Rücktritt von KNS-Geologe Marcos Buser
Bern (LiZ). Einer der renom- miertesten Schweizer Atommüll-Experten zog sich aus der Farce um das scheinbar transparente und demokratische Such- Verfahren für ein Atommüll-Endlager zurück. Marcos Buser, der als KNS-Mitglied jahrelang den Bundesrat in Atomfragen beraten hatte, stellte in einem Interview mit der Freiburger Zeitung 'Der Sonntag' das Verfahren grundlegend in Frage.
"So wie das Verfahren derzeit läuft, ist es falsch," erklärte Buser gegenüber der Freiburger Zeitung 'Der Sonntag' und der Schweizer 'SonntagsZeitung'. Offen sprsch er aus, daß seine Kritik und seine Warnungen, die er als Mitglied Schweizer Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) in den vergangenen vier Jahren vorbrachte, ignoriert wurden. Laut Buser steuert die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (NAGRA), die eng mit der Atom-Industrie verflochten ist, das Verfahren "aus dem Hintergrund".
Wie schon die Anti-Atom-Bewegung kritisierte (siehe unseren Artikel vom 19.01.12), ist das gesamte Such-Verfahren eine Farce. Entgegen der vorgespiegelten Offenheit mit einer Vielzahl von genannten Standorten, läuft nach wie vor alles auf den Standort Benken hinaus. Laut Buser ist das Verfahren eine "Täuschung der Öffentlichkeit, der wir eine ergebnisoffene und transparente Standortsuche versprochen haben." Letztlich bedeute dies, daß die NAGRA die staatlichen Institutionen über "unsichtbare Kanäle" in ihrem Kurs bestimme: "Die inhaltliche Konzept- und Strategieplanung ist weiter in der Hand der NAGRA."
Buser fordert, daß die Schweizer Endlagersuche "neu überdacht und teils neu konzipiert" wird. Es müßten daher unabhängige technische Strukturen geschaffen werden - Buser nennt als Beispiel die Dammbau-Behörden in den Niederlanden und die Wasserkooperationen in Spanien. Nur mit Strukturen, die "über alle politischen Brüche hinweg stabil" bleiben, sei eine Arbeit zu erfüllen, die einen Zeithorizont von mehreren Jahrzehnten beanspruche.
Anmerkungen
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