Berlin (LiZ). Rund 74.000 Menschen pro Jahr sterben in Deutschland an den Folgen ihres Alkoholkonsums. Darauf wies die Bundeszentrale für gesundheit- liche Aufklärung (BZGA) anläßlich des Weltdrogentages hin. Weitere Folgen eines übermäßigen Konsums der gesellschaftlich weithin akzeptierten Droge Alkohol: Leberzirrhose, Gehirnschädigungen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Herzmuskel- und Krebs- erkrankungen. Die dadurch hervorgerufenen volkswirt- schaftlichen Kosten beziffert die BZGA auf jährlich 24 Milliarden Euro.
 Nahezu doppelt so viele Menschen sterben pro Jahr an den Folgen der Droge Nummer eins in Deutschland, Nikotin: 140.000. Zum Vergleich: an den Folgen illegalen Drogenkonsums starben im Jahr 2009 insgesamt 1.331 Menschen. Rund 900 der Todesfälle gingen dabei auf das Konto von Heroin. 4.160 Menschen kamen im Jahr 2009 bei Verkehrsunfällen ums Leben.
Laut der BZGA haben rund 9,5 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren ein Alkoholproblem. Das heißt, sie konsumieren an mehr als fünf Tagen pro Woche Mengen, die gesundheitliche Risiken bergen. Bei Männern sind das wissenschaftlichen Studien zufolge 24 Gramm reiner Alkohol (das entspricht zwei kleinen Gläsern Bier), bei Frauen die Hälfte, bei Jugendlichen noch weniger. "Alles was darüber liegt, ist bereits riskanter Alkoholkonsum und führt auf Dauer unausweichlich zu gesundheitlichen Schäden", warnte die BZGA. Die gesundheitlichen Risiken eines regelmäßigen und zu hohen Alkoholkonsums werden laut BZGA noch immer massiv unterschätzt.
Als alkoholabhängig gelten nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit 76 Millionen Menschen. In Deutschland sind es rund 1,3 Millionen. Probleme mit Alkohol haben 9,5 Millionen Deutsche zwischen 18 und 64 Jahren. BZGA-Pressereferentin Julia Jakob: "Hierzulande konnten wir in den vergangenen Jahren keine signifikanten Veränderungen feststellen." Weder nach unten noch nach oben, ergänzt sie. Ein Trend sei nicht feststellbar. 
Auch im Hinblick auf Jugendliche sieht die BZGA keine Anzeichen für Entwarnung. Zwar bleibe die konsumierte Alkoholmenge relativ konstant. Anders verhalte es sich aber beim "Rauschtrinken": Jeder Fünfte in der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen trinke bei einer Gelegenheit in einem Monat mehr als fünf Gläser Alkohol. Für die BZGA sind diese Zahlen Anlass genug, Jugendliche und Erwachsene weiterhin über die gesundheitlichen Folgen zu informieren und aufzuklären. Denn gesetzliche Maßnahmen wie Werbe- und Verkaufsbeschränkungen alleine greifen zu kurz, meint Jakob. Nach wie vor fließt in Deutschland jedoch ein Vielfaches an Geld in die Werbung für alkoholische Getränke als in die Aufklärung.
 
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