Umwelt-Institut München outet Reese's Peanut Butter Cup
München (LiZ). Genmanipulierte Lebensmittel kommen im Handel nach wie vor äußerst selten vor. Nun hat jedoch das Umwelt Institut München Ende April in einer REWE-Filiale den "Reese's Peanut Butter Cup" des US-amerikanischen Herstellers Hershey's entdeckt. Nur im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung findet sich ein Hinweis auf die genmanipulierten Zutaten.
Das Umwelt Institut München (UIM) konfrontierte REWE mit dem Sachverhalt und prompt verschwand der Keks aus den Regalen. Dennoch fordert das UIM eine deutlichere Kennzeichnung genmanipulierter Lebensmittel. "Verbraucherinnen und Verbraucher dürfen beim Einkaufen nicht genötigt werden, jedes einzelne Produkt genauestens auf seine Inhaltsstoffe zu prüfen," sagt UIM-Vorstand Harald Nestler. "Wenn genmanipulierte Lebensmittel klar als solche zu erkennen sind, wird es sie bald überhaupt nicht mehr geben!" Er kündigt zugleich an, daß das UIM weiterhin das Sortiment von Supermärkten im Auge zu behallten.
Wenig hat sich bisher getan in dem Teil des Angebots von Supermärkten, wo Gen-Milch, Gen-Fleisch oder Gen-Eier angeboten werden, ohne daß diese gekennzeichnet werden müssen. Greenpeace hat zwar des öfteren darauf hingewiesen, daß etliche große Molkereien ihre Milch von Höfen beziehen, wo die Tiere genmanipuliertes Futter bekommen. Doch die Lage ist nach wie vor unübersichtlich. Immerhin hat mit Campina, eine der größten Molkereien auf dem deutschen Milch-Markt, auf den Druck von Greenpeace reagiert und bereits 2008 die zuliefernden Höfe zur Verwendung von gentechnik-freiem Futter verpflichtet. Auch die Molkerei Breisgaumilch stellte Anfang 2009 einen größeren Teil ihres Sortiments auf gentechnik-frei um.
Im Januar 2010 reagierte der Discounter Lidl, der nun zumindest in Bayern Milchprodukte mit einem regionalen Label vertreibt. Seltsamer Weise jedoch weist Lidl diese Milch nicht mit dem neuen Etikett "gentechnik-frei" aus, obwohl er seine Bauern verpflichtet hat, auf Gentechnik zu verzichten. Lidl wollte gegenüber der Presse keine Auskunft darüber geben, warum nicht offen damit geworben wird, ein gentechnik-freie Produkt anzubieten. Die Antwort liegt jedoch auf der Hand. Neben der gentechnik-freien Milch steht bei Lidl nach wie vor auch Gen-Milch im Verkaufs-Regal. "Lidl würde sich keinen Gefallen tun, wenn das Unternehmen Milch mit der Bezeichnung 'ohne Gentechnik' neben 'normale' Milch in die Regale stellen würde", erklärt Heike Moldenhauer, Gentechnikexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Da würde sich der Verbraucher doch sofort fragen, was denn dann mit der anderen Milch ist - und sie würde nicht mehr gekauft."
Positiv zu vermerken ist, daß Bio-Molkereien wie Söbbeke oder die 'kleine Molkerei' in Tübingen nie Gen-Milch verarbeiteten und die kleine hessische Upländer Bauernmolkerei sowie die bayerische Andechser Molkerei schon mit dem Siegel "ohne Gentechnik" werben. Garantiert gentechnik-freie Milch gibt's übrigens im Bio-Laden.
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