13.01.2010

Joint Venture:
Rheinmetall und MAN
gründen neuen Rüstungs-Konzern

Fuchs 2 von Rheinmetall München/Düsseldorf (LiZ).
Rüstungs-Konzerne spüren offenbar bislang wenig von der Weltwirtschaftskrise. Auch wenn Washington und London das Geld ausgeht - Länder wie China, Indien oder Brasilien rüsten weiter munter auf. Die Düsseldorfer Waffen- schmiede Rheinmetall AG und der LkW-Produzent MAN planen ein Joint Venture, um das Geschäft mit militärischen Radfahrzeugen zu bündeln. Falls das Bundeskartellamt zustimmt, entsteht so ein Weltmarktführer für militärische Landsysteme. Das globale Geschäft mit dem Tod boomt seit dem Ende des Kalten Krieges immer gewinnbringender und deutsche Rüstungs-Konzerne wollen dabei an vorderster Front mitmischen. Ein Verkaufsschlager von Rheinmetall ist der Fuchs, der an die NATO und an weltweit acht Länder verkauft wurde.

Der neue Konzern, der den schmucken Namen Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH (RMMV) tragen soll, wird in Wirtschaftskreisen auf einen Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro veranschlagt. Wolfgang Fickus, Analyst bei der WestLB, sieht einen neuen kommenden Marktführer im Markt für militärische Landsysteme noch vor BAE, Saab und Kraus-Maffei Wegmann entstehen. Rheinmetall wird mit 51 Prozent, MAN mit 49 Prozent an RMMV mit Sitz in München beteiligt sein. Laut Rheinmetall zielt das Joint Venture mit MAN vornehmlich auf den globalen Rüstungsmarkt. Außer auf NATO-Aufträge spekuliert Rheinmetall offenbar auf den Nahen Osten, der durch den immer wieder neu geschürten Konflikt zwischen israelischem Staat und palästinensischen "Befreiungs"-Organisationen noch für viele Jahre gute Geschäfte verspricht.

Die deutsche Rüstungsindustrie behauptet seit 2006 Platz 3 auf der Top Ten der weltweit größten Waffenexporteure. Nach dem von der 'Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung' (GKKE) Mitte Dezember veröffentlichten Rüstungsexportbericht 2009 stiegen die deutschen Rüstungsexporte um knapp zwei Milliarden auf 5,78 Milliarden Euro. Nach einem Bericht des schwedischen Forschungsinstitut SIPRI vom Juni 2009 betrugen die weltweiten Rüstungsausgaben zuletzt 1,5 Billionen US-Dollar. An erster Stelle stehen weiterhin die USA, bedeutende Rüstungs-Konzerne stellt mit Thales auch Frankreich oder mit BAE Systems Großbritannien. In Deutschland zählen neben Rheinmetall die Konzerne Kraus-Maffei Wegmann (Panzer), Thyssen-Krupp und Lürssen (Kriegsschiffe), HDW (U-Boote), EADS/Daimler (Transportflugzeuge, Militär-LkW), Diehl (der Konzern, der angeblich keine Streumunition herstellt) und Heckler&Koch (Kleinwaffen) zu den Großen. Der neue Rüstungs-Konzern RMMV kann nun zumindest in der Liga der Rüstungssparten von Iveco, Renault und Daimler mitspielen.

Aus Kreisen der Rüstungs-Lobby verlautet, daß auch die Parteien-Politik auf eine "Konsolidierung" der Rüstungs-Industrie dränge. Gemeint ist damit die Schaffung eines Rüstungs-Konzerns von globalem Format, der in der Liga von General Dynamics (USA), Lockheed Martin (USA), Boeing (USA), Northrop Grumman (USA), Thales (Frankreich) und BAE Systems (Großbritannien) mitspielen könnte. Rheinmetall dürfte im Verbund mit MAN dem einen großen Schritt näherkommen. Eine geplante Fusion mit dem Rivalen Kraus-Maffei Wegmann war vor wenigen Jahren gescheitert.

Rheinmetall und MAN wollen das Joint Venure in zwei Stufen etablieren. In einem ersten Schritt sollen Entwicklung und Vertrieb gebündelt und in einem zweiten die Produktionskapazitäten von Rheinmetall in Kassel und MAN in Wien eingebracht werden. In der ersten Stufe sind rund 370 MitarbeiterInnen geplant, mit Ende der zweiten würde die Zahl der Beschäftigten werde dann bei isgesamt 1.300 liegen. Ende 2011 soll das Ganze abgeschlossen sein.

Analysten jubeln. "Das ist für beide Seiten ein sehr sinnvoller Schritt", sagte Christian Obst von Unicredit. In Wirtschaftskreisen wird wohlwollend zur Kenntnis genommen, daß MAN damit seine Unternehmens-Strategie, sich auf den Bau von LkWs zu konzentrieren, beibehalte. Großaktionär VW verfolgt mittelfristig den Plan einer LkW-Allianz mit der schwedischen Tochter Scania.

 

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Anmerkungen

Siehe unsere Artikel zum Thema:

      60 Jahre Heckler&Koch
      Kein Grund zu feiern! (28.12.09)