Pittsburgh (LiZ). Genmanipulierte Pflanzen können - entgegen früheren Behauptungen der Gentech-Konzerne wie Monsanto - in der freien Wildbahn über- leben. Mehr noch: Gen-Raps verbreitet sich in den USA unkontrolliert. Ein Team von unabhängigen Wissenschafter- Innen der Universität von Arkansas hat dies anhand konkreter Feldforschung im US-Bundesstaat North Dakota nachgewiesen. Sie konnten in 80 Prozent der untersuchten Wildpflanzen Gene entdecken, die aus genmanipuliertem Raps stammten. Die Studienergebnisse wurden bei einem Treffen der 'Ecological Society of America' in Pittsburgh vorgestellt.
Gen-Raps ist besonders gefährlich nicht nur in Hinblick auf die unkontrollierte Auskreuzungsfähigkeit, sondern auch weil er sich per Samen auf Nachbarfelder und Straßenbegleitgrün ausbreiten kann. Per Pollenflug kann er das manipulierte Erbgut zudem auf verwandte Pflanzen übertragen, die der Raps in großer Zahl besitzt. Der Raps-Samen kann bis zu zehn Jahre im Boden keimfähig bleiben. Auch Jahre nach dem Anbau der genmanipulierter Raps-Pflanzen konnten deren Nachkommen noch auf den betroffenen Feldern nachgewiesen werden.
Das WissenschaftlerInnen-Team um Cindy Sagers fanden in North Dakota Nachkommen von zwei verschiedenen Gen-Raps-Sorten. Eine davon war resistent gegen Monsantos Herbizid 'Roundup' (Wirkstoff: Glyphosat), die andere gegen den Herbizid-Wirkstoff Gluphosinat des deutschen Gentech-Konzerns Bayer. Die größte Überraschung waren jedoch zwei Raps-Sorten, die gegenüber beiden Herbiziden resistent waren. Dies zeigt, daß sich die beiden Gen-Raps-Sorten untereinander kreuzen können und zu völlig neuen Varianten führen, deren Risiken nie überprüft wurden.
Die Ausbreitung der genmanipulierten Pflanzen konnte vom Team um Sagers entlang von Straßen und Autobahnen, die durch North Dakota verlaufen, nachgewiesen werden. "Wir sind diese Wege abgefahren und haben auf einer Strecke von insgesamt 5.000 Kilometern mehr als 600 Stops eingelegt, um dort Proben zu nehmen", erklärt Sagers. An knapp der Hälfte der Plätze konnten die ForscherInnen Raps entdecken. 80 Prozent der gefundenen Raps-Pflanzen enthielten zumindest eines der von den Gentech-Konzernen eingebauten Gene. "Wir haben herbizidresistenten Raps entlang von Straßen, an Müllplätzen, bei Supermärkten, Tankstellen und Friedhöfen gefunden", berichtet die WissenschaftlerIn.
Die aktuellen Forschungsergebnisse beweisen, daß Gen-Raps nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand kontrolliert werden kann. Würden die Gentech-Konzerne rechtlich verpflichtet, diese nun nachgewiesene Ausbreitung zu verhindern und auch die Kosten für den von ihnen verursachten Schaden zu tragen, würden die von ihnen angebotenen erheblich teurer und damit nicht mehr konkurrenzfähig. Um jedoch zunächst wenigstens den Schaden nicht noch weiter zu vermehren, ist entweder ein sofortiges Verbot der Inverkehrbringung von Gentech-Pflanzen von Nöten oder es ist die Selbsthilfe der BürgerInnen gefordert, entsprechend dem in Artikel 20 Grundgesetz festlegten Widerstandsrecht die Gefahr zu beseitigen. Da vom Gesetzgeber in absehbarer Zeit keine Gefahrenabwehr zu erwarten ist, bleibt daher keine Wahl.
Anmerkungen
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