5.11.2012

Frankfurt: Beinahe-Zusammenstoß mit Kranichen
"Wie Konfetti durch die Luft gewirbelt"

Vorsicht: Kranich
Frankfurt a.M. (LiZ). Laut Aussagen mehrerer Augen­zeugen im Offenbacher Rathaus ist es am 26. Oktober zu einem Beinahe-Zusammenstoß eines vom Frankfurter Flughafen gestartet­en Linien-Flugzeugs mit einem Kranich-Schwarm gekommen. Die Vögel seien "wie Konfetti durch die Luft gewirbelt" worden. Fraport und Deutsche Flugsicherung leugnen den Vorfall, obwohl kurz danach offenbar Starts in Richtung des Vogel-Schwarms verlegt wurden.

Am 26. Oktober waren mehrere große Kranich-Schwärme über dem Rhein-Main-Gebiet gesichtet worden. Den Beinahe-Zusammenstoß mit dem Flugzeug haben nach Aussage des Offenbacher Bürgermeisters Peter Schneider mehrere Zeugen vom Offenbacher Rathaus aus beobachtet. Demnach flogen an diesem Tag kurz nach 10 Uhr rund tausend Kraniche im Schwarm Richtung Westsüdwest, als sie über dem Oberräder Wald einem aufsteigenden Linien-Flugzeug gefährlich nahe kamen. Etwa die Hälfte des Kranich-Schwarms sei "fast eine Minute lang hilflos wie Konfetti durch die Luft gewirbelt" wurden. Anschließend hätten die Vögel ihren Flug wieder stabilisieren können. Weiter wurde beobachtet, daß nach dem Vorfall keine Starts mehr in Richtung Osten - also Richtung Offenbach - erfolgten.

Fraport, Betreiber-Konzern des Frankfurter Flughafens will von dem Beinahe-Zusammenstoß keine Kenntnis haben. Matthias Nossek, Sprecher der Fraport, erklärte, es lägen dem Unternehmen keinerlei Mitteilungen über ein solches Ereignis vor. Auch die Deutsche Flugsicherung (DFS) leugnet eine Kenntnis des Beinahe-Zusammenstoßes: "Kein Pilot hat am 26. irgendetwas gemeldet," so DFS-Sprecher Axel Raab.

Fraglich ist, ob die eingerichteten Überwachungs- und Kontrollsystem am Frankfurter Flughafen nicht funktionieren, oder ob bewußt Kollisionen in Kauf genommen werden. Die Folge eines Zusammenstoßes mit einem Vogel-Schwarm kann eine Notlandung sein oder auch ein Flugzeugabsturz. Offenbachs Bürgermeister Schneider erinnert an die spektakuläre Notlandung eines Großflugzeugs im Hudson River im Jahr 2009 nach der Kollision mit einem Gänse-Schwarm. Laut Schneider seien in der Region um den Frankfurter Flughafen auch in den Tagen vor dem 26. Oktober große Vogel-Schwärme gesichtet worden und daher hätten die Alarmsysteme unbedingt greifen müssen.

Die DFS scheint die Gefahr - weder für die Vögel noch für die Flugzeuge - sonderlich ernst zu nehmen. Ein Ausbau der Alarmsysteme ist laut DFS-Sprecher Raab nicht nötig. Unfälle durch Vogelschlag seien unwahrscheinlich.

 

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Anmerkungen

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