Weiterhin illegaler Walfang
Agadir (LiZ). Die Tagung der Internationale Walfangkommission (IWC) in Agadir ging wie das sprichwörtliche Hornberger Schießen zu Ende. Die japanische Regierung im Verein mit der norwegischen, der isländischen und etlichen weiteren gekauften Regierungen versuchte, das seit 1986 bestehende Walfang- Moratorium zu kippen. Bisher hatten Walfangflotten der drei Nationen unter dem Vorwand eines Walfangs zu ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken das Moratorium unterlaufen - doch dies genügte der japanischen Regierung, die von Artenschutz-Organisationen immer wieder an den Pranger gestellt wird, offenbar nicht. Die US-Regierung warb für einen vorgeblichen Kompromiß, nach dem Japan, Island und Norwegen die Waljagd für zehn Jahre freigegeben würde. Die Quoten sollten zwar auf dem Papier geringer werden, was jedoch wegen mangelnder Kontrollmöglichkeiten lediglich die Funktion einer Beruhigungspille gehabt hätte. Die Regierungen, die sich vorgeblich für den Walschutz einsetzen, waren in der Minderheit. Da jedoch keine der anderen beiden Positionen eine qualifizierte Mehrheit von 66 der 88 IWC-Mitgliedsstaaten fand, bleibt nun alles beim Alten.
Die IWC-Tagung hatte bereits mit einem Skandal begonnen, da der IWC-Vorsitzende Anthony Liverpool nach Recherchen der britischen 'Sunday Times' unter dem dringenden Verdacht steht, sich von Japan bestechen zu lassen. Es war jedoch kein Wille der beteiligten Regierungen erkennbar, reinen Tisch zu machen. Ähnlich wie bei den internationalen Klimakonferenzen oder der internationalen Artenschutz- konferenz in Doha im März dieses Jahres sind nach wie vor die kapitalistischen Profitinteressen entscheidend und die hehren Worte von Klima- oder Artenschutz stellen sich als pure Lippenbekenntnisse heraus.
Viele VertreterInnen von NGOs sind in ihrem idealistischen Eifer bitter enttäuscht worden. Der japanische Wal-Experte von Greenpeace erklärte: "Die Mitgliedsstaaten der IWC sollten sich schämen. Ihr Gezanke verzögert den so dringend benötigten Fortschritt beim Walschutz um ein weiteres Jahr." Solange jedoch das Bild in der Öffentlichkeit aufrecht erhalten wird, bei solchen Konferenzen gehe es real um die proklamierten hehren Ziele, werden sich die beteiligten RegierungsvertreterInnen nicht etwa schämen, sondern heimlich ins Fäustchen lachen.
Greenpeace kritisiert, die "Walschutznationen" hätten in Agadir nicht "den notwendigen außenpolitischen Druck aufgebaut, um Fortschritte zu erzielen". Statt diese oberflächlichen Kritik gebetsmühlenartig zu wiederholen, muß endlich nach den Gründen für das Verhalten dieser angeblich am Artenschutz interessierten Regierungen gefragt werden. Doch nach wie vor ergeht sich Greenpeace in Mahnungen wie etwa: "Jetzt ist es für die Walschutznationen an der Zeit, nicht nur zu reden, sondern politisch zu handeln."
Statt auf den Konferenzen-Zirkus von Regierungen zu setzen, sollte sich Greenpeace auf die eigenen Anfänge besinnen und in Kooperation mit Organisationen wie 'Sea Sheperd' die effektive Behinderungen der Walflotten organisieren. Denn auch in den kommenden Jahren werden sonst weitere tausende Wale harpuniert. Hinzu kommt, daß jährlich rund 300.000 Wale und Delfine in Fischnetzen verenden und die zunehmende Verlärmung und Verschmutzung der Meere den Artentod beschleunigt.
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Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Korruptions-Skandal bei der Walfangtagung
IWC-Vorsitzender unter Bestechungsverdacht (21.06.10)
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