17.08.2012

8000 Risse im AKW Doel
Stilllegung dennoch ungewiß

AKW Doel bei Antwerpen
Brüssel (LiZ). Rund 8000 Risse wurden bei einer Ultraschall- prüfung am unteren Teil des Reaktordruckbehälters von Block 3 des belgischen AKW Doel entdeckt. Das Atomkraftwerk war im Juni für eine routinemäßige Überprüfung heruntergefahren worden.

Nach offiziellen Angaben soll Ende Oktober - sobald die Ergebnisse der derzeit laufenden Untersuchungen vorliegen - die Entscheidung über den Weiterbetrieb des Atom-Reaktors getroffen werden. Am 9. August (siehe unseren Artikel) war publik geworden, daß sich im Reaktordruckbehälter von Block 3 des belgischen AKW Doel ein rund zwei Zentimeter langer Riß befindet.

Gestern (Donnerstag, 16. August) hat die belgische Atomaufsicht AFCN angeordnet, den zweiten Block des belgischen Atomkraftwerks Tihange aus Sicherheitsgründen abzuschalten. Dennoch hieß es entsprechend eingeübter Routine, es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung oder für die Umwelt.

Eine Ultraschallprüfung im AKW Tihange soll am 10. September durchgeführt werden.

Ebenfalls am gestrigen Donnerstag (16. August) fand ein internationales Treffen von VertreterInnen der Atom-Industrie in Brüssel statt. Nach offiziellen Angaben wurde von der AFCN über die Probleme bei den AKW Doel und Tihange informiert. Die TeilnehmerInnen kamen aus den USA, den Niederlanden, Deutschland, Schweden, Spanien, der Schweiz und Argentinien. In all diese Länder hatte die niederländische Firma Rotterdamsche Droogdok Maatschappij Reaktordruckbehälter geliefert. Die Firma ging im Jahr 1983 pleite. Es besteht der Verdacht, daß insgesamt 22 Reaktordruckbehälter in Atomkraftwerken dieser Länder mit denselben Materialfehlern behaftet sind wie die, welche in den 1970er-Jahren in den AKW Doel und Tihange eingebaut wurden. Bei den beiden in Deutschland betroffenen Reaktordruckbehältern soll es sich dem Vernehmen nach um zwei der acht Atom-Reaktoren handeln, die im Zuge des im Sommer 2011 verkündeten "Atom-Ausstiegs" stillgelegt wurden. In Deutschland sind weiterhin neun Atom-Reaktoren de facto unbefristet in Betrieb.

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Riß im Reaktordruckbehälter
      des belgischen AKW Doel (9.08.12)

      General Electric: Atomenergie zu teuer
      Das Ende des Atomenergie-Zeitalters (30.07.12)

      Energie-Wende? Centrotherm insolvent
      "Schwarz-Gelb" zerschlägt deutsche Solar-Branche
      (12.07.12)

      Schweizer Uralt-AKW Beznau
      Riß im Reaktordeckel? (19.06.12)

      Greenpeace-Aktivist landet auf
      spanischem AKW Garoña (6.06.12)

      Atomkraftwerke
      Kernschmelz-Risiko unterschätzt (1.03.12)

      Obama subventioniert die Atom-Mafia
      Bau zweier Atom-Reaktoren angekündigt (9.02.12)

      Erneuerbare bei über 20 Prozent
      Energie-Wende dennoch gebremst (29.08.11)

      Marode Druckbehälter deutscher AKW
      Blockade von Untersuchungen (30.07.10)