Konflikt um radioaktiven Müll
Ärzte-Präsident Clever widerspricht Untersteller
Stuttgart (LiZ). Der Deutsche Ärztetag nahm bereits Ende Mai 2017 in Freiburg Stellung gegen die geplante Verteilung von schwachradioaktivem Atommüll auf oberirdische Deponien. Nun widerspricht auch Ulrich Clever, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, der Position des pseudo-grünen Atom-Ministers Franz Untersteller, der die Verteilung radioaktiven Mülls aus dem Abriß von Atomkraftwerken auf oberirdische Deponien durchzusetzen versucht.
In der aktuellen Ausgabe des Baden-Württembergischen Ärzteblatts stellt Ärztekammerpräsident Dr. med. Ulrich Clever klar: Die Haltung des baden-württembergischen Landesumweltministers Franz Untersteller, der gering radioaktive Abriß-Müll würde in seiner strahlenden Wirkung im "Rauschen der Hintergrundstrahlung" untergehen, ist schlicht falsch. Damit geht die Diskussion um den Umgang mit gering radioaktivem Abfall aus dem Abriß von Atomkraftwerken in die nächste Runde.
Die ÄrztInnen-Organisation IPPNW begrüßt, daß sich der Präsident der Landesärztekammer für ein Moratorium der Deponierung des Freimess-Mülls ausspricht. IPPNW fordert Umweltminister Untersteller zugleich dazu auf, in einen vertieften Dialog mit der ÄrzInnenschaft über das Freimess-Verfahren einzutreten und ernsthaft die bereits vorliegenden Alternativen zum sogenannten Freimessen zu prüfen.
Clever hatte nach einem Gespräch mit dem Umweltministerium im Januar 2017 das Freimessen von gering radioaktivem Müll noch als "verantwortbar" bezeichnet (Siehe unseren Artikel v. 26.01.17). Dies löste Proteste unter der ÄrztInnenschaft aus, da die Vertreterversammlung der baden-württembergischen ÄrztInnen das Freimessen von gering radioaktivem Müll zuvor mehrheitlich abgelehnt hatte (Siehe unseren Artikel v. 3.12.16).
Anfang Februar 2018 fand in Stuttgart nun auf Einladung des Umweltausschusses der Landesärztekammer ein wissenschaftliches Fachsymposium statt. In seinem Resümee der Veranstaltung stellt Clever nun fest, daß es keine unschädliche ionisierende Strahlung gibt. Wie jede Strahlung müsse auch die des atomaren Abriß-Mülls als zusätzliche Strahlung betrachtet und in der Folgenabschätzung addiert werden.
Clever unterstützt damit die Position der IPPNW und anderer ÄrztInnen-Initiativen, die sich aus präventiv-medizinischen Gründen gegen die geplante Verbringung des gering radioaktiven Abfalls auf Hausmülldeponien, in die Wiederverwertung oder in die Müllverbrennung aussprechen. "Es wurde Zeit, daß eine Versachlichung auch bei diesem politisch-kontroversen Thema stattfindet," kommentiert Dr. Alex Rosen, Vorsitzender der IPPNW Deutschland.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Atom-Müll aus Obrigheim auf Deponie?
Landrat Brötel verweigert die Einlagerung (13.07.17)
Konflikt um radioaktiven Müll
Hin und Her bei ÄrztInnenkammer (26.01.17)
Gegen "Freimessen" von Atommüll
LandesärztInnenkammer Ba-Wü warnt (3.12.16)