2.08.2018

Papst Franziskus gegen "Todesstrafe"
Katechismus geändert

Todesstrafe vor 2000 Jahren
Rom (LiZ). Mit Papst Franziskus hat die internationale Bewegung für die Abschaffung des staatlichen Mordens per sogenannter Todesstrafe einen einflußreichen Mitstreiter gewonnen. Diese sei "unzulässig", da sie "gegen die Unantastbarkeit und die Würde der Person verstößt", so das Oberhaupt der weltweit rund 1,1 Milliarden KatholikInnen.

Vor zwei Jahren hatte sich der Pharma-Konzern Pfizer gegen das staatliche Morden gestellt, indem er die Verwendung seiner Medikamente in den USA für tödliche Injektionen untersagte. Pfizer war das letzte von mehr als zwanzig europäischen und US-amerikanischen Unternehmen, das dem Einsatz von Pharma-Produkten für tödliche Injektionen entgegentrat (Siehe unseren Artikel v. 14.05.16).

Der Vatikan teilte am heutigen Donnerstag mit, daß die römisch-katholische Kirche sich mit Nachdruck für die Abschaffung der "Todesstrafe" auf der ganzen Welt einsetzen werde. Diese "Form der Strafe" stehe im Widerspruch zum Evangelium.

Schon bisher verurteilte die römisch-katholische Kirche die Verhängung der "Todesstrafe" in fast allen Fällen als "unangemessen". Als "zulässig" galt sie demnach nur, wenn der Verurteilte eine Lebensgefahr für andere darstellte und nicht mit andern Methoden, etwa durch Einsperren, unschädlich gemacht werden konnte. Der Schutz der Gesellschaft könne und müsse heute auf andere Weise als durch den Tod eines Schuldigen gewährleistet werden, argumentiert Papst Franziskus. Gleichzeitig dürfe diesem nicht die Möglichkeit genommen werden, sich von seiner Schuld zu befreien. Es gebe heute ein wachsendes Bewußtsein dafür, daß die Würde einer Person auch dann nicht verloren gehe, wenn jemand schwerste Verbrechen begangen habe, so der Vatikan. Die römisch-katholische Kirche nähert sich damit in einem wichtigen Aspekt einer rationalen Ethik aus der Tradition der Aufklärung an, die auf der Anerkennung der grundsätzlichen Gleichheit des Wertes menschlichen Lebens basiert.

Die Abschaffung der "Todesstrafe" gilt als eine der Prioritäten von Papst Franziskus - neben dem Schutz von MigrantInnen und der Umwelt. Schon im vergangenen Jahr sagte er, die "Todesstrafe" widerspreche dem Evangelium. 2015 schrieb er einen Brief an die 'Internationale Kommission gegen die Todesstrafe', diese bringe den Opfern keine Gerechtigkeit und fördere stattdessen die Rache. Weiter erwähnte Franziskus, daß bei vielen zum Tod Verurteilten nachträglich ihre Unschuld festgestellt worden sei und daß es bei Hinrichtungen häufig zu Problemen komme.

Laut 'amnesty international' warten weltweit über 20.000 Gefangene auf ihre Ermordung, im Jahr 2017 wurden demnach mindestens 2.591 Menschen zum Tode verurteilt worden und in 23 Staaten wurden im selben Zeitraum mindestens 993 Menschen per "Todesstrafe" ermordet - über 800 Menschen allein in den vier Staaten davon allein in den vier Staaten Iran, Saudi-Arabien, Irak und Pakistan. Auch die USA und China sind zu diesen verbrecherischen Staaten zu zählen. Am Mittwoch gab der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bekannt, daß der türkische Staat beabsichtige, die "Todesstrafe" wieder einzuführen.

Papst Franziskus könnte mit seiner Botschaft für die Abschaffung der "Todesstrafe" einen positiven Einfluß auf den Meinungsstreit in den USA nehmen, der stark vom Rachegedanken evangelikaler Kreise geprägt ist. Doch auch eine knappe Mehrheit der KatholikInnen in den USA von rund 53 Prozent befürworten laut einer Umfrage des Pew Research Center die "Todesstrafe" in Falle wegen Mordes Verurteilter. Dies entspricht dem Anteil der Gesamtbevölkerung, in der laut derselben Umfrage 54 Prozent die "Todesstrafe" für gerecht erachten.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unseren Artikel:

      Pfizer gegen "Todesstrafe"
      Keine Medikamente für Mord (14.05.16)

      "Todesstrafe" 2015 en vogue
      Maximum seit 1990 (6.04.16)

      "Todesstrafe" in Saudi-Arabien
      47 auf einen Streich (2.01.16)

      Nebraska schafft "Todesstrafe" ab
      Parlament überstimmt Gouverneur (28.05.15)

      "Todesstrafen" aufgrund falscher Haar-Tests
      FBI räumt Untauglichkeit ein (20.04.15)

      "Todesstrafe" 2013 en vogue
      Aktuell 529 Todesurteile in Ägypten (27.03.14)

      Justiz-Mord in den USA
      Troy Davis ist tot (22.09.11)

      Leonard Peltier
      Seit 35 Jahren im US-Gefängnis
      Jetzt in Isolationshaft (25.07.11)

      USA und Iran
      zivilisatorisch rückständig (24.01.11)

      Todesstrafe
      USA und Iran Seit an Seit (10.11.10)

      Haftprüfung nach 33 Jahren Gefängnis
      Demo zur Freilassung des 64-jährigen Leonard Peltier
      (30.07.09)

      Wegen angeblicher Gotteslästerung
      mit Todesstrafe bedroht (22.10.08)

      Barack Obama und das Nadelöhr
      ... anderes zu erwarten als von Bush? (6.10.08)

      Zitterpartie für Mumia Abu-Jamal verlängert
      Verurteilung wegen Mordes aufrecht erhalten (28.03.08)

      Todesstrafe in New Jersey abgeschafft
      Kommt es zu einer Trendwende in den USA? (15.12.07)

      28 Jahre unschuldig hinter Gittern
      Leonard Peltier wird morgen 60 (11.09.04)

      Indian War - Der Fall des
      indianischen Bürgerrechtlers Leonard Peltier (16.02.01)