Stuttgart (LiZ). Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich in einem Schreiben an EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen "dringend" dafür ausgesprochen, die vorliegende Fassung der EU-Pestizid-Verordnung zu "überarbeiten". Er mache sich Sorgen um "die Landwirtschaft".
Fraglich ist hierbei, welche Landwirtschaft der pseudo-grüne Ministerpräsident meint. Macht er sich Sorgen um die Bio-Landwirtschaft oder um die industrielle Landwirtschaft, welche die Lebensgrundlagen dieses Planeten zerstört? In den vergangenen zwanzig Jahren hat der Bestand an Insekten in Deutschland bereits um über 80 Prozent abgenommen. Ohne Insekten werden immer mehr Amphibien verschwinden, immer mehr Vögel verhungern, viele Pflanzen keine Früchte mehr tragen... Am Ende der Nahrungskette stehen wir Menschen.
"Offenbar will Herr Kretschmann aus der Biodiversitätskrise nicht die nötigen Maßnahmen ableiten", kommentiert Sylvia Pilarsky-Grosch, Vorsitzende des BUND-Landesverbandes Baden-Württemberg das Schreiben des Ministerpräsidenten. "Unsere Ernährung ist nicht durch Pläne zur Pestizidreduktion gefährdet, sondern durch die ökologische Verarmung der Natur, zu der auch die moderne Landwirtschaft erheblich beigetragen hat."
Zudem haben Kretschmanns Ausführungen nichts mit dem aktuellen Debattenstand auf EU-Ebene zu tun. Bereits im November hatte die EU-Kommission im Text-Entwurf die sensiblen Gebiete, die von einem Pestizidverbot betroffen wären, erheblich eingeschränkt und sieht vor, Pflanzenschutzmittel aus dem Ökolandbau oder Pestizide mit geringem Risiko auch weiterhin in Schutzgebieten zuzulassen.
"Durch das Biodiversitätsstärkungsgesetz, das im Sommer 2020 in Baden-Württemberg verabschiedet wurde, haben wir hier bereits eine gesetzliche Grundlage, die sehr ähnliche Ziele vorgibt. Die EU-Pläne sind daher auch eine Chance des Wettbewerbsausgleichs für die LandwirtInnen im Südwesten", so Pilarsky-Grosch.
Tatsache ist allerdings auch, daß in Baden-Württemberg die Reduktion des Pestizid-Einsatzes trotz aller Versprechen aus Stuttgart kaum vorankommt. Auch der Anteil der Bio-Landwirtschaft an der gesamten Agrarfläche in Baden-Württemberg ist nach wie vor auf einem kläglichen Niveau.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Wald-AIDS
Über 80 Prozent der Bäume in den
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Teufel, Oettinger und Mappus (18.02.23)
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Fisch-Sterben in der Oder (11.08.22)
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