2.09.2010

Menschenrecht Wasser
!Kung legen Berufung ein

Tobee Tcori (Roy Sesana) von den !Kung Gaborone (LiZ). Am 21. Juli hatte der Oberste Gerichtshof Botswanas unter Mißachtung international geltender Menschenrechte eine Klage der !Kung ("Buschmänner") auf Zugang zu Wasser in ihrem angestammten Land abgewiesen. Nun haben sie Berufung gegen dieses Urteil eingelegt.

Richter Walia, der im Juli den Urteilsspruch verkündet hatte, äußerte damals Verständnis für die Position der botswanischen Regierung. Die !Kung seien "infolge der Wahl eines sehr entlegenen Siedlungsgebiets" für jede hiermit verbundene Unannehmlichkeit selbst verantwortlich. In europäischen Mainstream-Medien wird die Regierung Botswanas trotz des über Jahrzehnte fortgesetzten schleichenden Genozids an den !Kung als "mustergültig demokratisch" bezeichnet und die Zustände in Botswana geleugnet, indem von einem "ethnisch homogene Land" geschrieben wird. Die Erklärung für das scheinbar beliebige Übersehen von Völkermord in dem einen und Erfinden von Völkermord in dem anderen Land: Rohstoffe. Im Falle Botswanas profitieren die westlichen Industrieländer von einem ungehinderten Abbau von Diamanten auf dem Land der !Kung. Im Falle des Sudan beispielsweise profitiert einseitig China von den reichen Ölvorkommen des Landes.

Das Urteil des Obersten Gerichtshofs Botswanas erging eine Woche bevor die Vereinten Nationen das Recht auf Wasser zu einem grundlegenden Menschenrecht erklärten. Scharfe Kritik äußerte auch die African Commission on Human and Peoples' Rights, Afrikas wichtigste Menschenrechts-Institution. Den !Kung werde das "Recht zu leben" vorenthalten, welches in der Afrikanischen Menschenrechts-Charta verankert sei. Botswanas Präsident Ian Khama, Vorstands-Mitglied der Umweltschutz-Organisation Conservation International, bezeichnete die Lebensweise der !Kung zynisch als eine "archaische Phantasie".

Zuletzt kam es im Jahr 2002 zu einer groß angelegten Vertreibungs-Aktion der botswanischen Regierung gegen die !Kung. Im Jahr 2006 erklärte der Oberste Gerichtshof Botswanas die Vertreibung für illegal und verfassungswidrig, nachdem im Oktober 2005 der Alternative Nobelpreis an Tobee Tcori (Roy Sesana), einen Menschenrechts-Aktivisten der !Kung, verliehen worden war. Trotz der Gerichtsentscheidung von 2006 verhindert die Regierung jedoch weiterhin eine Rückkehr der Indigenen in ihre Heimat. Immer wieder wurden sie in schäbigen Camps festgehalten, wo sie dem Alkohol und AIDS überantwortet wurden. Denen, die ausbrachen und auf ihr Land zurückkehrten, wurde der Zugang zu Brunnen untersagt, auf deren Wasser sie angewiesen sind. Ohne Zugang zu Brunnen sind sie zu beschwerlichen Reisen gezwungen, um Wasser von außerhalb der Central Kalahari Game Reserve (CKGR) zu holen.

Die !Kung haben nun Rechtsmittel eingelegt, um Zugang zu einem Brunnen zu erhalten, welchen die Regierung während der Vertreibungen im Jahr 2002 versiegelt und verschlossen hatte. Obwohl die Buschleute erklärt haben, den Betrieb der Quelle selbst zu finanzieren, behauptet die Regierung, hierfür sei eine Genehmigung erforderlich. Diese wird aber verweigert.

Zugleich hat die Regierung neue Wasserlöcher für Wildtiere in dem Gebiet angelegt und ein Luxus-Camp inklusive Swimmingpool für TouristInnen auf dem Land der !Kung genehmigt. Außerdem soll der Betrieb einer weiteren Diamanten-Mine grünes Licht erhalten, die in der Nähe einer Siedlung der Buschleute geplant ist.

Jumanda Gakelebone, Sprecher der !Kung, erklärte: "Wie alle Menschen können wir nicht ohne Wasser leben. Unter dem Auge der Öffentlichkeit fordern wir unser grundlegendes Menschenrecht."

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Botswanas oberstes Gericht mißachtet Menschenrechte
      Den !Kung wird der Zugang zu Wasser verwehrt
      (22.07.10)

      Menschenrechtsverletzung in Botswana
      !Kung dürfen Angehörigen kein Wasser bringen
      (19.07.10)

      US-Menschenrechtsbericht kritisiert Botswana scharf
      Fortgesetzte Diskriminierung der UreinwohnerInnen
      (8.04.10)

      UN-Bericht verurteilt
      Botswanas Umgang mit dem Volk der !Kung
      Forderung nach Zugang zu Wasser (6.03.10)

      Ein schwedischer Preis
      und die Diamanten Südafrikas
      Hoffnung für die UreinwohnerInnen der Kalahari?
      (3.10.05)

      Badische Zeitung schaut weg bei Völkermord
      Botswana wird als "Musterländle" dargestellt
      Schleichender Genozid an den !Kung (3.06.05)

      Die Ethnie der !Kung kämpft ums Überleben
      Botswanas Regierung setzt kulturelle Ausrottung fort
      (15.07.04)