Ludwigshafen (LiZ). Der Chemie- und Gentech-Konzern BASF bestätigte heute, daß die gesamte Ernte der umstrittenen Gen-Kartoffel Amflora vernichtet wird. Die genmanipulierte Pflanze sollte vorrangig als Rohstoff für technische Produkte wie Kleister, Papier und Beton dienen. Kritisiert wurde deren Anbau unter freiem Himmel, weil dabei die Gefahr der Ausbreitung der Genmanipulation und insbesondere eines gefährlichen Antibiotika-Resistenzgens nicht ausgeschlossen werden kann.
Die "bestbewachte Kartoffel der Welt", die im Vorjahr kommerziell auf 15 Hektar bei Zepkow im Müritzkreis (Mecklenburg- Vorpommern) angebaut wurde, hatte immer wieder Gentechnik-GegnerInnen auf den Plan gerufen, die gegen den Anbau protestierten und nach dem Scheitern gerichtlicher Klagen auch mit gewaltfreien Aktionen das profitorientierte Treiben zu unterbinden versuchten.
Die Bürgerinitiative "Müritzregion - gentechnikfrei" zeigte sich über den jetzigen Mißerfolg von BASF erfreut. Von geplanten 300 Tonnen habe BASF ohnehin nur 138 Tonnen ernten können. "Amflora hat generell schlechte Erträge," erklärt Marlies Woellner von der Bürgerinitiative. Viren und Pilze hatten sich über Amflora hergemacht. Die von BASF erhofften Millionen-Gewinne haben sich zumindest in diesem Jahr in Luft aufgelöst. Zur Bewachung des Ackers vor Gentechnik- GegnerInnen hatte BASF Wachschutz eingesetzt, die Landeregierung von Mecklenburg-Vorpommern schickte Polizisten. "Alles für den Müll!", bilanzierte die Bürgerinitiative.
Auf Anordnung des "Umwelt"-Minister von Mecklenburg- Vorpommern, Till Backhaus, waren 18 Tonnen bereits unmittelbar nach einem Skandal im September vergangenen Jahres vernichtet worden, weil eine Vermischung mit der nicht zugelassenen Sorte Amadea festgestellt worden war. BASF hatte die Trennung des Saatguts offenbar allzu lax gehandhabt. Dennoch durften der größte Teil auf den Feldern weiter wachsen.
BASF hat Amflora speziell für die Bedürfnisse der Stärke-Industrie gentechnisch designt. Amflora enthält nur eine von zwei Stärke-Arten: Amylopektin. Natürliche Kartoffeln setzen sich hingegen aus zweierlei Arten Stärke zusammen. Da die Stärke-Industrie nur Amylopektin benötigt, soll Amflora so die Verarbeitung erheblich erleichtern. Am Ende der Verarbeitung bleibt von Kartoffeln die sogenannte Pulpe übrig, die von den Unternehmen dann wiederum an Viehzüchter weiterverkauft wird. Kartoffel-Pulpe wird zum Beispiel gerne bei der Bullenmast verfüttert.
Der Chemie- und Gentech-Konzern hatte die Rückendeckung der "schwarz-gelben" Bundesregierung. Im Koalitions- vertrag von 2009 war die Unterstützung von Amflora festgeschrieben worden. Der "gelbe" Bundeswirtschafts- minister Rainer Brüderle war noch Ende August 2010 höchstpersönlich mit Gumminstiefeln und dunkelblauem Anzug auf dem Acker in Mecklenburg-Vorpommern herum gestapft, um zusammen mit BASF-Führungskräften die genmanipulierten Amflora-Kartoffeln zu feiern.
In diesem Jahr will BASF Amflora nicht in Mecklenburg- Vorpommern anbauen. Eine BASF-Sprecherin teilte mit, daß die genmanipulierte Kartoffel statt dessen auf zwei Hektar in Sachsen-Anhalt angebaut werden soll.
Immer wieder war es in der Vergangenheit beim Anbau der Gen-Kartoffel zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Auf abgeernteten Versuchs-Feldern in Bayern wurden herumliegende Kartoffeln genmanipulierter Sorten entdeckt. Laut einer Umfrage des Emnid-Instituts vom Januar 2010 lehnen 77 Prozent der Deutschen den Anbau von Amflora ab.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
"Panne" mit Gen-Kartoffel Amflora
Backhaus stoppt BASF (8.09.10)
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