20 Prozent Meßungenauigkeit bei Druck-Sensor
Straßbourg (LiZ). Wie sich aus Untersuchungen am baugleichen französischen AKW Bugey ergibt, besteht auch bei dem nur 24 Kilometer vom südbadischen Freiburg entfernten AKW Fessenheim ein erhöhtes Risiko. Ein Sensor, der zur Überwachung des Drucks in den Rohrleitungen des radioaktiven Primärkreislaufs dient, weist eine Ungenauigkeit von bis zu 20 Prozent auf. Im Falle der Notkühlung ist damit das Risiko einer Kernschmelze und der Freisetzung von Radioaktivität deutlich erhöht.
Zur Zeit werden an den beiden Druckwasserreaktoren à 880 Megawatt des AKW Fessenheim 10-Jahres-Inspektionen vorgenommen, die maßgeblich sein sollen für eine geplante Verlängerung der Betriebszeit auf 40 Jahre. Der im Jahr 1977 in Betrieb genommene Block I des ältesten französischen Atomkraftwerks könnte demnach bis 2017 am Netz bleiben. Nach Ansicht der örtlichen elsässischen und badischen AtomkraftgegnerInnen ist es ein Zeichen für "eine nur oberflächlich durchgeführte" Inspektion, daß die Mängel an dem Druck-Sensor nicht im AKW Fessenheim, sondern im baugleichen AKW Bugey festgestellt wurden. Das AKW Bugey befindet sich im südostfranzösischen Département Ain, nur rund 30 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt.
Die französische Atomaufsicht stufte die Entdeckung des fehlerhaften Druck-Sensors trotz der eklatanten Bedeutung für das Risiko lediglich auf Stufe Eins der internationalen INES-Skala ein. Selbst der Meldung des AKW-Betreibers und der damit übereinstimmenden Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Freiburg ist zu entnehmen, daß eine fehlerhafte Druckmessung in diesem sensiblen Bereich "im Ernstfall" die Notkühlung und damit die Sicherheit der Anlagen beeinträchtigt.
Im Fall des deutschen AKW Grafenrheinfeld, in dem nach Messungen im Juni 2010 der Verdacht auf Rißbildung an einer Rohrleitung im nuklearen Teil der Anlage besteht, wird ein Austausch des kritischen Rohrstücks aus Gründen des Profits bis zur nächsten routinemäßigen Abschaltung im März dieses Jahres verzögert. Ebenso heißt es nun von französischer Seite, der Strom-Konzern EdF werde "im ersten Halbjahr 2011" in einem der insgesamt neun baugleichen französischen Reaktoren ein neues mobiles Meßgerät testen und "zu gegebener Zeit" in den betroffenen Atomkraftwerken "einbauen". In den deutschen Mainstream-Medien ist heute statt dem Terminus "zu gegebener Zeit" zu lesen: "demnächst".
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
AKW Grafenrheinfeld
Riß im Rohr? (17.01.11)
AKW Fessenheim: Kurzschluß
Automatische Abschaltung von Block I (20.10.10)
Radioaktives Cäsium im Kanal
beim AKW Fessenheim (14.10.10)
Radioaktive Wolke aus AKW Fessenheim
erst nach über einem Monat publik (26.09.10)
Rheinerwärmung durch AKW Fessenheim
Gastbeitrag von Axel Mayer (16.07.10)
Brand im AKW Fessenheim
Keine Nachricht in deutschen Mainstream-Medien
(15.07.10)
Frankreich: Laufzeitverlängerung auf 40 Jahre
kostet 600 Millionen Euro pro Reaktor
AKW Fessenheim bis 2017? (27.06.10)
"Störung" im AKW Fessenheim
im Dezember gravierender als bislang bekannt (23.02.10)
"Störung" im AKW Fessenheim
Reaktor konnte nicht hochgefahren werden (27.12.09)
Hiroshima, Nagasaki und die Atomkraft - strahlende Folgen
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30 Jahre tödliche Gefahr (7.03.07)
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Atomenergie in Frankreich
Folge 11 der Info-Serie Atomenergie