsbüttel: Weitere rostige Fässer
      ...und kein Ende (20.08.14)

      Die rostigen Atommüll-Fässer von Brunsbüttel
      - eine Bastelaufgabe (20.02.14)

      AKW Brunsbüttel:
      Noch mehr rostige Atommüll-Fässer im Keller (12.02.14)

      Gericht verwirft Genehmigung
      für Zwischenlager am AKW Brunsbüttel
      Endlager-Such-Gesetz obsolet
      Stop aller 9 Atom-Reaktoren in Deutschland? (19.06.13)

      Rostige Atommüll-Fässer
      im AKW Brunsbüttel (7.03.12)

      AKW Brunsbüttel: Ministerin Trauernicht
      verheimlicht kritischen Bericht (16.01.08)

      AKW Brunsbüttel läuft weiter
      Schneller warten mit Gabriel (23.06.07)

      Wie gefährlich ist Brunsbüttel?
      Forsmark und die deutschen Atomkraftwerke (25.08.06)