22.05.2010

Klima
Grönland steigt empor
wegen Gletscherverlust

Eisbär Miami (LiZ). Die grönländische Landmasse unter dem bislang bis zu drei Kilometer dicken Gletscherpanzer steigt immer schneller empor. Weil das Gewicht der schmelzenden Eismassen schwindet, hebt sich die Insel mittlerweile um rund 2,5 Zentimeter pro Jahr. Anders als etwa beim Schmelzen des nordpolaren Eises läßt dies den Meeresspiegel ansteigen.

ForscherInnen um Yan Jiang von der University of Miami veröffentlichten diese unerfreulichen Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin 'Nature Geoscience'. Wenn das Abschmelzen der Gletscher kontinuierlich voranschreitet, kann sich die Anstiegsrate bis zum Jahr 2025 sogar noch verdoppeln und Grönland um jährlich fünf Zentimeter aus dem Erdmantel heben. Mit ihren Ergebnissen bestätigen die ForscherInnen bereits vorliegende Daten, wonach sich das Abschmelzen des Grönland-Eises beschleunigt.

"Es ist seit einigen Jahren bekannt, daß die Klimaerwärmung für das Abschmelzen des Eisschildes in Grönland verantwortlich ist", sagt Tim Dixon, Geophysiker und Co-Autor der Studie. "Was jedoch neu ist und was und Sorge bereitet, ist die Tatsache, daß das Eis so schnell verschwindet und wir dem Land quasi dabei zusehen können, wie es sich hebt. Was noch mehr überrascht, ist daß sich der Anstieg der Landmasse beschleunigt."

Die Geschwindigkeit des Emporsteigens der grönländischen Landmasse haben die WissenschaftlerInnen mit Hilfe der Daten von GPS-Satelliten ermittelt. Diese zeichnen Veränderungen im Erdmagnetfeld auf, die seit 1995 mit Hilfe mehrerer Meßstationen in den Küstenbereichen Grönlands gewonnen werden. Sollte die Entwicklung nicht gestoppt werden, könnte Grönland in naher Zukunft erheblich zum weltweiten Anstieg des Meeresspiegels beitragen, heißt es in ihrem Beitrag in 'Nature Geoscience'.

Grönland, das politisch zu Dänemark gehört, liegt im Atlantik und am nördlichsten Punkt nur 740 Kilometer vom Nordpol entfernt. Die größte Insel der Welt wird zu großen Teilen von einem ein bis drei Kilometer dicken Eisschild bedeckt. "Ähnliche Phänomene haben wir auf Inseln vor Island und in Spitzbergen beobachten können. Auch diese Inseln sind von Gletschern bedeckt", erklärt Shimon Wdowinski, einer der AutorInnen des Beitrags in 'Nature Geoscience' und Professor an der Rosenstiel School of Marine and Atmospheric Science (RSMAS). "Während der Eiszeit und in Zeiten der Akkumulierung der Eismassen, drückt die gewaltige Last des Eises die Landmassen nach unten. Läßt der Druck dann nach, hebt sich das Land."

Am schnellsten schmelzen die grönländischen Eismassen an den wärmeren Küstenbereichen. Immer mehr Gletschermasse schiebt sich unter ihrem eigenen Gewicht nach. Neben der Gletscherschmelze erregt das sogenannte Gletscherkalben in zunehmendem Maße Besorgnis. Große Stücke brechen von den Gletschern ab und treiben als Eisberge ins Meer. Die Überflutung vieler Inseln im Pazifik und von Ländern wie Bangladesh oder den Niederlanden rückt mit zunehmender Geschwindigkeit näher.

 

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Anmerkungen

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