12.07.2010

Illegale Verbreitung von Gen-Baumwolle
Gentech-Konzern Monsanto
zu Millionen-Geldstrafe verurteilt

Gen-Baumwolle New York (Liz). Die US-Umwelt- behörde EPA hat über den Gentech- und Chemie-Konzern Monsanto wegen illegaler Verbreitung von genmanipulierter Baumwolle in den USA eine Geldstrafe von 2,5 Millionen US-Dollar verhängt. Trotz lokalen Verbots hatte der Weltmarkt- führer für Gen-Saatgut und zugehörige Pestizide seine Baumwoll-Sorten Bollgard und Bollgard II in den Jahren 2002 bis 2007 an FarmerInnen in Texas verkauft.

Im Saatgut der beiden genmanipulierten Monsanto- Baumwoll-Sorten ist ein Gift eingebaut. In zehn texanischen Bezirken ist dieses Saatgut allerdings seit langem verboten, damit Schädlinge keine Resistenzen gegen Pestizide entwickeln können. Laut EPA handelt es sich bei der Geldstrafe um die höchste, die bislang im Zusammenhang mit dem Gesetz zur Anwendung von Pestiziden in den USA verhängt wurde. Monsanto behauptet, daß trotz des illegalen Anbaus keine Resistenzen bei Insekten aufgetreten seien. Der Fall zeigt jedoch wieder einmal eindringlich, daß die für eine sogenannte Koexistenz nötige Sorgfalt beim Anbau von genmanipulierten Pflanzen von den Gentech-Konzernen vielfach unterlaufen wird. John Chambers, Produkt-Manager für Monsanto-Baumwolle sagte hingegen: "Wir haben die volle Verantwortung für dieses Versehen übernommen und bemühen uns um die Einhaltung der EPA-Regelungen."

Laut den Ermittlungen hatte Monsanto den texanischen FarmerInnen verschwiegen, daß es sich um genmanipulierte Baumwolle handelte. Die Baumwoll-Sorten Bollgard und Bollgard II von Monsanto produzieren ein für Insekten tödliches Gift. Die Fähigkeit der Gen-Pflanzen, dieses Bt-Gift selbst zu produzieren, wurde gentechnisch von einem Bodenbakterium auf die Baumwoll-Pflanze übertragen.

In den vergangenen Jahren wurden die restriktiven Gesetze in den USA zugunsten Monsantos aufgeweicht, so daß die Geldstrafe über 2,5 Millionen US-Dollar lediglich eine Gesetzesübertretung wegen Falsch-Etikettierung in der Vergangenheit ahndet. Mittlerweile darf Monsanto regulär ausgewiesenes Saatgut der Baumwoll-Sorten Bollgard und Bollgard II legal verkaufen. Allerdings mußte der Konzern in seine Anbau-Hinweise für FarmerInnen die Warnung aufnehmen, daß der Anbau der genmanipulierten Baumwolle in manchen Distrikten nach wie vor verboten ist.

Genmanipulierte Baumwolle ist weltweit umstritten und hat bereits in vielen Ländern zu großen Problemen geführt. Das von den Pflanzen produzierte Bt-Gift wirkt beispielsweise auch auf Schmetterlinge und nützliche Insekten tödlich. Es kam zur Entwicklung von resistenten Insekten, die daraufhin mit zusätzlich aufgesprühten Insektiziden bekämpft wurden. Es besteht die Gefahr unkontrollierbarer Auskreuzungen und damit der Verbreitung der genetischen Eigenschaften auf herkömmliche Baumwoll-Sorten. Genmanipulierte Baumwolle verursachte darüber hinaus schwerwiegende Ertragsausfälle in den USA, in Indien und in China. Monsanto sah sich deswegen bereits mehrfach mit Entschädigungsforderungen konfrontiert. Dabei versuchte der Konzern die Geschädigten zum Stillschweigen über unerwünschte Erscheinungen wie etwa das Abwerfen von Baumwollkapseln oder die erhöhte Anfälligkeit gegen Pilzerkrankungen zu zwingen.

Eine Studie des Landwirtschaftsministeriums des indischen Bundesstaates Maharashtra belegt, daß sich die Produktionskosten pro Hektar beinahe verdoppelten, wenn genmanipulierte Bt-Baumwollsorten angebaut wurde. Im Vergleich zu biologisch angebauter Baumwolle konnte jedoch nur ein halb so großer Netto-Ertag realisiert werden. Die Ergebnisse lassen sich in Indien über einen längeren Zeitraum beobachten, da dort genmanipulierte Baumwolle großflächig bereits seit dem Jahr 2002 angebaut wird. Eingeführt wurde deren Anbau mit dem Versprechen besserer Erträge und geringerer Pestizid-Kosten. Dies sollte in Indien bei der Armutsbekämpfung helfen. Die desaströsen Ergebnisse führten jedoch in manchen Landstrichen Indiens zu massenhaften Selbsttötungen von FarmerInnen. Eine Studie des Tata-Instituts für Sozialwissenschaften im Auftrag des Obersten Gerichts von Mumbai (Bombay), der Hauptstadt des Bundesstaates, zeigt, daß 70 Prozent der FarmerInnen, die sich das Leben nahmen, Bt-Baumwolle angebaut hatten. Sie waren in eine aussichtslose Lage getrieben worden, da steigende Produktionskosten und eine wachsende Abhängigkeit von aufwendigen Bewässerungssystemen, Kunstdünger und Pestiziden sie in immer höhere Verschuldung zwangen.

 

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Anmerkungen

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