8.07.2010

Wale und Delphine
leiden unter zunehmendem Lärm

Grauwal London (LiZ). Bereits seit Jahren ist bekannt, daß Unterwasser- Lärm zum Tod von Walen und Delphinen führen kann. Im Jahr 2003 wurde publik, daß es infolge militärischer Sonar-Systeme zu Massenstrandungen von Walen kommt. Doch die menschen- gemachte Verlärmung der Weltmeere nimmt weiter zu. Eine wissenschaftliche Studie hat nun gezeigt, daß Wale gegen den Lärm ankämpfen, indem sie ihrerseits die Lautstärke ihrer Kommunikation erhöhen.

Im Meer gibt es eine ganze Reihe menschlicher Lärmquellen: Das militärische Sonar von Marineschiffen macht Delphine und Wale zeitweise taub oder tötet sie bei zu geringer Distanz, Schiffsmotoren sorgen für Dauerlärm, Ölbohrungen, aber auch das Einrammen von Verankerungen für Offshore-Windkraftwerke sorgen für eine weitere Belastung ausgerechnet in Rückzugsgebieten oder der Kinderstube verschiedener Wal-Arten. Auch sogenannte Air Guns, die zu seismischen Messungen bei der Ölsuche zum Einsatz kommen, produzieren heftige Schallwellen.

Bei Vögeln ist der Effekt bereits bekannt, daß sie etwa in Städten mit hoher Lärmbelastung lauter singen und zwitschern. Ein Team von ForcherInnen um Susan Parks von der Pennsylvania State University hat nun herausgefunden, daß Meeressäuger auf die gleiche Weise reagieren. In den 'Biology Letters' der renommierten britischen Royal Society beschrieben die ForscherInnen ihre Untersuchungen. Sie studierten das Verhalten der Wal-Art Atlantischer Nordkaper (Eubalaena glacialis) vor der Ostküste Kanadas. An 14 Exemplaren hatten sie Saugnäpfe mit Aufnahmegeräten befestigt. Die Geräte registrierten nicht nur die Rufe der Wale, sondern auch die Geräuschkulisse der Meeresumgebung. Dabei stellte sich heraus, daß die Tiere ihre Rufe kurzfristig anpaßten und lauter riefen, sobald es rundherum mehr Krach gab.

Der Atlantische Nordkaper aus der Familie der Glattwale ist stark gefährdet. Seine Population von früher geschätzten 100.000 Tieren zählt heute nur noch wenige hundert und hat sich auch seit 1986, dem Beginn des sogenannten Walfang-Moratoriums, nicht deutlich erholt. ExpertInnen vermuten, daß der Bestand der Meeressäuger durch den Lärm zusätzlich bedroht ist. Die Tiere orientieren sich unter anderem mit Hilfe von Tönen. Wird der Orientierungssinn durch Unterwasserlärm gestört, kann es zu Strandungen kommen.

Auch andere Walarten reagieren auf den zunehmenden Lärm im Meer: Erst kürzlich haben australische ForscherInnen berichtet, daß Buckelwale bei zunehmendem Geräuschpegel auf Klopfsignale ausweichen. Sie singen weniger, sondern schlagen statt dessen verstärkt mit ihren langen Brustflossen auf die Wasseroberfläche.

Wale verständigen sich im tiefen Frequenzbereich zwischen 50 und 400 Hertz. Gerade in diesem Bereich hat in den vergangenen Jahrzehnten die Lärmbelastung im Meer durch Schiffsmotoren stark zugenommen. Auch die Versauerung der Ozeane durch vom Menschen produziertes Kohlendioxid steigert den Lärmpegel in den Weltmeeren.

 

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Anmerkungen

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