Hannover (LiZ). In Niedersachsen wurde gen-kontaminierter Mais ausgesät, nachdem die Behörden einen entsprechenden Befund bei Proben von Mais-Saatgut zwei Wochen lang "in der Ablage" geparkt hatten. Gen-Mais NK603 war bei der Untersuchung in den Proben gefunden worden. (Siehe unseren Bericht v. 27. April) NK603 ist nicht für den Anbau in Deutschland zugelassen.
Nach den sich in den vergangenen Jahren immer mehr häufenden Fällen von Gen-Kontamination, erhärtet sich der Verdacht, daß Gentech-Konzerne und ihnen hörige "StaatsdienerInnen" gezielt Obstruktion betreiben, um auf diesem Weg den Widerstand gegen Gentechnik zu brechen. "Das ist genau der Fall, der nicht passieren darf," kritisiert Landwirtschaftsexperte Alexander Hissting von Greenpeace. Es ist ein Skandal, daß die Ergebnisse der Untersuchungen über zwei Wochen auf den Schreibtischen der niedersächsischen Ministerien lagen. Andere Bundesländer haben das verunreinigte Saatgut rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen.
Ist das mit Gen-Mais kontaminierte Saatgut erst einmal im Boden, ist es wesentlich schwieriger und teurer, es unschädlich zu machen. Schon eine Saatgutverunreinigung von nur einem Promille hat zur Folge, daß etwa 100 gentechnisch veränderte Pflanzen auf einem Hektar wachsen. Der Fall zeigt wieder: Agro-Gentechnik und gentechnikfreie Landwirtschaft können nicht nebeneinander existieren, so Hissting. Die von der pseudo-grünen Agrar-Ministerin Renate Künast bis 2005 verfolgte Politik einer "Koexistenz" hat sich als Einfallstor für die Gentech-Konzerne erwiesen.
Der Anbau des verunreinigten Maises ist illegal. Greenpeace fordert das niedersächsische Ministerium auf, unverzüglich die betroffenen Landwirte zu informieren und anzuweisen, die aufkeimenden Mais-Pflanzen auf den Feldern zu vernichten. In diesem und im nächsten Jahr darf auf diesen Flächen kein Mais angebaut werden. Eventuell im Folgejahr aufkeimender Mais muß entfernt werden.
Greenpeace fordert zudem: Das Umweltministerium müsse die betroffenen Flächen flurstückgenau im Standortregister veröffentlichen, damit sich benachbarte Landwirte und Imker vor weiteren Verunreinigungen schützen können. Der Saatguthersteller hat für den entstandenen Schaden der Landwirte aufzukommen.
Für die Veröffentlichung der genauen Flächen gibt es einen Präzedenzfall: Im Jahr 2007 wurde festgestellt, daß bereits gesäter Raps verunreinigt war. Greenpeace konnte zusammen mit Bioland gerichtlich erreichen, daß die genauen Standorte veröffentlicht wurden. Damals ging es um Flächen in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
LINKSZEITUNG
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Saatgut mit Gen-Mais kontaminiert
Zufall oder Absicht? (27.04.10)
US-Gericht verurteilt Bayer-Konzern
50 Millionen Schadenersatz wegen Gen-Reis (16.04.10)
Bulgarien bleibt gentech-frei
EU-Richtlinien genial ausgetrickst (25.03.10)
Bauernpräsident Sonnleitner als Gentech-Lobbyist
Sonnleitner fordert Erleichterungen für Gen-Futtermittel
(20.10.09)
Verunreinigungen mit Gen-Mais immer häufiger
EU-weit verdreifachten sich die negativen Ergebnisse
(15.08.09)
Gen-Mais NK603 verunreinigt 170 Hektar
Behörden spielen auf Zeit (24.07.09)
Saatgut mit Gen-Mais NK603 kontaminiert
Laxe Auflagen bei der Beseitigung (13.05.09)
CSU für und gegen Gen-Mais
Anbau in Bayern nur im Glashaus (11.02.09)
Öko-Landbau in Deutschland weiterhin gebremst
Einseitig Subventionen für Agro-Gentechnik
und Agro-Chemie (29.01.09)
Gentechnik auf dem Acker
Honig wird zu Sondermüll (30.09.08)
Österreich verhängt
Importverbot für Gen-Mais (24.07.08)
Gen-Raps nahezu unausrottbar
Mehr als zehn Jahre Quarantäne (3.04.08)
Frankreich verlängert Anbau-Moratorium von Gen-Mais
Wissenschaftlicher Ausschuß bestätigt
Gefahr von MON 810 (13.01.08)
Gen-Raps auf tausend Hektar
in Deutschland
Illegaler Anbau erst jetzt entdeckt (30.08.07)
Renate Künast und der heimliche
Genmais-Anbau in Endingen (29.01.07)