Kopenhagen (LiZ). Der Stifter des auch als "alternativer Nobelpreis" bezeichneten 'Right Livelihood Award', Jakob von Uexküll, gab heute in Kopenhagen die diesjährigen PreisträgerInnen bekannt. Es zum einen die israelisch-palästinensische ÄrtzInnen-Organisation PRHI ("MedizinerInnen für Menschenrechte"), der nigerianische Umwelt-Aktivist Nnimmo Bassey, der nepalesische Menschenrechter Shrikrishna Upadhyay und der brasilianische Bischof Erwin Kräutler, der sich für die indigenen Völker und gegen umweltschädliche Staudammprojekte einsetzt.
Laut Uexküll soll auch in diesem Jahr das Engagement für einen "Wandel von Unten" mit der Preisverleihung bestärkt werden. Die PreisträgerInnen gäben durch ihre Arbeit und ihr Engagement ein weltweites Beispiel - so sie und ihr Wirken genügend bekannt gemacht wird. Dazu soll die Preisverleihung betragen, die am 6. Dezember im schwedischen Parlament stattfinden wird.
Die 1988 gegründete israelisch-palästinensische ÄrtzInnen-Organisation PRHI soll für ihren "unbezähmbaren Geist" ausgezeichnet werden, mit dem sie "für das Recht auf Gesundheit für alle Menschen in Israel und Palästina eintritt". Uexküll lobt deren Mitglieder, "die nicht auf Politiker warten, bevor sie handeln, um unnötiges Leiden im Nahen Osten zu beenden." PRHI verfolgt zwei Ziele: Zum einen betreut die Organisation mit mobilen Kliniken Menschen, die ansonsten keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung hätten. Zum anderen kämpft sie für ein "einschließendes öffentliches Gesundheitswesen", das keinen Unterschied mehr zwischen Israelis und Palästinensern oder zwischen Arm und Reich macht. PRHI wurde von der Ärztin Ruchama Marton und israelischen wie palästinensischen ÄrztInnen gegründet und führt eine Kampagne gegen bürokratische Hürden und Repression vor allem in den besetzten palästinensischen Gebieten. Erschwert wurde die Arbeit der PRHI durch die Gaza-Blockade der israelischen Regierung, was die ÄrztInnen jedoch beispielsweise durch die Überstellung schwerkranker PalästinenserInnen in israelische Karankenhäuser zu durchbrechen suchen.
Die Jury des 1980 gestifteten 'Right Livelihood Award' zeichnet mit dem Nigerianer Nnimmo Bassey zugleich die nigerianische Sektion von 'Friends of the Earth' (die internationale Dachorganisation, der in Deutschland der Bund für Umwelt und Naturschutz - BUND - angehört), deren Vorsitzender Bassey ist. Als beispielhaft hebt sie deren Engagement gegen die "ökologischen und menschlichen Kosten der Ölförderung" hervor. Während die globale Berichterstattung die spektakuläre Ölpest im Golf von Mexiko thematisierte, wird seit Jahren vor der Weltöffentlichkeit verschwiegen, daß die Umweltzerstörung im Niger-Delta, welche internationale Ölkonzerne wie Shell durch die Ölförderung verursachen, nicht geringer ist als jene im Golf von Mexiko. Der Architekt Nnimmo Bassey gründete 1993 die 'Aktion für Umweltrechte' (ERA - 'Environmental Rights Action'), die unter anderem den Betroffenen und Gemeinden vor Ort Rechtsbeistand bei ihrem juristischen Vorgehen gegen die Ölverseuchung bietet.
Mit dem Nepalesen Shrikrishna Upadhyay erhält zugleich die von ihm 1991 gegründete Organisation SAPPROS das Preisgeld des 'Right Livelihood Award'. Der Gründer von SAPPROS habe gezeigt, daß "selbst im Angesicht der Bedrohung durch politische Gewalt und Instabilität" eine "Mobilisierung von Dorfgemeinschaften Armut überwinden kann". Upadhyay war zur Erkenntnis gekommen, daß "von oben gesteuerte Entwicklung" nicht hilft. Vor Ort schafft SAPPROS unter Einbeziehung der Lokalbevölkerung und ihrer Traditionen Wasser- und Abwasserleitungen, Pfade und Brücken, Gesundheitsstationen, Schulen, Bewässerungssysteme und Biogas-Anlagen. Die Organisation half beim Aufbau von Kreditgruppen und Kooperativen mit 1,3 Millionen Mitgliedern und schuf so die Grundlage für die Schaffung lebenswichtiger Infrastruktur von rund 250.000 Haushalten. SAPPROS war oft die einzige Organisation, die auch in umkämpften Gebieten nicht von der Seite der Betroffenen wich, hebt die Jury des 'Right Livelihood Award' hervor.
Ausgezeichnet wird auch der aus Österreich stammende und seit 1965 in Brasilien lebende Bischof Erwin Kräutler, "für ein Leben, das den Rechten indigener Völker gewidmet ist, und für sein unermüdliches Engagement, den Urwald des Amazonas vor der Zerstörung zu bewahren." Bischof Kräutler ist auch ein Gegner des Belo-Monte-Staudamms, eines umstrittenen Wasserkraftprojekts, bei dem mit dem weltweit drittgrössten Staudamm der Xingu, ein Nebenfluss des Amazonas, aufgestaut werden soll. Riesige Urwaldflächen würden überflutet und Tausende Familien müßten umgesiedelt werden. Die ökologischen und insbesonder klimatischen Folgen durch die Methan-Ausgasung wären verheerend. (Siehe hierzu unseren Artikel v. 1.03.19) Bischof Kräutler steht in der Tradition der vom heutigen Papst Benedikt XVI. geächteten Befreiungtheologie, nach der ChristInnen auf der Seite der Machtlosen stehen müßten. Er setzt sich für die Rechte der Urbevölkerung ein und verteidigt sie trotz zahlreicher Bedrohungen und Übergriffe durch die Milizen der GroßgrundbesitzerInnen.
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Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Mega-Staudammprojekt in Brasilien
Widerstand von AnwohnerInnen,
UmweltschützerInnen und WissenschaftlerInnen
(1.03.10)
"Alternative Nobelpreise" 2007
zeigen Lösungen für globale Herausforderungen auf
(4.10.07)
Alternativer Nobelpreis an Daniel Ellsberg
an Ruth Manorama und Lyrik-Festival von Medellín
(28.09.06)
Friedensnobelpreis an die IAEO
- die Lobby der Atom-Mafia (7.10.05)
Ein schwedischer Preis
und die Diamanten Südafrikas (3.10.05)
Order 81 - Gen-Okkupation des Irak
Aufruf von 13 Alternativ-NobelpreisträgerInnen
(12.03.05)
Friedensnobelpreis für kenianische
Umweltschützerin Wangari Maathai (8.10.04)