Frankfurt a.M. (LiZ). In rund 40 deutschen Städten beteiligten sich Tausende am 51. Ostermarsch der Friedensbewegung. Während die Zahl der Veranstaltungsorte wuchs, sank zugleich die Gesamtzahl der TeilnehmerInnen. Im Zentrum stand die Mahnung durch die Reaktor-Katastrophe von Fukushima, der Protest gegen Atomenergie und Atombombe, die Solidarität mit der Anti-AKW-Bewegung und deren Forderung nach einem sofortigen Atomausstieg.
Nach Angaben des Ostermarschbüros in Frankfurt am Main fanden in diesem Jahr an mehr Orten als im vergangenen Jahr Ostermärsche statt. Die Beteiligung scheint insgesamt rückläufig zu sein, da an vielen Orten erheblich weniger Menschen teilnahmen. Berichte in den Mainstream-Medien zur 50-jährige Geschichte der Ostermärsche in Deutschland hatten im vergangenen Jahr im Vorfeld für Aufmerksamkeit gesorgt. Laut Ostermarschbüro waren allerdings deutlich mehr jüngere Leute bei den Demonstrationen dabei als in vergangenen Jahren.
Neben dem Protest gegen Atomenergie und Atombome richteten sich viele Redebeiträge gegen den Nato-Einsatz in Libyen. Vielfach wurde kritisiert, daß westliche Regierungen und Konzerne den libyschen Diktator Gaddafi wegen der Abhängigkeit vom Öl in den vergangenen Jahren hofiert und mit Waffen hochgerüstet hatten. Noch im Juli 2009 hatte US-Präsident Barack Obama den Diktator beim G-8-Gipfeltreffen freundschaftlich die Hand gereicht. Nach wie vor fordert die Friedensbewegung ein Ende des Afghanistan-Krieges.
In Berlin zogen nach Angaben der VeranstalterInnen 3000 bis 4000 Menschen unter anderem vor die Zentrale des Energie-Konzerns Vattenfall, in Hamburg demonstrierten demnach 1200 Menschen, in München waren es 900 und in Stuttgart 600. In Duisburg begann am Samstag der traditionelle Ostermarsch Rhein-Ruhr, bei dem drei Tage lang in mehreren Städten des Ruhrgebiets zahlreiche Veranstaltungen zu Fuß, mit Fahrrädern und Motorrädern stattfinden. Auf dem Ostermarkt in Duisburg beteiligten sich nach Angaben der VeranstalterInnen rund 300 Menschen an der Auftakt-Kundgebung. (Böse Zungen behaupten, die Zahl der aufrufenden Gruppen habe die Zahl der TeilnehmerInnen übertroffen.)
Beim Ostermarsch in Neutrebbin im Märkisch-Oderland beteiligten sich rund 500 Menschen. Der Protest richtete sich insbesondere gegen den Einsatz des CCS-Technologie, mit der das Klimagift Kohlendioxid durch den Energie-Konzern Vattenfall in den Untergrund gepreßt werden soll. Vattenfall will mit der unerprobten und gefährlichen CCS-Technologie die Kosten für Klimagas-Zertifikate vermeiden und so die extrem umweltschädlichen Braunkohlekraftwerke weiterbetreiben.
"Die Kundgebung ist ein klares Signal an die Brandenburger Landesregierung, daß die Menschen in Ostbrandenburg die CO2-Verpressung ablehnen," sagte Ulf Stumpe von der örtlichen Bürgerinitiative vor den TeilnehmerInnen aus Märkisch-Oderland, den Landkreisen Oder-Spree und Barnim, aus Berlin und der Lausitz. Besonders erbittert sind die CCS-GegnerInnen, daß auch die Linkspartei in der brandenburger Koalitionsregierung den CCS-Kurs mitträgt. Bei der Veranstaltung versuchten VertreterInnen von CDU und "Grünen" sich der Prostestbewegung anzubiedern und sprachen sich gegen die CCS-Technologie aus, konnten jedoch kaum Resonanz erzielen.
An etlichen Orten kam es unter den Ostermarsch-TeilnehmerInnen zu Diskussionen über die wenig ermutigende Größe der Demontrationen. Zum einen wurde auf die besondere Situation im vergangenen Jahr mit der verstärkten öffentlichen Aufmerksamkeit durch den 50. Jahrestag der Ostermärsche in Deutschland hingewiesen. Auch die Häufung von Demonstrationen der Anti-AKW-Bewegung in den vergangenen Wochen und am Ostermontag gilt manchen KritikerInnen als "Verzettelung" des Protestes. Für Unmut sorgt auch der "Gruppen-Egoismus", der vielerorts seltsame Blüten treibe und zu Ostermärschen mit wenigen hundert TeilnehmerInnen führe - "konstruktiver" sei es stattdessen, in Zeiten schwacher Resonanz der Ostermärsche, sich solidarisch auf je einen Ostermarsch pro Bundesland zu beschränken. Andere wiesen darauf hin, daß seit langem gefordert werde, auf Partei-Fahnen beim Ostermarsch zu verzichten. Während diese Forderung bei Demonstrationen der Anti-AKW-Bewegung respektiert werde, entstehe hingegen beim Ostermarsch in der Öffentlichkeit der Eindruck, es handele sich um eine Veranstaltung der Parteien 'Die Linke', DKP und MLPD. Je stärker diese Parteien in den Vordergrund drängten, um so mehr nehme die Resonanz in der Öffentlichkeit und damit die Zahl der TeilnehmerInnen ab.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Linkspartei Brandenburg weiter auf Rechtskurs
Wirtschaftsminister Christoffers setzt sich mit CCS durch
(7.03.11)
50 Jahre Ostermarsch
Gegen Atomwaffen und für Abzug aus Afghanistan
(3.04.10)
"Bewegung am Boden"?
Die Friedensbewegung nach dem NATO-Gipfel (5.04.09)
60.000 beim Ostermarsch
Protest gegen fortgesetzte Kriege
und gegen Unterdrückung in Tibet (24.03.08)
Baden-württembergischer Ostermarsch in Stuttgart
"Vernunft muß her statt Militär!" (23.03.08)
Demonstration gegen Bombodrom am Neujahrstag
Bundeswehr will Bombenabwurf üben (1.01.08)
Ostermärsche setzen Zeichen gegen Tornado-Einsatz
(8.04.07)
Zehnausende bei Ostermärschen der Friedensbewegung
(16.04.06)