28.01.2013

Iran und USA weisen einträchtig
Gerücht über Explosion in Fordo zurück

Unterirdische Urananreicherungs-Anlage Fordo im Iran
Washington (LiZ). Am vergang­enen Donnerstag verbreitete die US-amerikanische Online-Zeitung WND das Gerücht, in der iranischen Atomanlage Fordo habe sich eine Explosion ereignet. Demnach sollen sämt­liche Zugänge der unterirdischen Urananreicherung-Anlage ver­schüttet und 240 Menschen eingeschlossen sein. Mittlerweile wurde diese Darstellung von offizieller iranischer Seite dementiert und ein Sprecher des US-Präsidialamts bezeichnete sie als "unglaubwürdig."

WND hatte sich auf den "Iran-Experten" Reza Khalili berufen, der die Information seinerseits von einem ehemaligen iranischen Geheimdienstmitarbeiter erhielt, der offenbar ebenfalls den Vornamen des früheren Schah von Persien trägt. Die Explosion habe sich am 21. Januar, einen Tag vor der israelischen Parlamentswahl, ereignet. Weite Teile der unterirdischen Anlage, in der sich vermutlich tausend bis zweitausend Zentrifugen zur Urananreicherung befinden und die gegen den Abwurf der gegenwärtig effektivsten bunkerbrechenden Bomben geschützt ist, sollen durch die Explosion am Montagvormittag gegen 11:30 Uhr zerstört worden sein. 240 Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Explosion in der Anlage befanden, seien von der Außenwelt abgeschnitten. Die Explosion habe Gebäude im Umkreis von fünf Kilometern erschüttert. Ein Gebiet mit einem Radius von 24 Kilometern um Fordo sei abgeriegelt worden.

Gestern noch hatte das Springer-Blatt 'Welt' nachgelegt und unter Berufung auf eigene Quellen, einen "Iran-Experten mit Geheimkontakten", die Angaben von WND bestätigt. Allerdings seien nicht 240, sondern lediglich 190 Menschen eingeschlossen.

Die staatliche iranische Nachrichten-Agentur IRNA zitierte heute, Montag, den Vize-Chef der iranischen Atomenergie-Behörde, Said Schamseddin Bar Brudi, mit der Aussage, bei den Berichten über eine Explosion in Fordo handele es sich um "westliche Propaganda". Der Chef des Sicherheitskomitees des iranischen Parlaments, Alaeddin Borudscherdi, äußerte sich entsprechend. Kurze Zeit später erklärte ein Sprecher des US-Präsidialamts in Washington, es lägen keine Informationen über eine Explosion in Fordo vor. Er ergänzte: "Wir glauben nicht, daß der Bericht glaubwürdig ist."

Die Urananreicherungs-Anlage Fordo liegt rund 150 Kilometer südwestlich von Teheran und befindet sich in einem Berg in der Nähe der "heiligen" Stadt Qom. Ende 2011 begannen TechnikerInnen im Auftrag des iranischen Regimes, in der Anlage Uran auf 20 Prozent anzureichern. Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren der Verdacht geäußert, das iranische Regime strebe - entgegen den eindeutigen offiziellen Bekundungen - danach, in den Besitz der Atombombe zu gelangen. Hierzu müßte allerdings ein Anreicherungsgrad von 90 Prozent erreicht werden. Allein die Tatsache, daß noch jede Regierung, die das "Recht" auf die sogenannte friedliche Nutzung der Atomenergie zur Erzeugung von Elektrizität für sich in Anspruch nahm, versuchte, in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen, spricht allerdings gegen die iranischen Beteuerungen - ebenso die Tatsache, daß die Anlage in Fordo zunächst geheim gehalten worden war. Die US-amerikanische sowie die israelische Regierung haben bereits mehrmals einen Militärschlag gegen die iranischen Atomanlagen angedroht.

In den vergangenen Jahren hat es offenbar bereits zahlreiche Sabotage-Aktionen gegen das iranische Atomprogramm gegeben: Iranische Atomwissenschaftler­Innen wurden ermordet. Im August 2012 soll die Urananreicherungs-Anlage Fordo nach iranischen Angaben durch Sprengstoffanschläge auf die Stromversorgung zeitweise lahmgelegt worden sein. Eine Anlage zur Entwicklung von Raketen, die angeblich als Trägersystem für Atomwaffen geeignet wären, wurde bei einem Sprengstoffanschlag zerstört. Und offenbar war es gelungen, den Computerwurm Stuxnet in die Steuerung der Urananreicherungs-Anlage Natanz einzuschleusen und so erheblichen Schaden anzurichten (Siehe unsere Artikel vom 17.09.10 und 1.06.12).

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Cyber War gegen Iran
      Obama und der Stuxnet-Wurm (1.06.12)

      Iranisches Regime spielt mit dem Feuer
      Kriegsschiffe im Mittelmeer (18.02.12)

      Obama subventioniert die Atom-Mafia
      Bau zweier Atom-Reaktoren angekündigt (9.02.12)

      Schauspieler Michael Douglas appelliert:
      Baldige Vertragsunterzeichnung gegen Atomwaffen
      (4.12.11)

      USA und Iran
      Zivilisatorisch rückständig (24.01.11)

      Todesstrafe
      USA und Iran Seit an Seit (10.11.10)

      Neue Gefahr im Atomkraftwerk
      Stuxnet-Wurm kann Industrie-Anlagen steuern (17.09.10)

      Obama stärkt Diktatur
      Waffen-Deal für 60 Milliarden US-Dollar eingefädelt
      (14.09.10)

      Abrüsten durch Aufrüsten?
      Obama gibt 80 Milliarden US-Dollar für Atomwaffen
      (15.05.10)

      Die Gefahr einer iranischen Atombombe
      Die IAEA und dubiose Geheimdienst-Dossiers (19.02.10)

      US-Regierung bricht Schweigen über Israels Atombombe
      Neue Perspektive bei Verhandlungen mit dem Iran?
      (11.05.09)

      Barack Obama und das Nadelöhr
      Ist von Obama anderes zu erwarten als von Bush?
      (6.10.08)

      Ein weiterer Irrer outet sich
      Chirac droht dem Iran mit der Atombombe (20.01.06)

      land of the free uranium
      Sieben Länder, 25 Tage, 15 Pfund Uran (13.09.03)

      Sind Kernwaffen notwendig?
      Rede von Lee Butler, 1999 (14.01.02)

      Der siamesische Zwilling: Atombombe
      Info-Serie Atomenergie - Folge 4