Gorleben (LiZ). Die Bürger- initiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg erwartet den nächsten CASTOR-Transport aus La Hague im November und kündigt die bislang "größte Anti-Atom-Manifestation" im Wendland an. Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative, rechnet mit mindestens 20.000 TeilnehmerInnen. Die Vorbereitungen seien bereits angelaufen. Zu der Demonstration ruft Ehmke zufolge ein Bündnis aus Umweltverbänden, Anti-Atom-Initiativen, Gewerkschaften und kirchlichen Kreisen auf, das im vergangenen Jahr einen Anti-Atom-Treck nach Berlin organisiert hatte.
Am 5. September 2009 hatten rund 55.000 Menschen in Berlin unter dem Motto "Mal richtig abschalten" für einen Atom-Ausstieg in Deutschland demonstriert. Es war die größte Anti-AKW-Demo seit 20 Jahren in der Bundeshauptstadt.
Nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums bereitet sich auch die Polizei auf einen konkreten Transport-Termin vor. Das Datum bleibt wie gewohnt geheim. In den zurückliegenden Jahren waren die CASTOR-Transporte nach Gorleben immer in der ersten Novemberhälfte gestartet. Die Anti-Atom-Bewegung in Frankreich hat noch immer rechtzeitig aus der Beobachtung der Plutonium-Fabrik in La Hague die entsprechenden Informationen an die BI im Wendland weitergeben können. In diesem Jahr wird der zwölfte und damit vorletzte Transport aus La Hague erwartet. Danach stehen nach offizieller Planung weitere Transporte von hochradioaktivem Müll aus der britischen Plutonium-Fabrik Sellafield an.
Entgegen gültigen Naturschutzgesetzen wurden an der Bahnstrecke zwischen Lüneburg und Gorleben, auf der der CASTOR immer rollt, Bäume und Büsche zurückgeschnitten. Offenbar diente dies dazu, ein besseres Sichtfeld für Hubschrauber zu schaffen. Vergangenen Donnerstag begannen Hubschrauberflüge der Bundespolizei an diesem Streckenabschnitt. Nach Beobachtungen Dannenberger BürgerInnen flog der Hubschrauber "sehr lange und sehr niedrig", die Besatzung war offenbar damit beschäftigt die Transportstrecke zu fotografieren. Pressesprecherin Britta Heuberger von der Bundespolizei in Bremen bequemte sich lediglich zu der Auskunft, bei dem Flug habe es sich "um einen ganz normalen Vorgang im Rahmen der CASTOR-Vorbereitung" gehandelt. Bereits am 3. Mai, dem 30. Jahrestag der Besetzung der Bohrstelle 1004 in Gorleben, hatte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) den Transport von 11 Behältern mit HAW-Glaskokillen aus der französischen Plutonium-Fabrik La Hague zum sogenannten Transportbehälterlager Gorleben, eine oberirdischen Leichtbauhalle, genehmigt.
Die AtomkraftgegenerInnen kündigten bereits an, sich nicht nur mit der Großdemonstration, sondern auch mit Straßen- und Schienenblockaden gegen den CASTOR-Transport zu wehren. Sie befürchten, daß mit jedem angelieferten CASTOR die Vorfestlegung auf den aus ihrer Sicht völlig ungeeigneten Standort für ein atomares Endlager zementiert wird. Bislang wurden mit elf CASTOR-Transporten - zuletzt im November 2008 - insgesamt 91 CASTOR-Behälter in die oberirdische Leichtbauhalle bei Gorleben gebracht.
Entgegen allen Ankündigungen von Finanzminister Wolfgang Schäuble, es müsse "gespart" werden, wurden im neuen "schwarz-gelben" Bundeshaushalt die Ausgaben für den weiteren Ausbau des Salzstocks Gorleben von 23 Millionen auf 47,1 Millionen Euro heraufgesetzt. Dabei wurden bereits seit Mitte der 1980er Jahre 1,5 Milliarden Euro illegal in den Ausbau des Salzstocks unter Gorleben zum "Endlager" investiert. Kann Atom-Minister Röttgen "gar nicht warten, wie die Gerichte auf die Klage gegen den Weiterbau im Salzstock regieren," fragen die AtomkraftgegenerInnen im Wendland ironisch. "Mit der Demo und den Aktionen im Herbst wird die schwarz-gelbe Regierung eine Quittung dafür bekommen, daß sie Gorleben als Endlagerstandort zementieren will", kündigt die BI an.
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Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
CASTOR nach Gorleben genehmigt
Widerstand angekündigt (3.05.10)
Der Endlager-Schwindel
Greenpeace veröffentlicht Akten zu Gorleben (13.04.10)
Endlager-Standort Gorleben
Bei der Auswahl spielte Geologie kaum eine Rolle
(10.01.10)
CASTOR-Transporte ins Zwischenlager Ahaus
Der Weg zum illegalen Endlager (14.11.09)
Endlagerpläne in Schweden hinfällig
Auch Kupfer hält nicht dicht (30.09.09)
Gorleben: Regierung Kohl setzte 1983
Gutachter unter Druck (9.09.09)
Sargnagel für Endlager Gorleben
Verträge laufen 2015 aus (22.08.09)
Illegaler Ausbau unter Gorleben
1,5 Milliarden Euro bereits für Ausbau
als "Endlager" investiert (28.05.09)
Atomares Endlager
Yucca Mountain gestoppt (22.07.04)
ItalienerInnen erfolgreich -
kein Endlager weltweit (2.12.03)
Zwischenlager +++ Salz +++ Ende
Die Legende vom Salzstock (25.11.03)
Endlager-Wahnsinn (28.02.01)
Atom-Ausstieg selber machen!
Das ungelöste Problem der Endlagerung
Folge 12 der Info-Serie Atomenergie