Höchster Stand seit 10 Jahren
Paris (LiZ). In Frankreich stieg die Arbeitslosigkeit im vierten Quartal 2009 mit rasantem Tempo auf über 10 Prozent. Dies teilte das französischen INSEE heute (Donnerstag) in Paris mit. Mit insgesamt 3,4 Millionen wurde der höchste Stand der vergangenen zehn Jahre erreicht. Ebenso wie in Deutschland wird ein immer größerer Teil der Arbeitslosen nicht von der offiziellen Statistik erfaßt. Die Zahl der Erwerbslosen steigt seit Beginn der Weltwirtschaftskrise im Juli 2007 nunmehr im siebten Quartal in Folge.
INSEE kann nicht mehr leugnen, daß die Arbeitslosigkeit in Frankreich Ende 2009 den höchsten Stand seit 1999 erreicht hat. Neoliberale ÖkonomInnen hatten bislang mit einer Quote von unter 10 Prozent gerechnet. Für den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und die neoliberale Regierungspartei UMP kommen die schlechten Zahlen kurz vor den Regionalwahlen reichlich ungelegen. Laut Umfragen müssen sie befürchten, in allen Regionen massive Verluste einzufahren. Sarkozy versuchte heute das Ruder herumzureißen, indem er ankündigte, die französische Industrie noch mehr als bisher zu unterstützen. Die Mittel sollen unter anderem über eine "attraktive Geldanlage für Sparer" eingesammelt werden. Ziel sei es, das Volumen der Industrieproduktion bis Ende 2015 um 25 Prozent zu steigern.
Sarkozy versucht zudem, die Schuld für den "Niedergang der französischen Industrie" auf die Gewerkschaften und die vor vielen Jahren eingeführte und zäh verteidigte 35-Stunden-Woche zu schieben. Zugleich geklagte er einen "Mangel an Investitionen und Innovationen". Dem will er mit einer stärkeren Einflußnahme auf Unternehmen, an denen der Staat beteiligt ist, begegnen.
In der gesamten Euro-Zone blieb die Arbeitslosigkeit laut europäischem Statistikamt Eurostat im Januar mit 9,9 Prozent gegenüber dem Dezember 2009 unverändert. Im Jahresvergleich ergibt sich jedoch gegenüber Januar 2009 eine Steigerung um 1,4 Prozent.
Im Ranking der EU-Staaten führen die Niederlange mit einer (offiziellen) Arbeitslosenrate von 4,2 Prozent, gefolgt von Österreich mit 5,3 Prozent. Es folgen Luxemburg (5,9 Prozent), Zypern (6,2 Prozent), Slowenien (6,8), Malta (7,0), Deutschland (7,5), Belgien (8,0), Bulgarien (8,1), Tschechien (8,2), Italien (8,6), Polen (8,9), Finnland (9,0), Schweden (9,1), Frankreich (10,1), Portugal (10,5), Ungarn (11,1), Slowakei (13,7), Irland (13,8), Spanien (18,8) und Lettland (22,9 Prozent). Keine Meldungen gab es aus Dänemark, Estland, Griechenland, Litauen, Rumänien, Großbritannien.
Laut Eurostat waren im Januar 2010 in den 27 Staaten der EU insgesamt knapp 23 Millionen Menschen arbeitslos, davon 15,7 Millionen in der Euro-Zone. Dies bedeutet eine Zunahme der Arbeitslosigkeit um 3,8 Millionen in der EU-27 und um 2,2 Millionen in der Eurozone.
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Anmerkungen
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