Düsseldorf (LiZ). Nach Angaben des europäischen Verbandes der Getränkedosen-Hersteller BCME wurden im Jahr 2015 in Deutschland mehr als zwei Milliarden Getränkedosen verkauft. Damit sei der Absatz-Rückgang der Jahre 2003 bis 2006 nunmehr überwunden. Die massive Schädigung von Umwelt und Klima hat offenbar weiterhin kein Gewicht.
Treffen die Zahlen des BCME zu, wäre dies eine Steigerung des Dosen-Absatzes von 2014 auf 2015 um 12 Prozent. Nach der Einführung des Pfand-Systems auf Einweg-Verpackungen im Jahr 2003 durch den damaligen Atom- und "Umwelt"-Minister Trittin, war der Absatz von Getränke-Dosen zunächst deutlich zurückgegangen, weil der Handel die Getränkedose fast vollständig aus dem Sortiment genommen hatte. Doch mit der Einführung eines bundesweit einheitlichen Rücknahmesystems im Jahr 2006 tauchte die Dose wieder häufiger in den Regalen auf. Im Jahr 2007 wurden - nach den verfügbaren Angaben - rund 380 Millionen Dosen verkauft - im Jahr 2011 dann schon wieder 2 Milliarden. Das häufig als "Dosen-Pfand" bezeichnete Pfand-System auf Einweg-Verpackungen aus dem Jahr 2003 hatte allerdings weitaus mehr negative als positive Effekte: Infolge der Unübersichtlichkeit der Pfand-Systeme sank der Markt-Anteil der umweltverträglichen Mehrweg-Flaschen immer mehr (Siehe hierzu unseren Artikel v. 5.11.12).
Offenbar spielt die Intelligenz der KundInnen von Supermärkten und Discountern bei der neuen Dosen-Flut eine nicht unerhebliche Rolle. Martin Fassnacht, "Handels-Experte" von der privat finanzierten 'Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung' WHU in Vallendar bei Koblenz und Professor am dortigen "Lehrstuhl für Marketing", erklärte dieser Tage die neue Dosen-Flut unter anderem so: "Das coole Image des Energydrinks Red Bull strahlt auch auf andere Dosen-Getränke ab." Entscheidend dürfte allerdings der höhere Profit sein, der bei Getränke-Dosen im Vergleich zu anderen Getränke-Verpackungen herausspringt.
Vergessen sind hingegen in weiten Kreisen die von den Mainstream-Medien kaum verbreiteten Informationen, wonach in Dosen-Getränken beachtliche Mengen der hormonell wirksamen Chemikalie Bisphenol A nachgewiesen wurden. Etliche Hersteller von Getränke-Dosen verwenden nämlich Bisphenol-A-haltige Epoxidharze zur Innenbeschichtung der Dosen. Die Chemikalie Bisphenol A ist nachweislich gesundheitsgefährdend, wirkt ähnlich wie das weibliche Hormon Östrogen und wird beim Menschen mit Herz- und Kreislauferkrankungen, Sexualstörungen oder Diabetes in Zusammenhang gebracht (Siehe unseren Artikel v. 3.02.15).
UmweltschützerInnen sehen die neue Dosen-Flut mit Sorge. Aluminium ist ganz offensichtlich schon allein wegen des hohen Energieaufwands, der Umweltbelastungen und Naturzerstörungen bei der Herstellung das falsche Material, um für Verpackungen genutzt zu werden (Siehe etwa unseren Artikel v. 21.06.03). Nach wie vor sind Glas-Mehrwegflaschen eine umweltverträgliche und aus gesundheitlicher Sicht sichere Alternative. KonsumentInnen mir Verantwortungsbewußtsein für die Umwelt und für zukünftige Generationen meiden Supermärkte und Discounter und kaufen im Bioladen ein, wo noch die meisten (gesunden) Getränke in Glas-Mehrwegflaschen erhältlich sind.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Hendricks schützt Plastiktüten
nach Vorbild des Klima-Gipfels von Paris (21.12.15)
Plüschtiere? Giftmüll für Kinder
Zwei Drittel der Ware "mangelhaft" (26.11.15)
Bluff von Tetra Pak & Co. aufgedeckt
Getränke-Kartons nicht umweltfreundlich (25.05.15)
Hormone aus der Getränke-Dose
DUH warnt vor Gesundheitsgefahr (3.02.15)
Coffee to go - Cup to garbage
Das Problem Einmal-Becher (25.11.14)
Dinosaurier des Jahres 2013
für die Einweg-Lobby (27.12.13)
Trittins Erbe:
Mehrweg weitgehend zerstört (5.11.12)
Hormone aus der Dose
Bisphenol A in Bier und Softdrinks (24.02.10)
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Nabu präsentiert Vorschlag zu Einweg-Steuer (1.11.09)
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(12.03.09)
Überkapazitäten bei deutschen Müllverbrennungsanlagen
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